Das Kalkül, diese Juwele und gleichzeitig Touristen Hotspots im Corona Jahr ohne Massenaufläufe zu besuchen, ging nur teilweise auf. Beim Mont St. Michel noch so halbwegs, da ich gleich um 9 Uhr dort war, als der Parkplatz aufsperrte, als ich knapp 2 Stunden später wieder zum Auto zurückkehrte, standen schon Schlangen bei den Shuttle Bussen an. Die Parkplatzkapazität beim Mont St. Michel ist enorm, war nicht mal zu einem Viertel ausgelastet auch um 11 Uhr, aber trotzdem waren es für meinen Geschmack dann schon zu viele Menschen, die sich die berühmte Klosterinsel ansehen wollten. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie es hier in „normalen“ Jahren aussehen muss. In Dinan war der Andrang auch groß aber halbwegs im Rahmen, in St. Malo am Nachmittag dann aber viel zu viel. Alle Parkplätze waren hier voll, Massen wälzten sich durch die Innenstadt und auf der Stadtmauer, kein Wunder, dass sowohl am Mont St. Michel als auch in St. Malo in der Innenstadt auch im Freien Maskenpflicht herrscht. Sind bei uns die Seen ausgelastet und die Städte leer, gestaltet sich das hier mit der Küste offensichtlich genauso – die Franzosen zieht es in ihre Badeorte. Und was Mont St. Michel und St. Malo betrifft dann nicht nur diese, auch Blechlawinen an Deutschen, Belgiern und Niederländern bevölkerten diese Highlights.
Nun der Reihe nach. Meine Gastgeberin hatte mir empfohlen, „früh“ aufzubrechen zum Mont St. Michel, also um 9, wenn alles aufsperrt, dort zu sein, ergo, um 8 loszufahren. Entsprechend des Tageslichts in der Bretagne gelten hier andere Maßstäbe was früh und was spät ist. Sie ließ mir Brot, Butter und Marmelade heraußen, ich bediente mich also selbst beim Frühstück um 7.30 Uhr, um gegen 8 loszufahren. Im Haus hörte man keinen Mucks, alles schlief noch. Und ich fuhr im wunderschönen Morgenlicht der Baie St. Michel entlang, alles wirkte noch wie mitten in der Nacht.
Mont St. Michel im Morgenlicht also…..es wurde hier vor einigen Jahren alles neu gestaltet. War früher der Parkplatz direkt vor dem Klosterfelsen und dieser bei Flut nur mit dem Boot zugänglich, hat man nun die Parkplätze fast 3 Kilometer ins Landesinnere verlegt. Dort gibt es auch – eher lieblos gestaltete – Hotels, Shops, Restaurants – und ein Gratis Shuttle fährt zum Mont St. Michel, der nun über eine immer befahrbare, architektonisch aber gut in die Landschaft eingefügte Brücke, erreichbar ist. Grundsätzlich finde ich es sehr gut, dass man den ganzen Kommerz, der zweifelsohne an Frankreichs meist besuchter Touristenattraktion vorhanden ist, wenn es ihn denn schon geben muss, dann ihn wenigstens außer Sichtweite verbannt und man sich so auf das eigentlich zu besichtigende Objekt der Begierde konzentrieren kann. Statt den Shuttle zu nehmen, kann man die knapp 3 Kilometer auch zu Fuß gehen, was ich zumindest für den Hinweg jedem dringend empfehlen würde und auch so gemacht habe. Die Ausblicke auf den Klosterfelsen sind gerade im Morgenlicht ein Traum, ausschließlich Postkartenmotive tun sich auf, in immer wechselnden Perspektiven. Es waren noch ein paar Wolken da, durch die die Morgensonne durchblitzte, und so war die langsam näher rückende Silhouette des Mont St. Michel in immer wieder wechselnden Lichtstimmungen unglaublich, Gänsehaut pur! Man könnte fotografieren ohne Unterbrechung. Für den Rückweg kann man dann ohne dass man etwas versäumt in den Shuttle steigen. Am Mont St. Michel selbst, der gerade von Ebbe umgeben war, steigt man durch enge und malerische Gassen zum Kloster hinauf, ich habe meinen Aufenthalt hier aber kurz gehalten, wie gesagt, es herrschte innerhalb der Stadtmauern Maskenpflicht, und wirklich gemütlich flanieren macht so irgendwie keinen Spaß. Dafür genoss ich die Ausblicke auf das Wunderwerk von außen umso intensiver. Wollte ich immer sehen – und ja, muss man gesehen haben. Wenn wieder irgendwann Normalität einkehrt, kann ich nur dringend empfehlen, außerhalb der Hochsaison zu kommen oder zumindest gleich in der Früh!
Weiter fuhr ich nach Dinan. Dieses liegt etwas im Landesinneren, eine uralte Stadt aus Fachwerk an den Ufern der Rance. Wunderschön, kleine Gassen, speziell jene am Fluss unten, wo ich mir auch eine mit in Cidre marinierten Zwiebeln, Rohschinken und Ziegenkäse gefüllte Gallette sehr gut schmecken ließ. Darf man ebenfalls auf keinen Fall auslassen!
Und dann mein dritter Punkt, St. Malo. Sehr bekannt für seine massiven, hervorragend erhaltenen Festungsmauern, die die Altstadt zum Meer hin schützen, umgeben von kleinen Felseninseln, die man bei Ebbe über den Strand erreichen kann und die einen traumhaften Ausblick auf St. Malo und das türkisfarbene Meer bieten. Ich hielt mich auch zum Großteil auf diesen Felseninseln auf und genoss die Aussicht, nachdem sich durch die Innenstadt und auf den begehbaren Stadtmauern die Massen wälzten. Und wie gesagt, dort deshalb auch Maskenpflicht herrscht, womit gemütliches Flanieren und Entdecken eines Ortes nicht wirklich Spaß macht.
Soll so sein, für das Auge habe ich heute mehr als genug zu sehen bekommen, dazu war das Licht in der Früh beim Mont St. Michel ideal und später war es dann sogar strahlend sonnig, die Bilder sprechen denke ich für sich. Was für eine traumhafte Gegend – die Bretagne gehört definitiv auf jede Bucket List! Ich würde auch mindestens eine Woche oder noch länger empfehlen, denn ich konnte im Zuge meiner 3 Tage nur den nordöstlichen Teil besuchen – und war keinesfalls unterbeschäftigt, um es so zu sagen. Den Westen, das wilde Ende Finistère, zu besuchen erfordert mindestens 3-4 weitere Tage – und selbst dann hat man Programm ohne große Ruhephasen zwischendurch. Ich wusste hier von Anfang an, dass weniger manchmal mehr ist und habe mich gleich nur auf einen Teil der Region fokussiert in dem Wissen, dass ich dabei mehr als gut beschäftigt sein werde.
Jetzt genoss ich noch ein feines Abendessen am Hafen mit Fisch und Muscheln, und morgen breche ich meine Zelte hier in Cancale ab, muss das Auto in Rennes am Bahnhof bis 16 Uhr zurückgeben, bis dahin werde ich noch ein paar Orte besuchen. Habe mir dann in Rennes direkt am Bahnhof ein Zimmer gebucht, so kann ich den späten Nachmittag und Abend noch in der bretonischen Hauptstadt verbringen und dann Mittwoch Früh direkt aus dem Zimmer kommend quasi den Zug nach Paris besteigen. Alles durchdacht, wie immer halt ;-) Wie mein letzter Tag in der Bretagne verlaufen ist, kann ich euch hoffentlich morgen brühwarm erzählen. Jetzt aber bereit zur Diashow von den Perlen der Bretagne….Film ab! ;-)