Ich brach meine Zelte nach dem Frühstück ab und düste an die 400 Kilometer nach Nordosten. Bewegte mich im selben Land, aber in eine andere Welt. Bevor ich mein Auto zurückgab, stattete ich noch in Zagrebs Nähe der barocken Kleinstadt Samobor einen Besuch ab. Ja, es sieht hier aus wie in einer kleinen Stadt in Ostösterreich. So ganz und gar. Ich aß dort einen Salat zu Mittag – und siehe da, der Hirtensalat wird plötzlich mit Schafsfrischkäse anstatt Feta serviert – und als Dressing gibt es Kürbiskernöl. Das gibt es hier wie in der Steiermark an jeder Ecke auch aus kroatischer Produktion, und es ist ähnlich populär wie bei uns. Auch die Dessertkarte liest sich wie das Who is who der steirischen und k&k Küche. Powidltaschkerln, Mohnnudeln, Kaiserschmarren – oder wie wäre es mit Vanilleeis mit Kürbiskernöl? Ich musste lachen – ich wusste zwar im Vorhinein, dass die Architektur im Herzen Kroatiens mich wohl an zu Hause erinnern würde, dass die Küche hier aber auch so ähnlich ist, mit dem hätte ich irgendwie nicht gerechnet…..
Erheitert fuhr ich also das letzte Stück bis Zagreb und gab mein Auto retour. Nahm ein Uber direkt zu meiner gebuchten Unterkunft. Und startete dann meinen nachmittäglichen Rundgang durch das Zentrum.
Was soll man sagen – Zagreb wirkt schon beim Hineinfahren hässlich. Meere an Plattenbausiedlungen umgeben die Stadt. Nichts, das mich gleich zu einer Vorverurteilung veranlasst hätte, dieses Phänomen kennt man aus vielen Städten des ehemaligen Ostblocks, diese Architektur des angeblich realen Sozialismus. Aus den Vororten darf man in diesen Gefilden natürlich nie auf die Schönheit des Zentrums schließen, denn das präsentiert sich trotz umgebender Tristesse dann oft sehr schmuck und hübsch. Nun ja, nicht in diesem Fall. Zagreb erinnerte mich irgendwie an Budapest vor 15 Jahren, bevor Letzteres durch viele Renovierungen wieder die alte Pracht erlangen konnte. Hier in Zagreb - die k&k Architektur, zum Großteil verfallen und heruntergekommen, dazwischen Zweckbauten, es sah nicht besonders einladend aus. Weder der große zentrale Jellacic Platz, der von eher unansehnlich funktionalen Gebäuden umgeben wird, noch sonst irgendein Straßenzug im Zentrum vermochten mich vom Hocker zu reißen. Vereinzelt ließen sich ein paar Lichtblicke wie die fast fertig renovierte Kathedrale oder die ein oder andere nette Gasse ausmachen, im Großen und Ganzen aber blieb der Haupteindruck – naja, und das ist Alles? Irgendwie schade, dass die Hauptstadt der Schönheit dieses Landes nicht wirklich gerecht zu werden vermag. Eine weitere Parallele zum Budapest vor 15 Jahren tat sich auf – denn damals war auch dort genau ein Stadtteil schon schön renoviert und ansehnlich – nämlich das recht touristische Burgviertel. Und Ähnliches konnte ich als Deja-vu erleben, als ich in Zagrebs Oberstadt kam. Dort sind auch einige Gassen im kaiserlichen Stil hübsch restauriert, ein bisschen Glanz lässt sich erahnen.
Kein würdiger Abschluss also meiner Reise? Würde ich nicht so negativ sehen, denn ein paar schöne Dinge findet man immer, wenn man sich Mühe gibt. So zu allererst meine nette Unterkunft, ein schönes B&B mit nur 4 Zimmern mitten im Zentrum. Noch schöner als das Zimmer war allerdings meine Vermieterin, eine wirklich hübsche junge Frau mit strahlendem Lächeln und erfrischender Ausstrahlung – das erfreut das Herz des ergrauenden älter werdenden Mannes immer noch ;-) Sofort sprang dann auch der Funke über, als ich in der Oberstadt in einem verfallenen Haus ein uriges nettes Bistro für mein Abendessen fand – ich saß im Garten unter Ahornbäumen und ließ es mir schmecken. Oder auch das lebendige Street Food Festival mit Cocktailbars, wo sich mit Blick auf die Kathedrale viele junge Leute tummelten, war nett. Zagreb ist keine Stadt, die sofort aufgrund ihrer Schönheit den Wow Effekt auslöst, man muss schon ein wenig hinter die Fassade blicken. Tut man das, ist es trotz aller Makel eine sympathische Stadt, mit etwas rauen Ecken und Kanten eben. Als Ziel einer Städtereise würde ich es jetzt trotzdem nicht anpreisen, da gibt es in Europa wirklich viele interessantere Destinationen, auch unbekannte. Wenn man aber schon mal in Kroatien ist – warum nicht auch mal in die Hauptstadt reinschauen und das Bild vom Land vervollständigen. Ich bereue meinen Zagreb Besuch jedenfalls nicht, auch wenn er mich nicht gleichermaßen begeistern konnte wie die anderen Plätze, die ich in den letzten Tagen gesehen habe.
Morgen Vormittag habe ich noch ein paar Stunden, ehe zu Mittag mein Bus nach Wien abfährt. Wie die Rückreise verlaufen ist, und natürlich ganz viele Tipps für Kroatien Reisende gibt es nach meiner Ankunft zu Hause. Luka noc wünsch ich euch!