Ich war schon einige Jahre nicht mehr in Tschechiens Hauptstadt gewesen - nun ließ mich ein dienstlicher Aufenthalt zurückkehren. Ich erwischte einen makellosen Oktober Tag, blauer Himmel, klares Licht. Ich war in netter Gesellschaft meiner Kollegin Christiane unterwegs, und ich traf nach langer Zeit meine Cousinen Gabi und Misa wieder, mit denen es jedes Mal ein Vergnügen ist, sich zu unterhalten. Wir sehen uns sehr selten, aber der Draht ist trotzdem jedes Mal sofort da.
Prag war vor Corona eine der klassischen Overtourism Destinationen geworden - zu viele Touristen drängten sich durch die Achse zwischen Burg, Karlsbrücke und Altstädter Ring, die immer noch sehr belebt aber zumindest aufgrund des nur zögerlich wieder anlaufenden Städtetourismus nicht komplett überlaufen ist. Hier haben sich auch in erster Linie kitschige Souvenirläden und geschmacklose Fastfood Buden niedergelassen. Verlässt man die berühmte Achse und biegt nur einmal zur Seite, landet man aber immer noch in stillen, Kopfstein gepflasterten Gassen, die fast dörflich wirken, und wenn man in die urigen Hinterhöfe der Bierkneipen hineinblickt, wähnt man sich tatsächlich ins Mittelalter zurückversetzt, speziell im Kampa Viertel jenseits der Moldau. Blickt man aber über den Tellerrand und marschiert auf den Hausberg Petrin (Laurenziberg), wo sich Prags "Eiffelturm" befindet, bieten sich wunderbare neue Perspektiven auf die Stadt. Und fährt man zum Beispiel ins frühere Industrieviertel Karlìn, sieht man das Prag der Neuzeit, hip und vielseitig, weltoffen und kosmopolitsch. Hier findet man einen Mix aus urigen tschechischen Kneipen und modernen und stylishen Lokalen aus aller Welt. Industrielle Fassaden wurden adaptiert und den Bedürfnissen der heutigen Zeit angepasst. Vintage Läden, Bio Märkte - hier lebt das studentische Prag, geht aus und genießt das Leben. Die Stadt hat zusätzlich zu der ihr eigenen Schönheit an Format gewonnen - ist inzwischen eine echte Metropole geworden. Einfach die schönste Stadt Mitteleuropas. Nicht mehr und nicht weniger. Es war schön, sie wieder besucht zu haben.
Ein paar Prag Infos:
* Land und Leute
Prag (tschechisch Praha) ist die Hauptstadt Tschechiens und hat zirka 1,3 Millionen Einwohner.
* Herumkommen und Verkehr
Prags öffentliches Verkehrsnetz ist sehr gut ausgebaut. 3 Metro Linien werden ergänzt von vielen Tram - und Buslinien. Eine Einzelfahrt kostet günstige 40 CZK, eine Tageskarte 120 CZK (ca 4,70 EUR). Am praktischsten ist es, sich die App der Prager Verkehrsbetriebe herunterzuladen, hier kann man seine Kreditkartendetails speichern und kann sich dann jederzeit Einzel-oder Zeitkarten kaufen mit einem Klick. Wichtig ist, diese Tickets zu aktivieren. Dazu kann man schnell und unkompliziert die günstigsten Verkehrsverbindungen herausfinden und so gut durch Prag navigieren. Ansonsten gibt es Tickets auch an Kiosken oder an den Automaten an den Metro Stationen.
https://pid.cz/en/mobile-app/
Prags internationaler Flughafen Vaclav Havel (PRG) liegt etwa 30 Minuten vom Zentrum entfernt. Von Wien aus gibt es mehrmals tägliche Verbindungen mit Austrian Airlines, die Flugzeit beträgt dabei an die 40 Minuten. Die Metro fährt nicht direkt zum Airport, man kann die Buslinie 119, die in dichten Frequenzen verkehrt und auch gut angeschrieben ist, nehmen und erreicht in gut 10 Minuten die Metro Station Nadrazi Veleslavin. Von hier aus geht es in wenigen Minuten ins Stadtzentrum.
Prag kann von Wien aus auch mehrmals täglich per Bahn erreicht werden, die Strecke ist aber nach wie vor mangelhaft ausgebaut, die Fahrtzeit mit dem Railjet beträgt immer noch 4,20 Stunden. Man kommt dabei am Hauptbahnhof Hlavni Nadrazi an und ist dann schon mehr oder weniger direkt im Zentrum.
Auch Taxis und Uber fahren in Prag zahlreich, wirklich brauchen tut man sie aber eigentlich nicht.
* Einreise
Eigentlich liegt Tschechien im Schengen Raum und es ist in normalen Zeiten kein Thema. Nicht so in Pandemie Zeiten. Tschechien stuft Österreich zur Zeit als Risikogebiet ein, daher ist für Aufenthalte über 24 Stunden ein Impf-oder Genesenennachweis vorzulegen und eine elektronische Einreiseregistierung vorzunehmen. Kann man das nicht, muss man einen negativen PCR Test vorweisen und zusätzlich 5 Tage in Quarantäne. Wie immer kann sich das jederzeit ändern, daher natürlich tagesaktuell checken!
* Infrastruktur
4G Handynetzabdeckung lückenlos, WLAN ist ebenso überall Standard. Steckdosen werden die gleichen wie in Österreich verwendet. Supermärkte und viele - vorwiegend von Vietnamesen geführte - kleine Läden haben großzügige Öffnungszeiten, sodass die Versorgung jederzeit sichergestellt ist.
* Sprache
Tschechisch ist eine slawische Sprache, von der man im Prinzip kein Wort versteht. Mit Englisch kommt man in Prag sehr gut zurecht, speziell jüngere Leute sprechen es oft fließend. Auch für Touristen wichtige Aufschriften und Speisekarten gibt es sehr oft auf Englisch, sodass man sich sehr leicht zurechtfindet.
* Gesundheit
Tschechien war lange Zeit einer der Corona Hotspots Europas, zur Zeit weist es aber eine der niedrigsten Infektionsraten des Kontinents auf. Die Impfrate ist relativ niedrig, wie in allen Ländern des früheren Ostblocks ist die Skepsis dagegen groß. Hatte Tschechien lange Zeit sehr rigide Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung in Kraft, so geht es jetzt recht leger zu. FFP2 Masken in Innenräumen ohne 3G Setting sind ebenso wie in öffentlichen Verkehrsmitteln verpflichtend. Theoretisch wäre ein 3G Nachweis in der Gastronomie und in Hotels vorzuweisen, gefragt wurde danach allerdings nirgends. Ansonsten kann man sich frei bewegen und Alles ist geöffnet.
* Geld und Preise
Tschechien verwendet immer noch seine eigene Währung, die tschechische Krone (CZK). Es gibt relativ viele Bankomaten, allerdings gehören fast alle zum Euronet Netzwerk und verlangen horrende Gebühren für die Bargeldbehebung. Leider kommt man um diese aber nicht herum, Kreditkarten werden zwar oft, aber keineswegs lückenlos akzeptiert. Immer wieder trifft man auf Geschäfte und Lokale, die nur Bargeld akzeptieren. Das Akzeptanzniveau liegt jedenfalls eher auf dem Level Deutschlands und deutlich unter jenem Polens, Ungarns oder Rumäniens. Will man also flexibel unterwegs sein, sollte man doch ein paar CZK in der Tasche haben.
Abgesehen vom touristischen Korridor ist das Preisniveau in Prag immer noch deutlich günstiger als jenes bei uns, ein Bier (Tschechiens Nationalgetränk) kriegt man oft um 1,50 - 2,00 EUR.
* Küche
Die böhmische Küche ist uns in Österreich ja nicht unbekannt - und sie ist deftig. Knödel (Knedlicky) sind die Basis jeden echten tschechischen Essens, dazu gibt es so gut wie immer Fleisch, vor Allem Schwein oder Rind (der Rinder Rahmbraten Svickova ist eines der Nationalgerichte). Auch Ente kommt in Böhmen häufig auf den Teller. Süßspeisen sind ebenso üppig - und gut. Eine Spezialität, die man an jeder Ecke bekommt, sind die sogenannten "Baumkuchen" (Trdlo) - es duftet an vielen Straßenecken herrlich danach, man erhält sie mit den unterschiedlichsten, immer aber sehr üppigen, Füllungen. Dazu gibt es in Tschechien unzählige Biersorten - alle köstlich. Es ist DAS Nationalgetränk, kein Land der Welt hat einen höheren Pro Kopf Bierkonsum als Tschechien. Tschechien ist aber auch Weinland, und auch Schnäpse wie Becherovka haben internationales Renomée.
In Prag hat sich die Küche, einer Metropole angemessen, aber diversifiziert, man findet neben den urigen Bierkneipen mit deftiger tschechischer Kost mittlerweile Küchen aus aller Welt, speziell italienische und asiatische Lokale gibt es häufig. Wir haben uns gestern leichteren Alternativen gewidmet und uns durch die unzähligen kulinarischen Optionen Karlíns probiert.
Café Frida
Gemütliches Café-Restaurant mit mexikanischer Küche im Stile der berühmten Malerin Frida Kahlo. Sehr angenehm zum Sitzen, freundliches Personal. Achtung - Cash only!
https://cafefrida.cz/?lang=en
Sanduga Fusion Restaurant
Nett zum Sitzen, phänomenale, asiatisch geprägte, Fusionsküche. Die Frische, die Aromen, die Kreativität - einmalig! Dazu extrem freundliches Personal. Und an Freitagen am Abend Live Musik, in angenehmer Lautstärke im Hintergrund, sodass man sich trotzdem gut unterhalten kann. Mitten im Karlín Viertel - hier stimmte Alles!
https://sanduga.cz/en/events/houbovy-tyden/
* Prag Tipps abseits des Haupt Touristen Korridors
Karlìn Viertel - der neue Hipster Hotspot Prags. Um einen Park gruppieren sich in gepflasterten Gassen in ehemaligen Industriegebäuden Cafés und Restaurants mit Küchen aus aller Welt. Dazu Vintage Läden und Bio Märkte. Man kann aus Karlín entlang der Moldau direkt am Ufer einen schönen Spaziergang ins Zentrum machen. Gut erreichbar auch über die Metro Station Florenc.
Petrin - Laurenziberg. Es gibt auch eine Zahnradbahn, die aber zur Zeit außer Betrieb ist. So ist der Aufstieg auf den Hügel durchaus mit ein wenig Sport verbunden, jener auf den "Eiffelturm" von Prag schlägt sich dann noch einmal mit 277 Stufen obendrauf zu Buche. Der Ausblick auf die Stadt von oben ist wirklich toll, nachdem die Treppen außen verlaufen, nicht für Leute mit Höhenangst geeignet! Eintritt kostet 150 CZK, in dem Fall gab es keinen Andrang, In touristischeren Zeiten können die Tickets aber auch Online im Voraus gebucht werden, um etwaigen Warteschlangen aus dem Weg zu gehen.