Ouidah, Benin, 16.45 Uhr
Heiter, 30 Grad
Das heutige Programm war ein bisschen weniger dicht gedrängt, nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg ins 50 Kilometer entfernte Ouidah. Wir befinden uns immer noch an der Atlantikküste, und da auch Benin nicht sehr viel breiter als Togo ist, sind die Distanzen kurz. Das wird sich morgen ändern, wenn wir landeinwärts ziehen.
Ouidah ist für mehrere Attraktionen bekannt. Unser erster Programmpunkt war der Besuch des Pythontempels, der in den Voodoo Religionen ein heiliger Ort ist. In seinem Inneren hausen, direkt gegenüber der Kirche, mehrere Dutzend Pythons, die man sich auch um den Hals legen lassen kann. Wie immer ließ ich diesen Programmpunkt aus, berührte aber immerhin die Haut einer der Würgeschlangen.
Danach setzten wir im heiligen Wald fort, der ebenso spirituelle Bedeutung hat, ein spezieller Baum kann diverses Unheil abhalten. Schließlich ging es in Museum des portugiesischen Forts, denn vor den Franzosen waren hier noch die Portugiesen an der Küste. Sehenswert ist die Ausstellung über Dokumente und Bilder zum Thema Sklavenhandel, den die Portugiesen für ihre Kolonie Brasilien ganz besonders intensiv betrieben.
Und der traurige Höhepunkt der heutigen Besichtigungen war dann die Absolvierung der „Sklavenroute“. Wie bei einem Kreuzweg kann man dabei an 5 Stationen den Leidensweg der über 3,5 Millionen Sklaven, die allein über Ouidah nach Amerika verschifft wurden, nachvollziehen – oder es zumindest versuchen, denn in ein halbwegs normal tickendes Gehirn, von dem ich behaupte, es zu haben, wird niemals in der Lage sein zu verstehen, wie man als Mensch so zur Bestie werden kann und es auch noch für normal befindet, andere Artgenossen zu misshandeln, zu quälen und sie auszubeuten. Die Sklavenroute mit ihren Monumenten ist berührend und ich erläutere die einzelnen Stationen in der Beschreibung der Fotos.
Dann waren wir auch schon um 3 im Hotel, das noch einmal am Strand direkt neben dem „Tor ohne Wiederkehr“ liegt. Im Gegensatz zum letzten ist es aber gar nicht idyllisch, eher wirkt es wie ein geschlossen aussehender, komplett vernachlässigter Badekomplex aus der DDR, in den man seit den 1970ern nichts mehr investiert hat. Ich bleibe dabei, dass der Standard in Benin höher als in Togo ist, diese Unterkunft ist es aber nicht. Naja, es ist immer noch halbwegs sauber, gibt fließendes Wasser und Strom, sprich, immer noch Luxus in Bezug auf lokale Gegebenheiten. Immerhin gab es gegenüber ein paar sehr nette Souvenirstände mit freundlichen Verkäufern, mit denen ich eher scherzend ein wenig verhandelte, mich dabei aber nett unterhielt. Sprich, es war keine dieser aggressiven Verkaufssituationen, wie ich sie hasse, sondern ein Spiegelbild der Menschen Westafrikas, die ein wenig verdienen wollen, aber doch noch nicht den seltenen Gast aus Europa als reine Einnahmequelle betrachten. Ich denke, das ungeschminkteste Afrika, das man noch findet, mit all seinen schönen und weniger schönen Seiten, gibt es genau hier in Westafrika, wo der Kontinent noch so ist wie er ist.
Die beiden letzten Artikel konnte ich ja, wie ihr vielleicht bemerkt habt, unter großem Zittern hochladen, allerdings ohne Bilder. Ich reiche sie nach sobald ich kann, mal sehen, ob ich jetzt bei der Rezeption wieder ein Stück Blog an euch tragen kann. Gut Ding braucht Weil, speziell hier in Westafrika. Ab morgen ziehen wir landeinwärts, in die trockene Sahelzone. Ich denke, die Dinge werden hier eher noch schlichter werden, und jedes WLAN, das ich kriegen kann, nutze ich für euch! ;-) Ich hoffe, auf bald!