Buenos Aires, Argentinien, 22 Uhr
Klare Nacht, 23 Grad
Also Schultüte habe ich zu dem Anlass keine bekommen ;-) Dafür einen Einstufungstest, der nicht ohne war, der mich aber immerhin ins höchste der 4 Anfänger Levels gebracht hat! Immerhin, da gab es viele Leute, die weit unter meinem Niveau waren. Wobei dieses in der Klasse dafür dann schon ziemlich hoch ist – es war echt voll anstrengend, 6 Stunden Unterricht. Es verging aber auch unglaublich schnell, und ich entferne mich langsam vom Infinitiv und beginne, Verben zu konjugieren ;-) Vorerst noch in der Gegenwart, ab Mittwoch dann auch endlich in der Vergangenheit, mein größtes Manko, das dann endlich in Angriff genommen wird. Ich denke, nach den 3 Wochen werde ich doch halbwegs sprechen können….und zwar Argentinisch. Das unterscheidet sich vom eigentlichen Spanisch schon ganz erheblich, nicht nur in der Aussprache („ll“ ist hier nicht „j“ sondern ein weiches „sch“ ebenso wie „y“). Somit heißt es: Yo como pollo, und zwar nicht „Jo como Pojo“ sondern „Scho como poscho“. Auch wird die zweite Person sowohl in der Einzahl als auch im Plural anders gebildet – es gibt weder „tú“ noch „vosotros“ sondern es heißt „vos“ und „ustedes“. Auch viele Ausdrücke sind anders. Wenn ich das jetzt so lerne, werden sie mich in Spanien dann bestimmt auslachen und sofort hören, wo ich Spanisch gelernt habe ;-) Na, soll nix Schlimmeres passieren, spreche ich eben dann Argentinisch ;-)
Die Schule ist riesig, besteht aus 6 Stockwerken, in einem davon sind die Büros untergebracht, in einem gibt es eine Student’s Lounge und in den restlichen ausschließlich Klassenzimmer! Die Mitstudenten……hm…….sind eigentlich fast alle zwischen 20 und 25…..wow komme ich mir alt vor! Naja, in meinem Alter ist man halt schon gesetzt, hat Haus und Kind und tingelt nimmer durch die Weltgeschichte und macht Wochen lange Sprachkurse. Zumindest scheint es so. In meiner Klasse sind wir 7, am Nachmittag dann nur 4, da machen wir mehr Konversation. Die meisten der Schüler sind einerseits Brasilianer, was mich anhand der Nähe jetzt nicht so sehr überrascht, andererseits dann aber unglaublich viele Schweizer, was ich schon wieder lustig finde. Hatte auch einige nette Unterhaltungen beim Mittagessen, insgesamt sind die Gesprächsthemen der Jugend aber halt dann doch nicht ganz meine Kragenweite.
Die Schule organisiert auch viele Freizeitaktivitäten, wie gemeinsame Abende in Bars, Tango Abende (zum Glück auch solche zum Zuschauen ;-)), Radtouren in die Umgebung, Besichtigungen etc…..werde sicher einige davon in den kommenden Wochen in Anspruch nehmen.
Nach der Schule um 4 war ich echt unglaublich müde, man muss sich doch sehr konzentrieren. Da aber, als ich das Gebäude verließ, die Sonne vom blauen Himmel strahlte und es 30 Grad hatte, bin ich noch ins schöne Stadtviertel Palermo gefahren, bin dort durch die herrlichen Parks geschlendert und habe dann den Teil „Palermo Viejo“ mit seinen gepflasterten Gassen und schönen Eckcafés bei einem Glas Rotwein ausführlich genossen. Palermo Viejo hat mit seinen flippigen Läden, coolen Cafés, schönen Restaurants und viel Graffiti an den Hauswänden fast etwas von Berlin, hier werde ich mich wohl öfter aufhalten. Jedenfalls war es ein sehr angenehmer Ausgleich, und da es bis nach 8 hell ist, hat man noch etwas vom Tag. War also erst zum Abendessen dann daheim. Buenos Aires ist eine Stadt, wo man das Leben wirklich in Ruhe genießen kann, es ist laut aber trotzdem entspannt. Bin sehr zufrieden und werde mich jetzt bald mal ins Reich der Träume begeben.