Quito, Ecuador, 17.10 Uhr
Heiter, 20 Grad
Jetzt habe ich ihn auch so „richtig“ vollzogen….den Sprung nach Südamerika. Wenn wir Singapur als so etwas wie „Asien light“ bezeichnen, können wir Chile dementsprechend als „Südamerika light“ qualifizieren. Sprich, es ist uns dort Vieles bekannt, die Kultur nicht großartig anders als bei uns, der Lebensstil der Menschen eher westlich. Ecuador ist anders. Es ist das „richtige“ Südamerika. Die Menschen sehen deutlich anders aus, fast alle haben einen indigenen Hintergrund. Auf den Straßen geht es weit weniger geordnet zu, dafür ist es viel bunter – wenn man mal von Chiles Street Art Szene absieht - und wuseliger. Die Geschäfte sind wesentlich weniger herausgeputzt, die Verkabelung wirklich abenteuerlich, und in Quitos Zentrum hält sich auch die Anzahl der Bobo Cafés in Grenzen. Dafür sieht man überall Straßenverkäufer, die von Fetzen über Obst, gegrillten Mais, Eis bis hin zu Fruchtsäften oder kleinen Speisen alles Mögliche verkaufen und Schuhputzer, die ihre Dienste anbieten. Als Tourist wird man aber kaum belästigt, hin und wieder boten mir auf dem Hauptplatz, der Plaza Grande, ein paar Leute mit radebrechendem Englisch ihre Dienste als Tourguide an, sonst aber kann man gemütlich durch die Straßen flanieren.
Und – was gefällt mir jetzt besser? Keines von beiden. Die beiden Länder sind einfach komplett verschieden, und die Osterinsel war sowieso nochmal was gänzlich Eigenes. Mir hat Chile super gefallen, und auch hier, im „richtigen“ Südamerika mit seinen vielen fremdartigen aber lebensfrohen Eigenheiten, taugt es mir wieder vom ersten Moment an.
Die Stadt habe ich heute wie vorgesehen mit dem Hop On Hop Off Bus besucht, gleich um die Ecke meiner Unterkunft befindet sich eine Einstiegsstelle. Nachdem der Bus nach einem Fahrplan im Stundentakt fährt und man somit immer weiß, wann der nächste kommt, ist dieses System um Einiges angenehmer als damals in Mexico City, wo man immer auf gut Glück warten musste.
Ich selbst wohne im Viertel Mariscal, es ist in erster Linie das Pub-und Barviertel Quitos, das allerdings am Sonntag relativ ausgestorben ist, weil die meisten Lokale da geschlossen haben. Auch gibt es hier viele Unterkünfte und Büros. Morgen ist es auf der Straße bestimmt lebhafter. Im Zentrum hat zwar auch am Sonntag Vieles geschlossen, allerdings sind dafür dann auch viele Straßen für Autos gesperrt, und entsprechend lebendig ist es in den Straßenzügen rund um die große Plaza, überall wird musiziert und es gibt diverse Vorführungen von Straßenkünstlern. Auch auf den Aussichtshügel Panecillo, wo eine hässliche Replika einer hässlichen geflügelten Marienstatue steht, führte mich die Busrunde. Von hier aus hat man einen tollen Überblick über Quito und seine Umgebung. Quito ist mit 2800 Metern Seehöhe übrigens die höchst gelegene Hauptstadt der Welt, und es war 1979 neben Krakau die erste Stadt, der das Prädikat UNESCO Weltkulturerbe verliehen wurde.
Die Höhe macht schon müde, auch wenn es unter 3000 halbwegs erträglich ist und man nicht wirklich Kopfweh oder Kreislaufprobleme bekommt. Auch ist mein Appetit ganz normal ausgeprägt. Bergauf ist es aber spürbar anstrengender als sonst und ich gerate wesentlich schneller ins Schnaufen. Auch darf man die Sonneneinstrahlung nicht unterschätzen, sobald die Murmel durchkommt, heizt sie hier am Äquator trotz Höhenlage ordentlich ein, sodass es teilweise richtig angenehm warm war. Ich habe den Tag jedenfalls genossen, auch bei einem guten Mittagessen. Jetzt werde ich nur noch eine Kleinigkeit Abendessen und früh schlafen gehen. Morgen frühstücke ich schon um 7, da ich um 8 abgeholt werde. Den Tag widme ich Quitos Umgebung, es gibt eine Wanderung an den Vulkankratersee Cuicocha und einen Besuch des wohl bekanntesten indigenen Marktes Südamerikas, jenen von Otavalo. Ich bin gespannt und freue mich darauf!