Zwischen gerädertem Frühstück und dem Abendessen in überraschend netter Gesellschaft lag ein weiterer wunderbarer Tag. Ich machte, wie schon gestern angekündigt, nach meiner Abreise aus Sesimbra einen Schlenker ins Landesinnere. Es war der einzige Tag dieser Tour, wo ich mehr hinterm Steuer saß als ich mich auf meinen beiden Beinen fortbewegte.
Das Alentejo ist bekannt als eine der urigsten Regionen Portugals - die Landschaft ist eigentlich unspektakulär, sanft, manchmal flach, manchmal hügelig, geprägt von Olivenbäumen und Wäldern an Korkeichen. Dazwischen leuchten aber bunt die reifen Zitronen und Orangen von den Bäumen, andere Bäume, ganze Reihen davon, standen wiederum in strahlender Blüte, ich war mir nicht sicher, ob es sich um Apfel-, Kirsch- oder gar Mandelbäume handelte, die hier für ein wunderschönes Farbenmeer sorgten. Martin, falls du das liest, vielleicht kannst du mich ja anhand der Bilder aufklären ;-) Ich lernte auch 2 ganz unterschiedliche Städte des Alentejo kennen. Estremoz, schon recht weit im Landesinneren nicht mehr sehr weit entfernt von der spanischen Grenze, ist eine urige Stadt, die mit einer Burg auf einem Hügel thront und in der die Zeit still zu stehen scheint. Wäsche hängt aus dem Fenster, man sieht vorwiegend ältere Leute, die einen Plausch halten, von den Wänden bröckelt der Putz. Trotzdem hatte die Stadt etwas, vermutlich wegen ihrem rustikal-autenthischen Charme. Danach Evora - bekannt als UNESCO Weltkulturerbe. In Evora war ich vor 24 Jahren schon einmal gewesen, mit meiner Mutter damals, der einzige Ort meiner Reise, an dem ich schon einmal zuvor gewesen war. Ich konnte mich aber nicht mehr allzu gut erinnern. Die Stadt mit ihren römischen Monumenten, wie einem weithin intakten Viadukt, und ihre Kopfstein gepflasterten, weiß-gelb gestrichenen Häusern, ist bildhübsch und sollte nicht fehlen bei einer Portugal Reise.
Nun bin ich wieder an der Küste, in besagtem ruhigen Fischerort Vilanova de Milfontes. Ein nettes Gästehaus im Zentrum dient mir als Unterkunft, ansonsten gibt es hübsche Gässchen und unmittelbar außerhalb Dünen und abermals herrliche, wilde und weite Strände. Einer davon diente mir als wundervolle Kulisse für den Sonnenuntergang. Ich wiederhole mich, aber ich denke, Portugal hat die genialste Küste Europas. Irland kann da vielleicht noch mithalten und auf andere Weise Norwegen, aber ansonsten spielt das Land mit seinen Stränden in der weltweiten Oberliga auf Augenhöhe mit Australien oder Südafrika mit. Einfach zu schön, dieses Meer. Und - Portugal hat im Winter jene Temperaturen, auf die es Irland im Sommer bringt - und es regnet auch viel weniger. Dieses Land hat was, ich muss es immer wieder betonen!
Einen unerwarteten Ausklang positiver Natur nahm der Tag auch noch. Ich war um 19.20 vor dem Lokal, in dem ich Abendessen wollte. Laut Google hätte es ab 19 Uhr geöffnet sein sollen, es sperrte aber erst um 19.30 auf. Es warteten schon ein paar Leute auf Einlass - und so kam ich ins Gespräch mit einem Ehepaar aus Deutschland und einer jungen Amerikanerin. Sie waren als Weiterwanderer*innen auf dem Weg entlang von Portugals Küste, hatten sich zufällig entlang des Weges kennengelernt. Und wir unterhielten uns so nett, dass wir, als sie uns doch noch ins Lokal ließen, spontan beschlossen, uns gemeinsam an einen Tisch zu setzen. Es ist immer wieder so schön, dieses Alleinreisen, so etwas würde man sonst eigentlich nie tun. Aber man trifft genau diese Art von Leuten, die etwas Interessantes zu erzählen haben und von denen man mehr erfahren möchte. Und so aßen wir nicht nur gut sondern hatten auch sehr interessante Unterhaltungen, meistens ging es dabei natürlich ums Unterwegs sein. Faszinierend, dieses Gen, das in uns Reisenden steckt - die Geschichten, die man austauscht aus dem eigenen Leben fließen hier wie von selbst ineinander. Und so bin ich nun müde aber einmal mehr vom Reisevirus voll erfasst. Und werde entsprechend glücklich einschlafen und mich auf den morgigen Tag freuen. Küstenwandern wird morgen dann, nach dem einen recht langen Tag hinterm Steuer, wieder mein Fokus sein. Ich werde euch erzählen, was mir die Welt diesmal Schönes beschert hat!