Kumasi, Ghana, 16.15 Uhr
Sonnig, 35 Grad
Kumasi ist nicht nur zweitgrößte Stadt Ghanas sondern auch die ehemalige Hauptstadt des Königreiches der Aschanti. Das sind übrigens keine Erdnüsse, obwohl zumindest Wiener älteren Semesters Erdnüsse gerne so bezeichneten ;-), sondern eine der großen ethnischen Gruppen in Ghana (kleine Minderheiten gibt es auch in Togo und Cote d’Ivoire). Der König der Aschanti, der Aschantene, hat zwar im heutigen Ghana keine realpolitische Macht mehr, ist aber bei seinen Untertanen so beliebt, dass seine Meinung immer noch zählt und er von Ghanas Staatsspitze immer wieder gehört wird. Der einstige Reichtum des Aschanti Königreichs begründete sich vor Allem in Unmengen an Gold, die hier gefunden wurden. Die formell oberste Funktion bekleidet zwar immer ein König, real gesehen ist aber die Königin die wichtigste Person. Sie ist nie seine Ehefrau sondern Cousine, Nichte oder Schwester. Sie allein bestimmt den König, denn dieser darf von diversen Clanchefs nur unter Nachkommen aus der Linie der Königin ernannt werden. Somit wird der Posten immer erblich aus weiblicher Linie bekleidet.
Alle 6 Wochen findet in der Residenz, im Manhyia Palast in Kumasi, das Akwasidae Festival statt, bei dem sich der König unter das Volk mischt, es wird ihm gehuldigt und alle werfen sich ins feinste Gewand zu diesem farbenfrohen Ritual. Es wird Musik gemacht, Menschen in bunten Gewändern und unter zahlreichen kunstvoll bestickten Schirmen finden zusammen, und es ist für uns Zuseher ein echtes Spektakel. Die Touren hier sind so angelegt, dass man immer an einem Akwasidae Sonntag in Kumasi ist, und es war auch der erste Platz hier in Westafrika, an dem ich zumindest eine etwas größere Anzahl an europäischen Touristen erblickte. Touristen sind jedenfalls willkommen wenn die Aschanti die ganze Pracht ihres einstigen Reiches mit Inbrunst zelebrieren. Westafrika steckt wirklich voller Traditionen, und diese Tour lässt uns tief darin eintauchen. Schon etwas Besonderes, die Lebensart dieses sehr speziellen Kontinents so intensiv kennenlernen zu dürfen, und gerade weil hier Vieles oder fast Alles so fremd ist, ist es gleichzeitig auch einzigartig.
Zudem besuchten wir auch Westafrikas größten Markt, den Kejetia Markt, der sich aus unglaublichen 11.000 Ständen zusammensetzt und die halbe Stadt überzieht.
Mal wieder war ich voll von Eindrücken, und dass bald 2 Wochen in Marokko bevorstehen, wo ich nochmal in eine gänzlich andere Kultur eintauchen werde, kann ich mir jetzt noch gar nicht vorstellen. Mir ist fast schon schwindlig bei all dem Neuen, was ich in mich aufsaugen darf, weswegen ich jetzt einmal bis zum Abendessen relaxen werde. Man bräuchte einfach mehr Zeit zum Reisen, eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt, sich einen schönen ruhigen Platz am Meer in einer Hängematte zu suchen und sich einmal eine Woche Zeit zu nehmen, das Gesehene auf sich einwirken zu lassen, es zu sortieren und zu verarbeiten. Aber ja, 2020 sollte ich soweit sein, in den Genuss einer sechsten Urlaubswoche zu kommen und dann mein Reiseprogramm wieder etwas straffen zu können, 5 Wochen reichen einfach nicht, vor Allem nicht bei so fremden Welten wie diesmal. Ich freue mich trotzdem schon auf Marokko und denke, dass dort mehr die Möglichkeit besteht, sich bei Wanderungen ein wenig körperlich zu betätigen, auch das macht den Kopf frei! Nun ja, ein paar Bilder vom Akwasidae Festival will ich euch jetzt aber keineswegs unterschlagen!