Hanga Roa, Rapa Nui (Osterinsel), Chile, 12 Uhr
Sonnig, 30 Grad
Nachdem die zwei Restaurants, in denen ich schon Essen war, beide ausgezeichnet waren und gleichzeitig die einzigen sind, in denen man direkt am Meer sitzt, habe ich dann beschlossen, beide noch jeweils einmal zu beehren. Gestern war noch einmal das Te Moana dran, auch diesmal speiste ich allerfeinst. Dazu kam noch, dass ich mit dem Freund der Kellnerin ins Gespräch kam, der gerade als Gast am Tisch neben mir saß. Seinen etwas komplizierten Namen konnte ich mir zwar nicht merken, er war jedenfalls so wie die Hälfte der Einwohner der Osterinsel Festland Chilene und Lehrer für alte Geschichte. Und wir kamen bald drauf, dass wir sehr auf einer Wellenlänge lagen, er kritisierte den stark ausgeprägten Patriotismus in Chile, besonders mokierte er sich über die chilenische Fußballnationalmannschaft, die immer mit Hand auf dem Herz mit besonderer Inbrunst die Nationalhymne zum Besten gibt. Hier musste ich lachen, denn das war uns selbst beim Fußballschauen schon immer ganz besonders stark aufgefallen, mit welcher Leidenschaft die chilenischen Spieler ihrer „Pasión“ stets Ausdruck verleihen. Bei einer Flasche Wein saßen wir sicher 2 Stunden da, kritisierten den da wie dort überhand nehmenden Nationalismus und waren uns einig, dass man Menschen in ihrer Individualität als Person beurteilen soll und nicht nach ihrer nationalen Zugehörigkeit. Und stellten beide ernüchtert fest, dass wir mit dieser Einstellung wohl in unseren jeweiligen Heimatländern stets in der Minderheit bleiben werden. Politisieren mit Menschen, die die gleiche Einstellung haben, macht immer besonders viel Spaß, wie ich finde, und ich war selbst erstaunt, dass ich es schaffte, eine politische Diskussion auf Spanisch zu führen. Klar muss ich immer wieder Wörter, die mir nicht einfallen, umschreiben, aber mit vielen Fehlern und viel Wein klappt das Alles perfekt ;-) Und schließlich lernt man nur so eine Sprache - indem man sie spricht. Und wenn aus jedem Gespräch 3 neue Wörter oder Redewendungen hängen bleiben, ist man schon wieder ein Stück weiter. Jedenfalls schätzte ich in dem Moment auch wieder sehr das Alleinreisen – man kommt so viel eher mit den Menschen ins Gespräch, und oft sind es genau diese interessanten Begegnungen, die das Leben bereichern.
Heute hab ich es dann wirklich langsam angehen lassen. Ich schlief mal 10 Stunden praktisch durch – etwas, das ich schon lange nicht mehr geschafft hatte. Ganz ohne Zeitdruck oder dem Wissen, irgendwas tun oder sehen zu müssen, kann man mal so richtig runterschalten. Nach dem Frühstück habe ich aber doch nochmal eine ordentliche Runde mit dem Mountain Bike gedreht, ziemlich steil bergauf-bergab. Und nachdem es jetzt ziemlich heiß ist, war ich auch schön verschwitzt danach.
Nun arbeite ich also an meinem Osterinsel Guide, werde später in den Ort hinein fahren, das Rad zurückgeben, ein wenig die Souvenirgeschäfte durchstöbern und nochmal Abendessen gehen. Nun folgen dann 2 Reisetage. Morgen geht es am Nachmittag retour nach Santiago, nachdem es dort 2 Stunden später ist als hier, lande ich erst knapp vor 22 Uhr, und am Folgetag geht es zu Mittag weiter nach Quito. Aus dieser Logik heraus habe ich einfach eine Übernachtung im Flughafen Hotel von Santiago gebucht. Mehr von dort, wenn ich wieder „festen Boden“ unter den Füßen habe. Im Folgenden meine Tipps und Reiseerfahrungen für die Osterinsel!
- Eckdaten
Die Osterinsel (Rapa Nui, spanisch Isla de Pascua) liegt über 3500 Kilometer vom chilenischen Festland entfernt mitten im Pazifik. Zur nächsten bewohnten Insel, Pitcairn, sind es 1900 Kilometer. Somit ist die Osterinsel die isolierteste bewohnte Insel der Welt. Auf ihr leben zur Zeit etwas über 5000 Menschen, von denen in etwa die Hälfte zur polynesischen Volksgruppe der Rapa Nui gehört. Der Rest setzt sich aus Einwanderern, vor allem vom chilenischen Festland, zusammen. Die Osterinsel gehört zu Chile, die Inselverwaltung sitzt kurioser Weise nicht hier sondern in Valparaíso, da die Insel der entsprechenden Region verwaltungstechnisch zugeordnet ist. Hauptort (und gleichzeitig einziger Ort) der Insel ist Hanga Roa, wo auch praktisch alle Einwohner leben. Die weitest entfernten Punkte der Insel liegen 23 Kilometer auseinander.
- Herumkommen und Verkehr
Die Osterinsel besitzt mit dem Mataveri International Airport (IPC) einen internationalen Flughafen. Dieser verfügt über die breiteste Landebahn Südamerikas – und über ein winziges Abfertigungsgebäude. LATAM fliegt täglich von Santiago aus hierher, 2 Mal pro Woche wird dieser Flug nach Papeete (Tahiti) verlängert, deshalb auch der Status als „internationaler“ Flughafen. Die Flüge mit LATAM sind immer voll, und da es sich hier um eine Monopolstrecke handelt, sind auch die Flugpreise nicht günstig. Einen kleinen Trick gibt es, wenn man bucht. Bucht man, so wie in meinem Fall ein halbes Jahr vorher über die internationale Seite von LATAM, kostet der günstigste Hin-und Rückflug von Santiago an die 550 EUR. Bucht man knapper, wohl noch viel mehr. Ändert man aber auf der LATAM Homepage sein „Country of Origin“ auf Chile, wird man auf die chilenische Homepage von LATAM umgeleitet. Ein wenig Spanisch sollte man verstehen, aber er zahlt sich aus. Denn ich buchte mein Ticket über die chilenische Homepage, und es kostete hier statt 550 nur noch 300 EUR. Zahlt sich also mehr als aus! Ich war überrascht, dass das funktioniert, auch mit ausländischer Kreditkarte ohne Probleme.
Auf der Osterinsel selbst gibt es keinen öffentlichen Verkehr, kein Wunder, es gibt auch nur einen Ort. Innerhalb Hanga Roas kann man gut Alles zu Fuß erreichen. Will man die Insel eigenständig erkunden, bleibt nur, sich einen Jeep oder ein Fahrrad zu mieten. Wenn man nicht selbst fahren will, kann man auch ein Taxi anheuern oder sich einer geführten Tour anschließen. Ein Auto kostet um die 50-60 EUR pro Tag, ein Fahrrad zirka 20. Verleihe gibt es zahlreiche, Insular, bei dem auch ich meine Fahrzeuge gemietet habe, gilt als zuverlässig, und ich hatte auch keine Beanstandungen.
www.rentainsular.cl
Achtung – auf der Osterinsel gibt es für Autos keine Versicherung. Das bedeutet, kein Auto ist versichert, auch nicht diejenigen der Einheimischen. Was man kaputt macht, zahlt man auch. Das hört sich dramatischer an als es ist – die Verkehrsregeln sind ziemlich einfach, man fährt rechts, innerhalb Hanga Roas gilt Tempo 30, außerhalb 60. Die Hauptstraße nach Anakena ist in gutem Zustand, ansonsten sind noch ein paar Straßen asphaltiert, hier muss man aber sowieso langsam fahren, weil man immer auf Schlaglöcher, Wildpferde, wild grasende Kühe Acht geben muss – wesentlich mehr, als auf andere Fahrzeuge. Verkehr gibt es kaum.
Auf der Osterinsel gibt es keine Verkehrsampel und eine einzige Tankstelle gleich neben dem Flughafen.
Will man die historischen Stätten erkunden – und das will man wohl wenn man hier ist – muss man sich ein Ticket für den Nationalpark Rapa Nui kaufen. Dieses erhält man in Hanga Roa oder mit einer kleinen Ermäßigung gleich am Flughafen. Es gilt 10 Tage und kostet für Ausländer 54.000 CLP (oder 80 USD). Achtung, dieses Ticket muss bar bezahlt werden!
- Einreise
Nachdem die Osterinsel zu Chile gehört, ist der Flug von Santiago hierher auch ein Inlandsflug. Es gibt keine Passkontrolle – somit für uns die gleichen Bestimmungen wie für Chile.
- Infrastruktur und Strom
Die Infrastruktur ist wesentlich besser, als ich das so weit weg von der Welt erwartet hätte. Strom wird aus Generatoren gewonnen und funktionierte ohne Einschränkungen. Steckdosen sind dieselben wie am Festland. Warmwasser funktionierte in meiner Unterkunft auch ohne Probleme, sogar mit gutem Wasserdruck. Klopapier nicht in die Toilette werfen gilt auch hier. WIFI ist nicht besonders schnell, funktioniert aber ebenso innerhalb Hanga Roas recht zuverlässig. Handyempfang gibt es nur in Hanga Roa, hier aber immer in voller Stärke. Es gibt mehrere kleine Supermärkte, Apotheken ebenso für die Versorgung mit den wichtigsten Gütern. Leitungswasser gilt als sauber, ich habe es trotzdem nicht getrunken, aber vor Salaten oder Eiswürfeln in Getränken muss man sich nicht fürchten. Wasser im Supermarkt ist extrem teuer, eine 1,5 Liter Flasche kostet knapp 3 EUR. Besser fährt man mit einem 6 Liter Kanister, der kostet 7 EUR, kommt also günstiger und schont gleichzeitig auch die Umwelt. Gesundheitsversorgung gibt es für Grundlegendes, für schwerere Eingriffe ist aber ein Transfer aufs Festland unumgänglich. Schulbildung gibt es auf der Osterinsel bis zur Matura, zum Studieren muss man aufs Festland.
- Sprache
Die Sprache der indigenen Bevölkerung ist Rapa Nui, eine polynesische Sprache. Es wird versucht, dieses Idiom, das nur etwa 2000 Menschen sprechen, zu bewahren, was aber nicht immer leicht ist. Durch die vielen zugezogenen Festland Chilenen wird es immer mehr vom Spanischen verdrängt, auch viele Rapa Nui Familien sprechen in ihrem Alltag inzwischen eher Spanisch als Rapa Nui. Speziell die Kinder hört man, auch wenn sie Rapa Nui als Pflichtfach in der Schule lernen, im Umgang miteinander nur Spanisch sprechen. Die Englischkenntnisse sind auf der Osterinsel wesentlich besser als auf dem chilenischen Festland, was wohl am hohen Anteil an Touristen im Vergleich zur Bevölkerung liegt und daran, dass die Mehrheit im Tourismus Arbeit findet.
- Sicherheit
Sicherheitsprobleme und Kriminalität kennt man auf der Osterinsel nicht. Hier kann man stets die Türe offen lassen! Das liegt bestimmt nicht unwesentlich daran, dass es weder Armut noch großen Reichtum gibt – es ist genug für Alle da, aber für Niemanden zu viel. Ein kleiner Mikrokosmos, der zeigt, wie die Welt auch im Großen funktionieren könnte und sollte. Entsprechend angenehm, entspannt und stressfrei gestaltet sich das Leben hier.
- Geld und Preise
Währung ist auch hier der chilenische Peso (CLP). Es gibt 2 Bankomaten in Hanga Roa. Kreditkarten aller 4 Unternehmen werden hier erstaunlich oft akzeptiert, in bestimmt 90% der Geschäfte, Cafés, Restaurants, selbst im Eissalon! Man braucht also nicht allzu viel Bargeld auf der Insel. Eine Ausnahme ist wie schon vorher erwähnt die nicht niedrige Nationalparkgebühr von 54.000 CLP (80 USD) – diese muss bar bezahlt werden. Will man diese ermäßigt am Flughafen entrichten, empfiehlt es sich also, noch in Santiago vor dem Abflug entsprechend Geld abzuheben. Das Preisniveau auf der Osterinsel ist, der isolierten Lage entsprechend, sehr hoch. Man muss für Essen, Getränke oder Unterkunft in etwa mit australischen Preisen rechnen!
- Unterkunft
Große Luxushotels existieren auf der Osterinsel nicht. Meist gibt es kleinere Hotels oder familiäre Cabanas zu mieten. Meine Unterkunft hier, die ich über Airbnb gebucht hatte, war im Endeffekt auch eher ein B&B als eine Privatunterkunft. Es war hier einfach, sauber, die Dusche warm und auch kräftig, das Bett gut, das WIFI funktionierte langsam aber doch. Hat gut gepasst, eine unbedingte Empfehlung gebe ich hier nicht ab, ich nehme an, es gibt viele Unterkünfte von ähnlichem Standard hier.
- Küche
Gut und teuer! Aber den Preis immer wert! Ich habe selten so frischen und guten Fisch und Meeresfrüchte genossen wie hier. Dazu immer frisches Gemüse, Süßkartoffeln, frisch gepresste Fruchtsäfte, speziell Ananas vom Feinsten. Im Prinzip könnte ich mich hier den ganzen Tag eingraben in ebendiese Dinge und habe dementsprechend so gut wie nur Fisch und Meeresfrüchte gegessen. Meine beiden Lokaltipps habe ich euch ja schon kund getan – es gibt noch viele weitere Cafés und Restaurants, die aber auch kaum billiger sind, dafür aber keine Terrasse direkt am Meer haben. Wenn schon, denn schon ;-)
- Klima und Landschaft
Das Klima auf der Osterinsel ist subtropisch. Jetzt ist gerade Sommer, die Temperaturen bleiben aber meist im gemäßigten Bereich zwischen 25 und 28 Grad. In der Nacht sinken sie etwa auf 20. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch, und mehrmals am Tag regnet es kräftig. Ebenso schnell strahlt aber meist auch schon wieder die Sonne vom Himmel. Im Winter liegen die Tagestemperaturen hier um die 22 Grad, in der Nacht fallen sie dann auf 15, dafür regnet es weniger. Im Prinzip ein insgesamt recht angenehmes Klima.
Wie ich schon erwähnt habe, so ist die Landschaft untypisch für eine subtropische Insel. Die Insel hat keine Berge, ist aber stets hügelig, und man findet auch ein paar erloschene Vulkankrater. Überzogen sind diese Hügel von einer Graslandschaft, die von gepflanzten Eukalyptuswäldern unterbrochen wird. In Kombination mit der schroffen Steilküste, die die Insel umgibt, sieht es hier mehr wie in Australien aus als wie auf einer Tropeninsel. Lediglich Hanga Roa ist ein typisches tropisches Inseldorf, hier wachsen Bananen und Papayas, hier stehen Palmen, hier blühen Flammenbäume, Hibiskus oder Trompetenbäume. Sandstrand gibt es nur einen einzigen, nämlich jenen von Anakena. Auch die Tierwelt ist eher artenarm, zahlreiche Wildpferde und Kühe begrasen die Insel, im Ort gibt es viele Hunde, Katzen und Hühner.
- Sehenswertes
* Natürlich die Ahus und Moais. Die größte Ansammlung an Moais gibt es im Steinbruch am Rano Raraku zu bestaunen, am dekorativsten sind bestimmt jene am Ahu Tongariki. Unbedingt einmal den Sonnenuntergang am Ahu Tahai ansehen – liegt am Rande von Hanga Roa und ist fußläufig erreichbar. Und den Sonnenaufgang am Ahu Tongariki darf man sich auch keinesfalls entgehen lassen – hierher kommt man nur mit dem Auto, dh entweder eigenes Auto mieten oder rechtzeitig ein Taxi bzw eine Tour organisieren. Es zahlt sich mehr als aus – fast der unvergesslichste Moment meiner Tage auf der Osterinsel!
* Krater des Vulkans Rano Kau. Liegt gleich bei Hanga Roa. Perfekte runde Form, dicht und üppig bewachsen, und spektakulär gegen den Ozean hin abgeschlossen. Eine Rundwanderung rund um den Krater ist eindrucksvoll und sollte beim Inselbesuch nicht fehlen. Auch wenn der Weg keine großen Schwierigkeiten bereitet, würde ich dennoch abraten, ihn in Flip Flops zu bestreiten, feste Schuhe (normale Sportschuhe reichen) sind aufgrund von Steinen und Felsen angemessen!