Apropos Essen....abgesehen davon, dass ich bei mexikanischem Essen leider immer das kleine Problem habe, dass es mir meistens zu scharf ist und das größere, dass ich mich in einem Dauerabwehrkampf gegen den Koriander befinde, ist die Qualität hier hervorragend. Volkstümliche Taco Stände fallen für mich zwar leider aus, da es dort Cilantro technisch kein Entrinnen gibt, aber in netten Restaurants ist es so gut wie immer möglich, meinem grünen Liebling ein Schnippchen zu schlagen, denn das Servicepersonal ist stets ganz besonders bemüht und es ist, wenn nicht ein Dressing schon fertig angerichtet ist, nie ein Problem, die eine entscheidende Zutat dann einfach wegzulassen. Ein amerikanisches junges Pärchen, das an einem der einsamen Strände des ersten Tages campiert hatte und mit dem ich mich eine Weile unterhalten habe, meinte "The quality of food is so much better here than in the US". Ich musste lachen und sagte darauf, dass ich das zwar nie einem Amerikaner einfach so sagen würde, aber wenn sie es schon selbst sagen, müsste ich doch beipflichten. Sie sagten, in den USA ist alles irgendwie overprocessed, schmeckt entweder nach nichts oder künstlich, abgesehen von den Tonnen an Plastik und Styropor, die für dessen Verpackung benutzt werden. Dem habe ich nicht viel hinzuzufügen - hier in Mexiko sind die Zutaten sehr frisch, und selbst für Take Away Produkte ("para llevar") werden wie bei uns einfache sparsame Papierverpackungen verwendet. Schon erstaunlich, dass ein Land, dem Trump eine Mauer vor die Nase stellen wollte, weil es ja angeblich so rückständig ist, in vielen Punkten wesentlich weiter entwickelt ist als der große Nachbar im Norden. Natürlich ist Mexiko noch ein Schwellenland, aber als Armenhaus kann man es schon lange nicht mehr bezeichnen. Viele Dinge funktionieren hier bestens, selbst ein Corona Ampelsystem, das Bundesstaaten je nach aktueller Lage in 4 Stufen einteilt und - man höre und staune - an die 4 Stufen sogar auch noch konkrete Maßnahmen automatisch geknüpft sind, haben sie im Gegensatz zu manch anderen "First Movern" hinbekommen. Klingt fast utopisch, dass so etwas wirklich geht :-)
Hat mich meine letzte Mexiko Reise in manchen Punkten ein wenig gestresst, weil mir das Programm teils zu dicht gedrängt war, ist es diesmal, wo ich mein eigenes Tempo fahren kann, genau umgekehrt. Ich fühle mich nach einem Tag wie heute total entspannt und voller Lebensfreude. Ein wenig eine Art von "Arbeitstag" steht mir morgen bevor, denn da habe ich einen von 2 langen Fahrtagen auf dem Programm. Ich mache einen Sprung von knapp 500 Kilometern nach Norden, in den kleinen Oasenort Mulegé. Das wird dann gleichzeitig auch der nördlichste Punkt meiner Schleife werden, der aber immer noch im Bundesstaat Baja California Sur liegt. Dort habe ich 2 Nächte in einem B&B gebucht, um die Oase, eine alte spanische Mission und weitere Strände am Golf von Kalifornien (Mar del Cortez), quasi der Ostküste der Baja, zu entdecken. Mehr erfahrt ihr von dort.