Der Tag begann phänomenal, nämlich mit einem ganz tollen Frühstück in Brasov, frisch und individuell zubereitet. Und er endete, zumindest was die Kulinarik betrifft, bescheiden, mit dem wohl schlechtesten Abendessen seit Langem in Suceava. Das Lokal war hier in meiner Unterkunft, hoch gelobt war es worden für seine Dry Aged Steaks – kurzum – ich bekam ein unglaublich zähes Steak mit Sauergemüse, die neutralen Erdäpfel dazu sättigten mich. Und ich probierte es auch noch mit der Nachspeise, aber von den gepriesenen Topfenpalatschinken bekam ich nicht mal einen Bissen runter. Also, Schonkost mit Erdäpfel als Abendessen im Endeffekt, wenn ich an meinem Bauch so nach unten sehe, wird mich das bestimmt nicht nachhaltig schädigen ;-)
Zwischen den kulinarischen Passagen sah ich aber auch auf der Fahrt sehr schöne Dinge. Dörfer mit den ersten bunt bemalten Kirchen, wo Störche dekorativ in ihren Nestern saßen. Die enge Biclaz Schlucht durchfuhr ich, und auch am Ufer des gleichnamigen Stausees, der zeitweilig aussah wie der Attersee, war es sehr hübsch im herandräuenden Gewitter. Dieses kam allerdings, trotz extremer Schwüle, bis jetzt nicht. Ich sah auch viele der traditionellen Holzhäuser mit ihren Verzierungen in den Dörfern, auch das ist äußerst hübsch. Von den Ein-und Durchfahrten der größeren Städte mit ihren Meeren an unansehnlichen Plattenbauten darf man sich nicht abschrecken lassen – diese Wunden, die 40 Jahre von angeblichem Kommunismus in die Landschaft geschlagen haben, mit denen werden in den ehemaligen „Ostblockländern“ noch Generationen beschäftigt sein. Außen pfui, innen aber oft hui, ist regelmäßig die Devise, wenn man sich dem Charme osteuropäischer Städte annähern will, denn die alten Orts-und Stadtkerne haben in vielen Fällen ohne Bausünden überlebt und erstrahlen nicht selten in neuem Glanz, ebenso wie alte Kulturbauten wie Klöster und Kirchen, die nicht selten unter dem Schutz der UNESCO stehen. Das Rundherum ist ein Faktum der Geschichte, das auch als Mahnmal stehenbleibt, wie man es vielleicht nicht machen sollte.
Kurzum, der Tag war voller Eindrücke, morgen bleibe ich hier in Suceava stationiert, ich bin hier im Herzen der Region Moldau, nahe der Grenze zum gleichnamigen Land Republik Moldau. Und werde mir in einer Schleife zumindest die wichtigsten der berühmten Moldauklöster ansehen. Der Vorgeschmack, den ich heute mit den bemalten Kirchen bekommen habe, macht jedenfalls Vorfreude auf den Tag. Ich werde euch wieder nach bestem Wissen und Gewissen daran teilhaben lassen. Jetzt wünsche ich aber Nocte Buna!