Das waren sie also - meine drei Tage im tropischen Inselparadies. Und waren sie auch so paradiesisch? Ganz klar - ja! Es war das erste ganz große Highlight dieser Reise!
Kuna Yala heißt das Land, in das ich mich begeben habe. Das Land der Kuna. Die Kuna sind eine der ganz wenigen indigenen Volksgruppen auf dem gesamten amerikanischen Doppelkontinent, die es geschafft haben, nie unterworfen zu werden und so ihre Kultur und Eigenständigkeit zu bewahren. Sie lebten seit Ewigkeiten an der Nordostküste Panamas, hineinreichend bis nach Kolumbien. Der schmale Landstreifen, ein mit tropischem Regenwald überzogener Gebirgszug zur karibischen Küste hin abfallend, mit den vielen kleinen vorgelagerten Miniinseln war ein geostrategischer Vorteil. Die Spanier konnten in dieses Gebiet kaum vordringen, versuchten sie es von der See her, wurden sie sehr häufig Opfer von Piratenattacken. Die Kuna kollaborierten mit den Piraten, sodass die Spanier schließlich aufgaben und beschlossen, mit den Kuna ein Abkommen über deren Eigenständigkeit zu schließen. Nach diesem Abkommen beendeten die Kuna ihre Zusammenarbeit mit den Piraten - das Land Kuna Yala war geboren. Auch im heutigen Panama genießt Kuna Yala weiterhin einen Autonomiestatus. Es gehört zwar völkerrechtlich zu Panama, wird aber von den Kuna komplett eigenständig verwaltet. Will man in das Land, gibt es eine Passkontrolle, und es ist für Ausländer eine Gebühr von 20 USD zu entrichten. Arbeiten dürfen in Kuna Yala nur Kuna, auch PanamaerInnen dürfen sich hier weder ansiedeln noch ein Unternehmen betreiben. Folglich werden auch alle touristischen Einrichtungen ausschließlich von Kuna Familien betrieben. Und die Bedingungen waren klar: hierher kommen, gerade wegen der paradiesischen Lage, keine großen Hotelketten, keine Luxusressorts. Sondern es bleibt klein und fein, die Kuna wollten sich nie eine nicht der ihrigen Lebensweise entsprechende Kultur aufoktroyieren lassen. Touristen werden auf mehreren der Miniinseln heute also empfangen - im Zusammenleben mit den auf diesen winzigen Eilanden lebenden Kuna Familien. Die Unterkünfte sind sehr schlicht und einfach und verfügen nur über rustikale sanitäre Einrichtungen - aber es ist sauber. Sprich - für Anita - zwar schon ein Hauch von Vanuatu, aber doch viel hygienischer, und es gibt keinerlei Insekten und schon gar keine Spinnen. Es wird 3 Mal täglich gekocht - einfach aber immer top frisch und gesund - Fisch, Huhn, dazu Reis, Erdäpfel oder Kochbananen. Und zum Frühstück Eier und frische Früchte. Es gibt ein paar Inseln mit einheimischen Dörfern, wo die Kinder zur Schule gehen, wo es auch Basis-Gesundheitseinrichtungen gibt. Ansonsten funktioniert die Koexistenz mit den BesucherInnen sehr gut - es gibt keinen Sauf-und Partytourismus sondern man ist hier, um sich zu entspannen. An allzu viel Austausch sind die Kuna nicht wirklich interessiert, sie sind freundliche und sehr zurückhaltende GastgeberInnen, leben ihr friedliches Leben und lassen die Touristen das ihrige leben. Kuna-Frauen tragen traditionelle Kleider und bunt mit sogenannten "Molas" bestickte Blusen. Fotografieren von Kunas ist strikt tabu, sie wollen das nicht und das sollte man auch respektieren. Natürlich sind sie trotzdem im 21. Jahrhundert angekommen, alle haben Smartphones, und die Zeiten, in denen es auf den Inseln keinen Handyempfang gibt, sie inzwischen auch passé. Da ich allerdings für Panama keine lokale SIM-Card genommen habe und auch sonst kein Daten-Package, war ich trotzdem wie vorgesehen offline, denn WLAN gibt es weiterhin nicht. Und das war gut so, ich war darauf eingestellt, 3 Tage zu deconnecten, und ich habe das sehr gut ausgehalten.
Donnerstag war es sehr früh losgegangen. Zirka dreieinhalb Stunden dauert die Fahrt aus Panama City hinaus nach Nordosten bis zum Bootshafen. Nach einer guten Stunde kommt man zu einer letzten Tankstelle mit Supermarkt - die wohl meist frequentierte ganz Panamas. Alle BesucherInnen decken sich hier mit Getränken und Snacks ein, checken noch ein letztes Mal ihre e-Mails und Whats App Nachrichten. Ich beließ es bei einem großen Kanister Wasser, das Essen auf den Inseln, das im Package inkludiert war, war gut und mehr als ausreichend. Und Bier kann man auch vor Ort kaufen - und das kalt. An der Tankstelle zweigt man von der Hauptstraße ab, und es zieht sich eine kurvige und sehr schlechte Straße durch das Küstengebirge. Unzählige Schlaglöcher begleiten durch die sattgrüne Landschaft, die von üppigem Regenwald bestanden ist. Ich sah in diesen 90 Minuten mehr Regenwald als in ganz Borneo. Im Zuge der Straße wird auch die Grenze in das Kuna Yala Gebiet passiert, mit oben erwähnter Passkontrolle. Einmal im Bootshafen, werden die Ankömmlinge auf die gebuchten Inseln in die jeweiligen Boote verteilt. Ich hatte mich für Yani Island entschieden, weil ich gelesen hatte, dass dort maximal 20 Personen unterkommen und es dort besonders friedlich ist. Nicht sehr friedlich war allerdings die knapp einstündige Bootsfahrt hinaus aus den Mangrovensümpfen ins karibische Meer. Es gab hohe Wellen - und das Speedboat knallte fortwährend unsanft aufs Wasser. Nichts für Leute, die zur Seekrankheit neigen - zu diesen gehöre ich aber glücklicherweise nicht. Angenehm ist trotzdem etwas anderes. Wie auch immer - wie Miniflecken ragten die vielen kleinen, von Palmen bestandenen, Sandinseln aus dem Meer - eine davon war dann auch tatsächlich Yani Island. Das Meer türkis, der Himmel mal blau, mal wolkig, der Sand je nach Sonne einmal mehr und einmal weniger weiß. Ja, es war friedlich hier. Die Anreise ist aufwändig, aber ist man einmal dort, hat man dann seinen Urlaub von der Welt.
So ein Setting zieht einen bestimmten Typus von Individualreisenden an. Leute mit einem gewissen Mindset. Die auch weite Wege gehen, um die schönsten Flecken unserer Welt zu sehen, denen das Leben und die Welt zu spüren wichtiger ist als das Luxusressort. Und ganz klar - mit solchen Menschen komme ich sofort ins Gespräch. Das in dem Fall nicht gestört wurde durch Nachrichten von draußen. Wenn ich nicht in der Hängematte lag oder mich ausschlief (und das tat ich so gut wie schon lange nicht!), dann saßen wir zusammen, führten total spannende und interessante Gespräche und tranken dabei das ein oder andere Bier. Meine GesprächspartnerInnen waren dabei fast durchwegs wesentlich jünger als ich, so gut wie alle zwischen 20 und 30. Das macht aber gar nichts - unter Reisemenschen gibt es automatisch die Connection, da spielt das Alter überhaupt keine Rolle. Und die Neugier junger Menschen gepaart mit meiner doch schon recht beachtlichen Reiseerfahrung ergibt einfach spannende Unterhaltungen und man kommt von einer Geschichte in die nächste. Und so waren das wunderbare 3 Tage mit außergewöhnlich netten und symphatischen Menschen, mit denen ich fast durchwegs auf einer Wellenlänge lag. Eine tolle Zeit!
Heute hatte ich gegen 15 Uhr dann Pick Up. Vor dem letzten Mittagessen war schon die nächste Gruppe gekommen, die ebenfalls bereits das Mittagessen dabei hatte. Und so saß ich bei Tisch - auf einem der zahlreichen Gemeinschaftstische - und mir gegenüber plötzlich - eine langjährige Arbeitskollegin von der AUA mit ihrem Mann. Wir packten es beide kaum, uns hier, in diesem eher nicht sehr durchschnittlichen Reiseziel an einem besonders abgelegenen Flecken plötzlich zu treffen. Das war bereits das dritte Mal, dass mir das passiert ist, nach einem Kapitän, den ich in einem Tempel im Bambuswald in Kyoto getroffen hatte, und meiner Ex-Chefin von der Lauda Air am Strand in Myanmar. Nun also wieder in Panama! Manche Dinge sind einfach unglaublich!
Ich war dann gegen 8 wieder im Hotel in Panama City. Drehte mein Internet wieder auf. Hatte nicht viel verpasst - und die rund 30 Whats App Nachrichten, die reingekommen waren, waren alle nett und erfreulich. Unter anderem von meiner lieben Marokko-Gruppe, wo Julia gerade durch die Antarktis cruist - leider nicht am Schiff von Harry, das wäre der nächste Super-Zufall gewesen ;-)
Anyway - das erste riesige Highlight dieses Urlaubs liegt hinter mir. Es war Alles dabei, was ich mir erhofft hatte (also fast, denn leider war es just in der Früh und am Abend auf der Insel immer so bewölkt, dass kein schöner karibischer Sonnenauf-oder Untergang dabei war). So darf es gerne weitergehen. Morgen jedenfalls mal mit dem Panamakanal. Wohl das Gegenteil von friedlichem abgeschiedenem Leben, sondern eher eines der gigantomanischsten Eingriffe des Menschen in die Natur aller Zeiten. Mehr darüber lest ihr beim nächsten Mal. Und nun geht es ab zur Fototapete der letzten Tage......