Oaxaca, Mexiko, 22.35 Uhr
Dunkel, 15 Grad
Kakteen waren heute definitiv der Höhepunkt des Tages.
Es begann mit strahlend blauem Himmel, und so konnte ich nochmal den Blick auf den – heute freien und dampfenden – Vulkan Popocatepetl genießen, der mit über 5400 Metern Mexikos zweithöchster Berg ist und durch seine perfekte konische Form besticht. Puebla hatte mir sehr gut gefallen, und von einem sehr gepflegten Park, der sich oberhalb der Stadt befand und so auch in Australien hätte stehen können, hatten wir eine Traumaussicht auf die gesamte Stadt und die dahinter liegenden Berge. Mit diesen schönen Bildern im Kopf verließen wir also Puebla.
Noch im gleichnamigen Bundesstaat erreichten wir nach rund 2 Stunden dann auf guten Straßen Zapotitlan las Salinas. Dieser Ort liegt mitten in den Bergen, deren kahle Rücken von endlosen Meeren an meterhohen Kakteen geziert werden. Mitten in dieser bizarren Landschaft wurde ein kleiner botanischer Garten errichtet, der sich mit der Erhaltung dieses Gebiets befasst. Die Ausblicke auf die stacheligen Riesen waren dabei einfach nur genial – so etwas hatte ich davor noch nie gesehen. Teils weit über 100 Jahre sind die Pflanzen alt, die sich harmonisch ins Bergland einfügen. Wir lagen hier nur noch auf rund 1500 Metern – und erstmals auf dieser Reise war es so richtig angenehm warm. Auch wurde uns hier dann Mittagessen serviert, dessen spannendster Gang geröstete Raupen als kleiner Zwischensnack waren. Ich wagte mich diesmal drüber und fand den Geschmack eigentlich in Ordnung, schmeckten auch nicht anders als irgendwelche Chips. Ansonsten wurden die Herzen der Kakteen in die Speisen verarbeitet – wobei der Reis mal wieder von Koriander verseucht war. Vielleicht sollte ich zu meiner gestrigen Abhandlung über das Essen auch noch dazu sagen, dass die Gerichte, die wir als so typisch mexikanisch kennen – Fajitas und Chili con Carne – im echten Mexiko nicht vorkommen. Die fallen in die Kategorie „Tex-Mex-Küche“, die sich bei uns etabliert hat – und eigentlich wären das auch meine beiden liebsten Speisen – die nur leider nicht wirklich mexikanisch sind. Nun ja, ich schlage mich weiter durch….
Gute 3 Stunden waren wir dann noch bis Oaxaca unterwegs, wo wir unser recht nettes Hotel bezogen. Oaxaca ist die erste Stadt dieser Reise, die mal halbwegs klein ist, gerade 500.000 Menschen leben in der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates. Oaxaca ist neben Chiapas der am meisten indigen geprägte Bundesstaat Mexikos – und gleichzeitig auch einer der ärmsten. Einer perversen Logik folgend, scheint das irgendwie so eine Art weltweit gültiges Naturgesetz zu sein – Orte/Stadtteile/Regionen, in denen viele Menschen nicht weißer Hautfarbe leben, müssen zwangsläufig unterprivilegiert und wirtschaftlich schwach sein. Wieso das so ist, erschließt sich mir bis heute nicht, stimmt mich aber immer wieder traurig.
Wir haben einen Spaziergang durch die Stadt gemacht und saßen auch am Zocalo auf ein Bier. Oaxacas Zentrum ist durchwegs kolonial geprägt – ich habe die Stadt nur bei Dunkelheit gesehen und kann daher zu ihrer Schönheit noch nichts sagen. Mein Ersteindruck war aber so, dass der Funke mal nicht auf den ersten Blick übersprang. Auf mich wirkte Oaxaca am Abend wesentlich touristischer als Puebla oder Mexico City, was sich vor Allem in aufdringlichen Verkäufern, mittelmäßiger Musikuntermalung am Hauptplatz sowie jeder Menge Kitsch à la zuckerlrosa Luftballons etc niederschlug. Ich will aber auch nicht vorschnell urteilen, und die aufdringlichen Verkäufer sind wohl die logische Folge aus der Kombination der beiden Komponenten - oben genannter wirtschaftlicher Schwäche einerseits und recht viel Tourismus andererseits. Ich bin gespannt, wie es mir hier bei Tageslicht gefällt. Juan meinte auch – und er weiß das bestimmt besser – dass Oaxaca wesentlich liberaler ist als das konservativ-katholische Puebla. Auf mich hatte Puebla zwar auch äußerst entspannt gewirkt und zumindest am abendlichen Zocalo angenehmer als hier, aber ich war auch gerade mal einen Abend lang dort gewesen und weiß dazu natürlich zu wenig über das Alltagsleben an beiden Orten, um mir diesbezüglich ein generelles Urteil anzumaßen. Ich kann hier sowieso nur stets meine persönlich-subjektiven Impressionen wiedergeben.
Der morgige Tag ist mal etwas weniger voll an Programm, lediglich die vormittägliche Besichtigung der Zapotekenstadt Monte Alban steht an – und dann ein „freier“ Nachmittag, auf den ich mich schon freue. Wie und ob mich Oaxaca doch noch rumgekriegt hat, erfahrt ihr dann im nachfolgenden Beitrag!