Heute kam also mein Rad zum Hotel. Es sah okay aus, die Luft war aufgepumpt, der Sattel hoch genug, und 21 Gänge hatte es auch. Auch die Bremsen schienen zu funktionieren. Also alles paletti, ich legte los - und kam schon sehr bald drauf, dass von den 21 Gängen gerade mal 3 funktionierten. Bei jedem Versuch, woanders hinzuschalten, sprang die Kette raus. Es gibt zwar keine starken Steigungen auf der Insel (die Vulkane kann man ja nicht hinauf fahren), aber es geht schon hügelig bergauf bergab. Mit meinem Rad wäre das gar kein Problem, aber mit dem hier schon. Manuell machte ich mir die Finger schmutzig und legte die Kette, nachdem sie mal wieder rausgeprungen war, gleich aufs kleinste Rad. So konnte ich etwas leichter treten, dafür grammelte und knirschte es. Und sobald es etwas mehr als nur leicht bergauf ging, musste ich absteigen und schieben, das war einfach nicht machbar. Naja, also mit dem Rad machte das dann keinen Spaß, aber ich arrangierte mich damit. Ist eben Nicaragua - und dass man da immer wieder die Komfortzone verlassen muss, daran habe ich mich auch schon gewöhnt. So konnte ich mich wenn es bergab ging eben runterrollen lassen und wo es eben war halt gemächlich treten. Ich kam auch so an mein Tagesziel, an die Laguna Charco Verde. Durch eine besondere Algenart schimmert dieser See angeblich besonders grün. Naja, das sah ich jetzt nicht, eher war er braun wie viele andere Gewässer, aber die Umgebung war trotzdem sehr schön. Und die blühenden Gärten und die grasenden Pferde sah ich auch vom mühsamen Rad aus sehr gut - und beim Schieben noch besser ;-)
Ich aß dann noch gut Mittag am Mirador. Das Essen dort war zusätzlich zur Aussicht ausgezeichnet. Ganz im Gegensatz zum Hotel, an das ich sonst gebunden bin, weil ich hier am Abend nicht wirklich wegkomme und kein echter Ort in der Nähe ist. Es ist hier teurer als anderswo aber von der Qualität her maximal unterer Durchschnitt. Die Landschaft ist zwar auf Ometepe am schönsten, dafür sind die Menschen irgendwie anders als am Festland. Viel verschlossener, weniger zugänglich. Viele schauen eher mürrisch, auch hier im Hotel. Keine Ahnung, ob den Insulanern die Touris auf die Nerven gehen oder was sonst der Grund ist, dass die meisten sehr reserviert sind, eigentlich wirkt das Leben hier noch stressfreier und weniger arm als am Festland, sodass man annehmen könnte, dass sie eigentlich zufriedener sein sollten. Man fühlt sich hier, auch wenn das Zimmer und der Ausblick schön sind, nicht so herzlich willkommen wie im Rest des Landes. Keine Ahnung, ob das nur mein Eindruck ist, aber insofern finde ich es okay, morgen wieder weiterzuziehen.
Mein Ziel ist dann eigentlich auch schon meine letzte Destination, wenn man die letzte Nacht im Airport Hotel in Managua mal ausklammert. Es geht nach San Juan del Sur. Das liegt am Pazifik, nicht sehr weit von hier, und ist ein klassischer Surfer-und auch Partyort. Ich weiß nicht, ob es mir dort gefallen wird, die Unterkunft liegt etwas oberhalb und sieht in jedem Fall sehr okay aus, und ein paar Tage die Strände erkunden und gut Essen und ein paar Cocktails trinken werde ich sicher gut aushalten. Ich nehme mal an, dass dort die Auswahl an Bars und Restaurants sehr groß sein wird und ich es mir schon nochmal gutgehen lassen werde. Wie mir die Stimmung in dem Ort letztlich gefallen wird, weiß ich dann, wenn ich dort bin ;-) Zum Ausklingen lassen einer schönen langen Reise wird es aber bestimmt gut passen. Mehr dann also beim nächsten Mal aus SJDS!