Buenos Aires, Argentinien, 18.30 Uhr
Heiter, 28 Grad
Lluvia (sprich: SCHuvia), also Regen, und tormentas (Gewitter) waren auch heute für den größten Teil des Tages die bestimmenden Themen. Teilweise hagelte es sogar, als wir in der Schule saßen. Nun gut, als ich aus hatte, gab es eine kurze Regenpause, die ich nutzte, mal wieder nach Palermo Viejo zu schauen, dort gemütlich ein Bier zu trinken und in „meiner“ Bäckerei ein Walnussbrot zu kaufen. Knapp bevor ich heim kam, erwischte mich dann der nächste Guss – jetzt hat es gerade mal wieder etwas aufgerissen. Immerhin, Donnerstag und Freitag, an meinen letzten beiden Tagen hier, soll es nochmal schöner werden. Gut so, das habe ich mir irgendwie schon noch verdient, und Buenos Aires auch, nämlich, dass ich nicht in erster Linie das eirige Wetter sondern die vielen vielen schönen Seiten dieser Stadt vordergründig in Erinnerung behalte.
Für Freitag gibt’s zum Abschluss dann noch Tango Abend in San Telmo, einmal muss man das ja dann doch gesehen haben. Und San Telmo soll an den Abenden am Wochenende sehr nett sein, mit guter Stimmung, das sollte ein würdiger Abschluss meines Urlaubs werden. Ich habe den Stadtteil sonst immer nur tagsüber gesehen, da es unter der Woche am Abend dort dann auch eher gefährlicher sein soll – weil nichts los ist. Nur am Wochenende gibt es dort, im Gegensatz zu Palermo, wo sich immer etwas tut, auch Nachtleben, mehr das Café- und Bar orientierte und somit etwas intellektuellere als das ausschweifendere in Palermo. Ein weiterer Pluspunkt von Buenos Aires, hier findet jeder das, was er gern hat – ausgelassen feiern, gemütlich in Bars und Cafés sitzen, gut essen und trinken und viel viel Kultur – Theater, Oper, Kinos, Museen – wem hier fad wird dem ist kaum zu helfen. San Telmo ist so ein Stadtteil, wo mein Onkel wohl gut hinpassen würde ;-))
Elfie beginnt schon um mich zu trauern……sie hat ja drei Töchter, betont aber immer, dass sie sooooo gerne auch einen Sohn gehabt hätte, und dann noch so einen wie mich ;-) Nun gut, das kann ich ja verstehen, denn wer hätte nicht gern SO einen Sohn ;-)))) Aber im Ernst, ich glaube, ihr nie geborener Sohn hatte insofern Glück, als sie ihn sicher von hinten bis vorne nur verhätschelt hätte und er im Prinzip nur entweder ein komplettes Muttersöhnchen oder aber der hundertprozentige Rebell geworden wäre. Töchter waren für eine Frau wie Elfie eindeutig die bessere Lösung, zu denen war sie, wenn ich mir das so vorstelle, bestimmt strenger……auch ihre – männlichen - Enkel werden ausschließlich als „divino“ (göttlich) bezeichnet, wobei sie sich sowieso gern einer salbungsvoll-exaltierten Sprache bedient. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass sich ihre Familie nicht sehr viel um sie kümmert. Eine der drei Töchter lebt in den USA, die anderen beiden aber in Buenos Aires ebenso wie alle 6 Enkel. In den knapp 3 Wochen, die ich jetzt hier bin, war genau ein einziges Mal eine Tochter mit ihrem Sohn hier, genau an einem der Abende, an denen ich nicht da war. Sie betont auch immer extra, dass sie alle „so viel zu tun“ hätten, diese Leier kenne ich schon von anderen älteren Damen wie seinerzeit meiner „Omi“ genannten Kinderbetreuerin – sie versuchen die Kinder, die sich kaum um sie kümmern, dann immer noch in Schutz zu nehmen. Nun gut, 2 Wochen nach meiner Abreise kommt dann der nächste Student zu ihr, ein Australier. Mal sehen, ob der auch so einen wunderbaren Muster-Ersatz-Sohn abgeben wird ;-)))))
So, jetzt setz ich mich noch bis zum Sonnenuntergang auf den Balkon, denn unglaublicher Weise gibt es gerade eine Sonne, die untergehen könnte ;-)))