Gili Trawangan, Lombok, Indonesien, 10.30 Uhr
Wolkig, 32 Grad
Tja, es ist 10.30 und ich habe meine Inselumrundung per Fahrrad auch schon wieder abgeschlossen. Was ich gesehen habe, hat mich auch nicht mehr begeistern können, eher im Gegenteil, jeder, der behauptet, das hier sind schöne Strände, hat meiner Meinung nach noch nie schöne Strände gesehen. Nicht einmal „eh recht nett“ finde ich hier passend. Schmal und schmutzig, der Ersteindruck hat sich rund um die Insel bestätigt. Unsere noch halbwegs ruhige Westseite wird auch immer mehr verbaut, und ansonsten reiht sich eine Party-und Sauflocation an die andere. Beachbars etc finde ich ja grundsätzlich nett, zumindest an Orten, wo diese in erster Linie von Einheimischen in Anspruch genommen werden und erst in zweiter Linie von Touristen, sei es an Stadtstränden in Australien oder zum Beispiel auch in Tel Aviv oder Barcelona. Hier aber gibt es, außer als Arbeitskräfte, kaum mehr Einheimische, die paar, die noch hier leben, verstecken sich im Inselinneren und haben ihre Insel mehr oder weniger an die junge Partymeute übergeben. Eine traurige und abstoßende Entwicklung für meinen Geschmack. Jedem, der irgendwie an authentischem und qualitativ halbwegs hochwertigem Tourismus interessiert ist, gebe ich nur den dringenden Rat, Gili Trawangan zu meiden. Nachdem ich die anderen beiden Gilis nicht gesehen habe, möchte ich mein Urteil betont auf Trawangan beschränken.
Wie auch immer, die beiden Kanadier, sprich Mum and Dad und ich, haben gestern Abend nett hier am Strand gegessen und haben den Großteil der Jugend in den Ort ziehen lassen. An der Westküste ist es am Abend halbwegs ruhig, und zum Sitzen ist es auch nett. Das Hotel als angenehmster Ort der Insel hat sich bestätigt, so schlage ich mir dann jetzt auch den restlichen Tag hier um die Ohren. Soll Schlimmeres passieren ;-)
Nun aber natürlich mein Lombok und Gili Trawangan Guide…..
- Eckdaten
Wie schon erwähnt, hat Lombok etwas über 3 Millionen Einwohner, und damit nur einen geringen Anteil an Indonesiens Gesamtbevölkerung von gut 250 Millionen. Der Großteil der Bevölkerung ist in diesem Fall Sasak, eine von rund 250 Volksgruppen in Indonesien. Lombok ist eine der 33 Provinzen Indonesiens. Es liegt 7 Stunden vor der europäischen Winterzeit.
- Bevölkerung und Religion
Über 90% der Einwohner Lomboks sind, wie sonst auch in Indonesien, Moslems. Lomboker sind sehr freundlich aber leben auch extrem traditionell. Fast alle tragen die klassischen Gewänder, speziell den Sarong, und ein Großteil der Frauen trägt Kopftuch. Der überwiegende Teil von Lomboks Bevölkerung lebt noch von der Landwirtschaft, vorwiegend vom Reisanbau, hauptsächlich für den Eigenbedarf. Der Tourismus wird als Einkommensquelle immer wichtiger bzw auf Gili Tranwangan hat man sich diesem zu 100% unterworfen. Lombok ist in seinem mittleren Teil um die Hauptstadt Mataram dicht besiedelt, weiter im Süden und ganz im Norden aber wird es ländlicher.
- Herumkommen und Verkehr
Auf Lombok sollte man eher nicht auf öffentlichen Verkehr setzen. Wer etwas von der Insel sehen will, muss sich entweder ein Taxi mit Fahrer nehmen oder selbst fahren. Viele Besucher mieten sich Scooters, die üblichen Motorroller. Der Verkehr ist in der Inselmitte sehr dicht und ziemlich chaotisch, während er nach Süden hin abnimmt und überschaubarer wird. Die Hauptstraßen sind gut ausgebaut, die kleineren Nebenstraßen zwar schmal aber alle asphaltiert und in gutem Zustand. Es gibt überall ausreichend Tankstellen und in kleinen Orten auch einzelne Zapfsäulen. Auf den Gilis gibt es keinen motorisierten Verkehr.
Flugtechnisch ist Lombok über einen neuen Flughafen angebunden, es kommen hier vor Allem Inlandsflüge und ein paar Linienflüge aus den Nachbarländern an. Die meisten Besucher reisen immer noch über Bali per Fähre an. Auf die Gilis kommt man mit Schnellbooten von Lombok aus in etwa 15 Minuten, viele Touristen nehmen auch das direkte Speedboat von Bali aus nach Gili Trawangan, ohne dabei Lombok selbst zu betreten.
- Einreise
Für die Einreise als Tourist bis zu 30 Tagen benötigt man als Österreicher lediglich einen gültigen Reisepass. Visum ist nicht mehr erforderlich.
- Infrastruktur und Strom
Generell ist Lomboks Infrastruktur sehr gut – eigentlich viel besser entwickelt als ich das erwartet hätte. WLAN ist überall vorhanden, fast jede Unterkunft und viele Cafés und Lokale bieten es an. Kleine Lebensmittelläden der Ketten Alfamart und Indomaret sowie zahlreiche Obst-und Gemüsestände sorgen dafür, dass man immer etwas zu essen und trinken bekommen kann. Um die Hauptstadt Mataram herum gibt es auch große Hypermärkte. Die Straßen sind abseits der einen Nord-Süd-Hauptachse wie schon zitiert schmal und kurvig, aber durchwegs in gutem Zustand und asphaltiert. Steckdosen verwendet Lombok die gleichen wie wir, auch Schukostecker passen perfekt, das ist wohl das koloniale Erbe der Niederlande.
- Sprache
Bahasa Indonesia ist, wie schon beim Bali-Überblick zitiert, in ganz Indonesien die Staats-und Amtssprache. Wie fast überall in dem Land ist es aber nicht Erstsprache, die Hauptsprache auf Lombok ist Sasak. Englisch wird dort gesprochen, wo es Touristen gibt, das ist in Lombok immer häufiger der Fall und auf Gili T. ausschließlich.
- Sicherheit und Gesundheit
Man muss sich auf Lombok nirgends fürchten sondern kann sich überall frei und sicher bewegen. Warnungen des Außenministeriums vor Kriminalität sind hier, wie so oft, eindeutig übertrieben. Die Gesundheitsversorgung soll nirgends in Indonesien westlichen Standards entsprechen, die Hygieneverhältnisse sind aber insgesamt gut, ich hatte in 3 Wochen Südost Asien bisher keine Magen-Darm-Probleme, obwohl ich soweit Alles gegessen habe und auch viele der frischen Fruchtsäfte konsumiere. Auch die Toiletten sind fast immer sauber, wenn auch abseits der Touristenpunkte meistens Hock Klos. Leitungswasser ist nicht trinkbar, zum Zähneputzen aber kein Problem. Lombok und die Gilis gelten als Malariagebiete, Prophylaxe würde ich hier aber höchstens Standby mitführen und nicht vorbeugend einnehmen.
- Geld und Preise
Währung in Indonesien und somit auch auf Lombok ist die indonesische Rupie (IDR). Bei einer Umrechnung von 1.500 IDR für einen EUR kommt man hier schnell mal an die Millionengrenze. Das Preisniveau ist extrem günstig, selbst in den Touristencafés kostet eine Mahlzeit wesentlich weniger als Vergleichbares bei uns. Isst man in einem Warung auf der Straße, so kostet eine volle Mahlzeit nicht einmal 2 EUR. Auch Bankomaten findet man auf der ganzen Insel an jeder Ecke, somit kann man sich jederzeit Bargeld besorgen. Wie schon auf Bali gilt auch für Lombok, dass Indonesien vorwiegend Bargeldland ist, was wenig verwunderlich ist, nachdem ein Großteil der meist bäuerlich lebenden Lomboker nicht einmal ein Bankkonto hat. Westliche Hotels, Restaurants und ein paar Reiseveranstalter akzeptieren Kreditkarten.
- Unterkunft
Unterkünfte gibt es in allen Spielarten, von familiären Homestays bei einheimischen Familien bis zu riesigen Luxusresorts an der Küste. Unsere Unterkünfte bei G-Adventures waren auf Lombok alle in Ordnung, manche, wie jene hier auf Gili T., sogar sehr schön.
- Küche
Wie schon auf Bali ist auch die Küche Lomboks gut und frisch. Grundgericht sind immer gebratener Reis (Nasi Goreng) oder gebratene Nudeln (Mie Goreng), dazu gibt es Sate Spieße, diverse Curries mit Kokosmilch und fast immer frische Früchte und Fruchtsäfte. Auf Lombok gibt es aufgrund seiner muslimischen Prägung wenig Schweinefleisch, Alkohol ist aber ohne Einschränkungen erhältlich. Generell ist die Küche nicht so scharf wie in anderen Teilen Asiens, und auch in die Korianderfalle bin ich bisher nicht getappt. Westliche Lokale findet man in den Touristenzentren in hoher Zahl, somit kann man dafür sorgen, dass man sich nicht zu schnell satt isst an asiatischem Essen, indem man zwischendurch immer wieder etwas Westliches wählt. Fischfang hat auf Lombok mehr Tradition als auf Bali, weswegen auch häufiger Fischgerichte den Weg auf die Speisekarten finden. Bintang heißt die nationale Biermarke, das Bier ist relativ leicht und angenehm für heiße Tage.
- Klima und Landschaft
Lombok liegt knapp südlich des Äquators im inneren Tropengürtel, entsprechend ist das Klima immer warm und feucht, und die Jahreszeiten unterscheiden sich nur durch Regen-und Trockenzeit. Jetzt im Jänner ist auf Lombok gerade Regenzeit, was sich besonders dadurch äußert, dass es im Bergland häufig wolkenverhangen ist und oft regnet. An der Küste regnet es ein bis zwei Mal am Tag kräftig, dann aber kommt wieder die Sonne heraus. Lomboks Landschaft ist im Norden sehr bergig und grün, der Gunung Rinjani ist als höchster Berg über 3700 Meter hoch. Flach ist es nur im Süden, hier ist es auch trockener und die Gegend etwas fad. Als Ausgleich gibt es die schönsten Strände der Insel dafür im Süden, weite schön geschwungene Sandstrände in breiten Buchten, die wenig besucht sind erfreuen das Herz. Die Strände im Norden sind schmäler und grauer, deutlich weniger attraktiv als jene des Südens. Auf Gili T. kann man die Strände meiner Meinung nach komplett vergessen, schmal, zugemüllt und von tiefen Bässen der unzähligen Partylocations beschallt.
- Flora und Fauna
An Tieren sieht man auch auf Lombok in erster Linie unzählige streunende Hunde, eine Tatsache, die mir als bekennendem Nicht-Hunde-Fan eher suspekt ist. Der einzige Vorteil von Gili T. (und angeblich auch der anderen Gilis) ist, dass die paar Einwohner, die es noch gibt, als Muslime keine Hunde halten und somit, nachdem auch keine Streuner den Weg über das Wasser gefunden habe, die Inseln hundefrei sind. Für mich zumindest eine ziemlich angenehme Tatsache. Auf Lombok sahen wir ferner häufig Kühe und Hühner, Wasserbüffel ziehen meist noch die Pflüge zur Bestellung der Felder. Schweine werden nirgends gehalten. Was wir sonst noch erblickten, waren auch auf Lombok Affen und Spinnen sowie wenige Katzen. Von den Beuteltieren, die ab Lombok ostwärts angeblich vorkommen, haben wir allerdings keine erblickt.
Die Flora ist im Norden um die Hänge des Rinjani üppig und grün, hier liegt auch der fruchtbarste Teil des Landes, Hauptanbauprodukt ist auch auf Lombok Reis. Im Süden wird es deutlich karger, oft gibt es sogar fast baumlose Wiesen, die eher an Irland als an eine tropische Insel erinnern.
- Meine Highlights
• Reisterrassen. Auch auf Lombok fand ich diese, speziell bei der Wanderung mit dem Reisbauern, eine besonders reizvolle Landschaftsform.
• Die Strände im Süden. Jener von Kuta Lombok selbst ist zwar nicht so herausragend, aber in der Umgebung finden sich etliche Perlen.
Insgesamt kann der aufmerksame Leser schon aus meinen Ausführungen der letzten Wochen eines herauslesen……Lombok hat mir im Endeffekt auch sehr gut gefallen, mich aber dann doch bei Weitem nicht so begeistert wie Bali. Würde man die Strände im Süden Lomboks nach Bali transferieren, ergäbe das in Summe die perfekte Trauminsel. Lombok ist insgesamt eine schöne, weit besser als erwartet erschlossene und entwickelte, tropische Insel mit freundlichen Bewohnern, aber vom Baustil der Häuser und der Kultur der Menschen dann doch nicht so besonders speziell und unverwechselbar wie es Bali ist. Bali ist einfach anders als Alles, was ich sonst bisher gesehen hatte, das Zusammenspiel von grandioser, grüner Landschaft mit der Tempelkultur hat für mich ein unglaublich harmonisches und stimmiges Gesamtbild ergeben, das mich weit mehr in seinen Bann gezogen hat als ich das vorher geglaubt hätte. Da konnte Lombok, das ich trotzdem für äußerst sehenswert halte, nicht mithalten. Von Gili T. spreche ich gar nicht mehr, das ist für mich ein Hort von Verschandelung und Unkultur – und das kann man sich komplett sparen. Wie gesagt, gilt nicht für die anderen beiden Gilis, weil ich diese nicht gesehen habe.
Morgen nach dem Frühstück werden wir Trawangan verlassen, was mir nicht wirklich schwer fallen wird. Per Schnellboot kehren wir direkt an unseren Ausgangspunkt dieser Reise, nach Sanur auf Bali, zurück. Jenen Ort auf Bali, den ich als am wenigsten interessant und spannend empfunden habe. Wie auch immer, die Tour wird dort mit einer letzten Übernachtung enden. Für den Samstag muss ich mir noch überlegen, wie ich diesen gestalten werde, bevor ich dann am Abend weiter fliege……an einen meiner liebsten Plätze auf dieser Erde…..nach Sydney! Im Gegensatz zu sonst hat mich Südostasien diesmal gar nicht gestresst, vielleicht, weil ich, mit Ausnahme von Kuala Lumpur zu Beginn, keine einzige dieser hektischen, lauten, Smog geplagten Großstädte besucht habe, aber auch, weil ich die Menschen in Malaysia und Indonesien als sehr angenehm empfunden habe. Ich würde es diesmal vom Gefühl her noch durchaus länger aushalten in Asien – etwas, das dafür spricht, dass mir diese Reise bisher ausnehmend gut gefällt und ich definitiv Lust bekommen habe, mir in der Zukunft weitere indonesische Inseln anzusehen. Nichtdestotrotz – die Vorfreude auf Australien ist auch diesmal ungebrochen! Bevor es soweit ist, gibt es aber natürlich noch die neuesten Neuigkeiten, wie meine Rückkehr nach Bali verlaufen ist und mehr!