Eingefleischte Reisende schwören auf die alte Königstadt der Laoten im Norden des Landes. Und so ist es für mich höchste Zeit, endlich einmal herauszufinden, was dran ist an den Begeisterungsstürmen für das Kleinod in der heutigen Volksrepublik Laos. Eine freie Woche will schließlich sinnvoll genutzt sein ;-) Ja, ich weiß schon, ich spinne, für eine Woche Freizeit gleich nach Laos zu fliegen, aber ihr kennt mich ja, wenn es ums Reisen geht, gibt’s für mich kein Halten!
Der Weg hierher führte mich über Bangkok. Wieder einmal. 24 Stunden verbrachte ich in der thailändischen Hauptstadt – und einmal mehr wurde ich nicht warm mit diesem Moloch. Zu groß, zu laut, zu schmutzig, und vor Allem die Leute einfach zu nervig. Anyway, ich hatte eine Nacht im Crewhotel gebucht und war gestern Abend mit den Kolleginnen auf der Khao San Road. Unglaublich, was aus der einstig entspannten Traveller Straße geworden ist, wobei es mir bei meinem letzten Besuch vor 3 Jahren schon aufgefallen war. Eine Art „Ballermann“, wo die Touristenhorden mit lauter Musik zugedröhnt werden, wo aufdringliche Verkäufer zum Schnapssaufen animieren wollen, wo es Kitsch und viel unnützes Zeug zu kaufen gibt. Völlig überbewertet, wenn ihr mich fragt. Okay, wir gingen recht nett essen, und auch eine klassische Thai Massage war nicht zu verachten. Die Betonung liegt auf klassisch – sprich, eine echte Thai Massage ohne die berühmten Zusatzservices, die in diesem Stadtteil nicht angeboten werden. Man bekommt stattdessen brav eine Art Pyjama übergezogen und wird dann von einer zarten Frau mit unglaublicher Kraft von oben bis unten durchgeknetet, gebogen und gezogen. Nachdem meine Kollegin unmittelbar neben mir liegend mit der gleichen Prozedur bearbeitet wurde, war auch sichergestellt, dass nix Unanständiges passieren kann ;-)
Jedenfalls verließ ich das Hotel heute zur Mittagszeit, und um den mühsamen Taxifahrern aus dem Weg zu gehen, die in erster Linie danach bestrebt sind, „Farangs“ (das Thai Wort für Ausländer) nach Strich und Faden auszunehmen, nahm ich bequem den Express Train, der mich schnell und obendrein sehr billig zum Flughafen brachte. Hier bestieg ich dann die Maschine der Bangkok Airways, „Asia’s Boutique Airline“, wie sich der Carrier ganz bescheiden selbst bezeichnet. Und ja, Servicestandards in Asien heben sich meilenweit ab vom europäischen Billigairline Niveau mit seinen nur noch sehr eingeschränkten Services. Auf einer guten Stunde Flugzeit gibt es ein ausgezeichnetes warmes Essen (Thai Fried Rice mit Shrimp), Erfrischungstücher, zwei Mal Getränke. Der Weg hierher hätte ungemütlicher verlaufen können. Auch der Anflug auf Luang Prabang im Lichte der schon wieder untergehenden Sonne war spektakulär, man sah wunderschön auf den Mekong und das umliegende, von dichtem Dschungelgrün bewachsene Bergland. Auch ein guter alter Bekannter – und ein unliebsamer noch dazu – gesellte sich hier wieder dazu – der berühmte Fleck in der Kamera ist wieder da! Ich glaube, ich gebe es jetzt auf mit diesem Gerät! Für die Reise muss es aber noch reichen…..
Die Einreise verlief unkompliziert – als Österreicher kann man in Laos, so wie die meisten Staatsbürger westlicher Länder, ein Visa on arrival bekommen, man muss ein Passfoto dabei haben und 36 USD (nur Dollar Cash!) ablegen, und schon ist man drinnen im Lande. Meinem 79…….
Als ich das Gebäude verließ, war es praktisch dunkel. Die Fahrt in die Stadt und die Unterkunft, die ich hier gebucht hatte, dauerte gerade einmal 10 Minuten.
Laos ist das einzige Land Südostasiens ohne Zugang zum Meer. Es hat nur 6,5 Millionen Einwohner auf immerhin der dreifachen Fläche Österreichs – in weiten Teilen ist es also sehr dünn besiedelt. Einst Königreich, ist es heute eine sozialistische Volksrepublik. Und eines der ärmsten Länder Asiens. Amtssprache ist Lao, das sehr eng verwandt ist mit Thai, ebenfalls eine Tonalsprache, also eine solche, in der erst die Betonung dem jeweiligen Wort die Bedeutung gibt. Und mit ebenso langgezogenen und daher für uns lustig klingenden Vokaaaaaalen…….
Meine Unterkunft ist das Boutique Hotel Indigo House, das genau am Nachtmarkt liegt. Es ist ein schönes altes Holzhaus im Kolonialstil mit einer sehr chilligen Dachterrasse im dritten Stock, auf der ich nun gerade (es ist 22.30 Uhr) sitze und diese Zeilen verfasse. Tagsüber hat es hier zur Zeit so um die 32 Grad, in der Nacht kühlt es auf etwa 20 ab. Perfekt nach diesem grauslichen Oktober (und ja, ich weiß, ihr habt auch frühlingshaftes Allerheiligenwetter ;-))
Luang Prabang war die einstige Hauptstadt des Königreiches, mit unzähligen alten Tempeln. Es ist die Tourismus Hochburg des Landes – bei gerade einmal 30.000 Einwohnern ist es mehr ein großes Dorf. Ich habe es ja noch nicht bei Tageslicht gesehen – aber der Abend gab mir schon mal einen guten Eindruck. Und ja, es ist wirklich unglaublich schön! Der Nachtmarkt findet täglich direkt vor meiner Tür statt, aber nur bis 22 Uhr, dann werden hier, aller Traveller zum Trotz, die Läden dicht gemacht. Keine Spur von der Ballermann Atmosphäre der Khao San Road am Vorabend, es gibt haufenweise nette Cafés, Restaurants und auch entspannte Bars, aber keine lauten Discos. Wenn man durch den Markt spaziert wird man freundlich angelächelt statt auf penetrante Weisezum Kauf genötigt – die Leute sind freundlich und zurückhaltend. Okay, liegt vielleicht auch daran, dass auch die Marktverkäufer eigentlich alle in erster Linie auf ihr Smartphone Display starren und daran herumwischen – so gesehen, die Gegenwart ist auch in Luang Prabang angekommen! Die alten Tempel sind in der Nacht festlich mit Lampions und Kerzen illuminiert, was zusammen mit der schummrigen Straßenbeleuchtung trotz aller westlichen Touristen (die Mehrzahl kommt aus der einstigen Kolonialmacht Frankreich) für eine fast mystische Stimmung sorgt. Man wird erfasst von Ruhe und Harmonie, in die sich die zahlreichen internationalen Besucher wunderbar einfügen. Es ist ein anderer Typus Reisender hier anzutreffen, ein wesentlich angenehmerer als in Bangkok – ich hoffe, Laos wird diesen Charme bewahren können und nicht dem Beispiel Thailands folgen mit seiner ausschließlich Konsum orientierten Massen Bespaßungs-Industrie.
Die nächsten 4 Tage habe ich jetzt in Ruhe Zeit, die Stadt und ihre Umgebung zu genießen. Neben der Besichtigung einiger Tempel möchte ich auch ein paar Wander-und/oder Radtouren in die Umgebung unternehmen. Von diesen werde ich dann in den kommenden Tagen berichten!