Besonders "verdächtig", wenn man so will, war es, weil im Mai damals strahlender Sonnenschein geherrscht hatte. Sprich, erhöhte Blendungsgefahr ;-) Gestern durfte Oslo also in meinem Fall zur Kür antreten - denn während wir in Österreich heuer einen außergewöhnlich heißen Sommer erleben, durchlief ich nach meiner Ankunft in Norwegen zunächst einmal nebst grauem Himmel eine Halbierung des Temperaturniveaus - von 36 auf 18 Grad! Ja, es herbstelte gewaltig! Viele von euch, die unter der langen Hitze stöhnen, mögen mir diesen "Gefrierschock" neidig sein, ich selbst habe ihn aber wie jeder weiß nicht unbedingt notwendig. Also, will eine Stadt es in die Oberliga meiner beliebstesten Städte schaffen, und schafft sie das durch ihre klimatischen Bedingungen nicht per se, dann muss sie quasi das gewisse Etwas anderweitig haben und auch den "Schlechtwettertest" bestehen. Sie muss mich davon überzeugen, dass sie auch auf andere Weise für mich attraktiv sein kann als durch Sommer, Sonne, Sonnenschein - und ich kann es gleich vorwegnehmen, Oslo hat diesen Test mit Bravour bestanden!
Meine erste Aktivität, während es richtig grau war, war der Besuch der Ausstellung im Peace Nobel Center. Diese hätte ich mir eigentlich schon beim letzten Mal ansehen wollen, es fehlte mir damals aber die Zeit. Nun holte ich dies also nach - und wurde nicht enttäuscht. Im Erdgeschoß findet sich jeweils eine detaillierte Sonderausstellung über die aktuellen Preisträger.
Und das sind zum Einen immer noch Malala Yousafzai aus Pakistan, die bei einem Attentat der Taliban fast ums Leben gekommen wäre. Ihre "Sünde": sich für Bildung und Schulbesuch von Mädchen einzusetzen. Seitdem sie den Mordanschlag überlebt hat, ist sie weltbekannt - und nutzt ihre Popularität, um speziell junge Frauen aber auch Eltern vom Schulbesuch ihrer Kinder und insbesondere Töchter zu überzeugen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Malala_Yousafzai
Zum Anderen ist der zweite aktuelle Preisträger Kailash Satyarthi aus Indien. Ein älterer Herr, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, Kinder, die unter sklavenähnlichen Bedingungen zur Arbeit genötigt werden, zu befreien. Er gründete eine Bewegung für eine Kindheit in Würde und ging nicht immer den einfachen Weg - im Rahmen von Befreiungsaktionen wurden er und seine Leute bedroht und auch schon verletzt. Er ging neben Malala ein wenig unter, verdient aber um nichts weniger Respekt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kailash_Satyarthi
Im zweiten Stock zeigt dann eine Dauerausstellung einen Rückblick auf alle Preisträger des wohl wichtigsten Nobelpreises, der seit 1901 vergeben wird. Höchst interessant - und auf jeden Fall ein Tipp für kühle nordische Tage.
Vom Zentrum aus ging ich dann weiter ins Viertel Grünerlokka. Ein ehemaliges Industrieviertel - dessen Gründerzeithäuser oder die alte Markthalle vorbildlich saniert wurden. Heute das Bar-und Szeneviertel Oslos - es reiht sich tatsächlich ein nettes Café ans andere, man findet so ziemlich alle Küchen dieser Welt Tür an Tür, zu immerhin etwas erschwinglicheren Preisen als in Oslos Zentrum. Der Frühherbst schenkte mir, als ich durch das Viertel streifte, sogar noch ein paar Sonnenstrahlen - für mich fand ich dann ein außergewöhnlich gutes vietnamesisches Lokal für das Abendessen und im Anschluss ein wunderbares Café, in dem ich mir Heiße Bitterschokolade und eine saftig-flaumige Carrot Cake genehmigte.
Ob Café Szene oder kulturelles Angebot - Oslo hat auch für nicht so schöne Tage, die hier oben ja nicht so selten sind, jede Menge zu bieten! Und daher kann ich auch voller Überzeugung sagen - Norwegens Hauptstadt erhält von mir auch nach ihrer Bewährungsprobe das höchste Gütesiegel, eine Stadt, in der ich mich wohl fühle und in die ich sicher immer wieder gerne zurück kommen werde! Wie wir als Airliner sagen - checked and okay! Für sehr gut befunden sozusagen :-)