Puebla, Mexiko, 18.15 Uhr
Wolkenlos, 20 Grad
Jedenfalls konnte ich mich sehr gut ausschlafen und war entsprechend fitter, auch wenn der Bauch nach wie vor rebelliert.
Heute war es wolkenlos, und der Vormittag brachte nun endlich auch den Auftakt zum Wanderprogramm dieser Reise. Von Puebla aus fuhren wir rund eine Stunde zum 4400 Meter hohen Vulkan Malinche. Dabei passierten wir unter Anderem einen noch vom Dia de Muertos mit unzähligen Blumen geschmückten Friedhof, ein traumhaft schöner Anblick. Unsere Wanderung dauerte in Summe 3 Stunden, wobei wir insgesamt 8 Kilometer zurücklegten und dabei pro Richtung 500 Höhenmeter überwanden. Unser Startpunkt lag am Fuße des Malinche auf 2800 m, unser Ziel dann mit traumhaftem Blick auf die Spitze des Vulkanes auf 3300 – die Luft ist in diesen Gefilden schon sehr dünn. Zieht man unsere Alpen als Vergleichspunkt heran, so würden wir uns in solchen Höhenlagen durchwegs über der Baumgrenze bewegen. Nicht so hier, denn hier waren wir ausschließlich im Wald. Zunächst sah es in den Föhrenwäldern, die wir passierten, irgendwie aus wie bei uns südlich von Wien. Später aber schritten wir durchs Dickicht, was wirklich sehr nett war. Der Gipfel des Vulkans war von unserem Zielpunkt sehr gut sichtbar, und faszinierend ist, dass er bis fast an seine Spitze von dichten Wäldern bewachsen ist. Insgesamt war die erste Wanderung vielleicht nicht super spektakulär, dafür aber tat es sehr gut, einen Ausgleich zum umfangreichen Kulturprogramm dieser Reise zu haben. Einfach nur frische Luft atmen und sich bewegen ohne auf irgendwelche geschichtlichen Gegebenheiten zu achten macht den Kopf frei!
Wir kamen dann am frühen Nachmittag zurück nach Puebla, und dann war Zeit für das traumhaft schöne koloniale Zentrum. Herrlich verzierte, bunte Häuser, die, als Spezialität Pueblas von Talavera Kacheln überzogen sind, dazu ein Zocalo, derTreffpunkt ist, wo sich die Kathedrale und das Rathaus befinden und in dessen Mitte klassisch ein Brunnen plätschert und ein wunderbarer Park dazu einlädt, sich hinzusetzen und einfach das Treiben zu beobachten. Diese zentralen Stadtplätze sind stets das Herz einer lateinamerikanischen Stadt, und entsprechend toll ist hier immer das Ambiente. Auch wenn ich mich wiederhole, ich stelle immer wieder fest, dass Lateinamerika unter den FREMDEN Kontinenten (und da gehören für mich Nordamerika und Australien nicht dazu) mein liebster ist. Die fröhliche Stimmung, die herzlichen Menschen, und das Ganze untermalt von Spanisch, dieser wunderschön melodischen und temperamentvollen Sprache, all das zieht mich immer wieder in seinen Bann.
Nun werden wir noch gemeinsam Abendessen gehen, Juan hat in einem italienisch-mexikanischen Restaurant gebucht, dessen Inhaber ein italienisch-mexikanisches Ehepaar sind. Somit sollten beide Küchen gut rüber kommen – und mit meinem angeschlagenen Verdauungssystem ist italienisch wohl die bessere Wahl als feurig Mexikanisches. So insgesamt werde ich mit der mexikanischen Küche sowieso nicht so richtig warm. Die ganzen aus Chili zubereiteten Saucen sind für meine Begriffe viel zu scharf, das Maismehl, aus dem sämtliches Brot und die Tortillas zubereitet werden, sowie das allgegenwärtige Bohnenmus treffen auch nicht so richtig meinen Geschmack, und dazu kommt, dass man sich in Dauerverteidigungsposition begeben muss, was den Koriander betrifft, der in extrem vielen mexikanisch zubereiteten Speisen vorkommt. Natürlich frage ich immer gleich beim Bestellen nach meinem Lieblingskraut und meistens ist es auch möglich, das jeweilige Gericht ohne Cilantro zuzubereiten. Durchaus gut sind in Mexiko aber Fisch und vor Allem die vielen frischen Früchte und die Avocados. Es lässt sich also durchaus überleben, und speziell in Mexiko City gibt es genügend Alternativen zur klassisch mexikanischen Küche, aber auf die Dauer würde ich hier kulinarisch nicht glücklich werden.
Morgen ziehen wir dann weiter südwärts, als Highlight ist eine Bergregion mit unzähligen riesigen Kakteenformationen angesagt, auf die ich schon besonders gespannt bin. Ziel ist dann für die kommenden drei Tage Oaxaca, das auf nur noch 1500 Metern Höhe liegt – somit sollte das frühlingshafte Klima des Hochlandes langsam in Sommerlicheres übergehen. Darauf freue ich mich schon ganz besonders, wenn dann endlich ganztags in Shorts und Flip Flops geschlüpft werden kann ;-) Somit bis bald aus Oaxaca!