Medellin, Kolumbien, 17 Uhr
Stark bewölkt, 20 Grad
Ich habe den ersten Tag und die erste Nacht in Medellin erfolgreich hinter mich gebracht. Wie erwähnt, waren wir zunächst bei Paulas Probe, diesmal als Sängerin einer Heavy Metal Band, das gefiel mir eigentlich recht gut. Das Nachtleben hier ist komisch. Dienstag ist jetzt doch nicht gar so viel los, aber in einer Straße, in der auch die Salsa Bar ist, treffen sich die Leute, um auf der Straße zu stehen (Mathias kennt hier wirklich fast Jede(n)), teilweise die ganze Nacht zu quatschen, Unmengen an purem Rum zu trinken und zu kiffen. Mathias kifft nicht – und nachdem ich weiß, dass mein Onkel und meine Tante ihr Übersetzungsprogramm über diesen Blog laufen lassen (plein de groses bises à vous deux, Michel et Jacqueline ;-)), schreibe ich jetzt auch nicht zu viel über ihn, denn ich will ja nicht zu viele Details aus seinem Leben verraten ;-) Die meisten seiner Freunde sind jedenfalls sehr nett und haben mich sehr herzlich willkommen geheißen, einige sprechen auch Englisch und/oder Französisch, was für mein Spanisch wiederum gar nicht gut ist – nur Spanisch wie in den Tagen zuvor habe ich ja noch einigermaßen hingekriegt, aber im Mix mit Englisch und Französisch ist es dann doch wieder sehr verwirrend ;-) In der Salsa Bar war es auch recht nett, die Stimmung ist heiter und ausgelassen. Dass Dienstag ist und man am Folgetag arbeiten muss ist ziemlich allen ziemlich wurscht, daran denkt man dann am nächsten Tag ;-)
Naja, heute haben wir uns dann in die Stadt begeben und zu einem Aussichtshügel Pueblito Paisa, wo ein Dorf der Region, auf etwas kitschige Art und Weise, nachgebildet ist. Ein gemütliches Café gab es dort aber fürs Mittagessen. Die Stadt selbst ist recht lebhaft, verfügt über eine moderne Metro, das Markanteste sind die überall herumstehenden Skulpturen des kolumbianischen Malers und Bildhauers Botero, der in erster Linie füllige Frauenfiguren darstellt. Ansonsten finde ich sie jetzt eigentlich nicht besonders spannend, die Lage in dem engen Tal ist recht nett, architektonisch konnte ich bisher aber keine Highlights ausmachen. Nachdem es am Nachmittag ordentlich geschüttet hat, sind wir zurück gekehrt, Mathias hält gerade seine Siesta.
Ich mag ihn sehr gern, auch wenn wir in völlig verschiedenen Welten leben. Mit 38 immer noch so wie ein 20jähriger Student zu leben, immer mit knappem Budget, könnte ich mir für mich nicht mehr vorstellen. Aber im Endeffekt ist es wichtig, dass Jeder sein Leben so führt, wie es ihn am glücklichsten macht. Letztendlich haben wir Alle zirka 80 Jahre auf diesem Planeten geschenkt bekommen und müssen für uns den Weg finden, wie wir diese am für uns persönlich besten gestalten wollen – nur darauf kommt es an. Für Mathias ist seine Musik Alles, wichtiger als jeder Komfortanspruch und sonstige Dinge, auf die er gerne verzichten kann. Und auch wenn wir völlig unterschiedliche Lebensstile haben, so ist es doch schön, wenn sich unsere Wege an den verschiedensten Plätzen dieser Erde immer wieder mal für ein paar Tage kreuzen, wir eine gute Zeit miteinander haben und dann wieder unser Leben leben. Genau diese Vielfalt und dieser kosmopolitische Zugang zum Leben zeichnet unsere Familie aus, das ist auch die Bande, die uns bei aller Unterschiedlichkeit zusammenhält.
Nun gut, mal sehen, ob Mathias heute noch aufsteht und wir noch ins Bar-und Restaurantviertel El Poblado vordringen. Nachdem das, was ihm am meisten abgeht an Frankreich, der Wein, der Käse und die Vielfalt und die Qualität beim Essen, hier im Alltag nur schwer zu bekommen sind, werde ich ihn anstelle eines Mitbringsels in ein französisches Restaurant einladen, so wir eines finden ;-) In diesem Sinne heute ein „à toute à l’heure!“ ;-)