Mandalay, Myanmar, 22 Uhr
Klare Nacht, 19 Grad
Ein ganz langer Tag war das heute! Nach nur kurzem Schlaf ging es direkt zum nahegelegenen Flughafen in Yangon, wir bestiegen die Propellermaschine der renommierten Air Thanlwin (also wer von dieser Fluglinie schon je gehört hat, den nenne ich einen echten Experten! ;-)) und waren in gut einer Stunde in Mandalay. Der Name ist irgendwie klingend, auch wenn man vermutlich nicht genau weiß, was man damit verbinden soll. Mandalay ist nicht nur Myanmars zweitgrößte Stadt sondern auch eine der kulturell bedeutendsten des Landes und zudem dessen Zentrum des Handwerks. Zahlreiche, ganz unterschiedliche Tempelanlagen und Klöster kann man hier besuchen, eines schöner und stimmungsvoller als das andere, dazu kann man zusehen, wie in Handarbeit in einem ganzen Viertel ausschließlich Buddhastatuen aus Marmorblöcken geschliffen werden (ohne Atemschutzmaske bekommen die Arbeiter ungefiltert tagein tagaus eine 100 prozentige Feinstaubdosis direttissima in die Lunge gepumpt!). Man kann dem allabendlichen Einzug der Mönche zu ihrer Gebetszeremonie beiwohnen, oder man begibt sich auf den Nachtmarkt, wo wie überall in Südostasien nicht nur köstliche Früchte angeboten werden sondern man auch in Suppenküchen köstlich, günstig und frisch speisen kann.
Mandalay mag ich. Es ist jetzt keine optische Augenweide auf den ersten Blick, aber die Stadt ist in ihrer Gesamtheit dank ihres kulturellen Reichtums und ihrer überaus netten Bewohner mehr als nur einen Besuch wert. Überhaupt bin ich von den Myanmaren begeistert – die Menschen sind wirklich extrem liebenswürdig, so herzerwärmend dem Besucher gegenüber, überaus freundlich und nicht mal ansatzweise aufdringlich. In dieser Gegend kann ich mich nur in Laos an Ähnliches erinnern – man kann voraussetzen, dass man als Tourist weiß, wie man sich in einer fremden Kultur zu benehmen hat, nun ja, zumindest in meiner Gruppe wissen es alle. Die Zahl an fremden Besuchern ist auch hier immer noch mehr als überschaubar – bei der Zeremonie der Mönche musste ich mich für eine andere Gruppe, die dieser neben uns noch beiwohnte, aber mal wieder fast fremdschämen. Besucher werden toleriert, aber man darf die Mönche in ihren Ritualen nicht stören – in der anderen Gruppe stellten sich aber einige im Gebet unmittelbar hinter oder neben sie und drückten ihnen die Kameras fast ins Gesicht – unrühmliche Erinnerungen an meine letztjährige Westafrika Reise wurden wach. Andere aus der anderen Gruppe streckten am Boden sitzend ihre Füße in die Höhe – jeder, der ein buddhistisches Land besucht, sollte eigentlich wissen, dass das eine der gröbsten nur möglichen Verletzungen des Respekts ist, so etwas zu tun, Füße gelten als unrein und jemandem die Fußsohlen zu zeigen ist ein Zeichen höchster Verachtung der betreffenden Person gegenüber. Zum Glück bin ich diesmal in der richtigen Gruppe ohne diese seltsamen Exemplare. Zeigt man den Einheimischen gegenüber den notwendigen Respekt und ist freundlich, bekommt man das mehr als doppelt zurück.
Nach dem Besuch der Mönche zum Sonnenuntergang begaben wir uns auf den Nachtmarkt mit seinen herrlichen Obstständen und Garküchen. Im Gegensatz zu Afrika haben die Menschen in Asien gar kein Problem damit, fotografiert zu werden, oft wird man einfach um ein Gegenfoto oder Selfie mit dem europäischen Besucher gebeten, und alle sind zufrieden. Wir aßen in einer Suppenküche zu Abend – es war wunderbar, schmeckte frisch und köstlich, und außer uns saßen auch dort nur Einheimische. Genauso muss es sein!
Den herrlichen, wenn auch langen, Tag schlossen wir mit einer Tuk Tuk Fahrt zurück ins Hotel ab und bei einem Drink am Dach der Rooftop Bar desselben. In der lauen Abendluft mit Blick auf das beleuchtete Mandalay zu sitzen und mit netten Menschen ein Bier zu trinken war genau das würdige Ende eines grandiosen Reisetages.
Wir bleiben morgen auch noch in Mandalay, werden eine Bootstour auf dem Ayarwaddy Fluss unternehmen und mehrere interessante Orte in der Umgebung besuchen. Ich bin mir sicher, auch dieser Tag wird ein wunderbarer werden. Nun aber bette ich mich zur wohlverdienten Nachtruhe!