Ipoh, Malaysia, 21 Uhr
Schwüle Nacht, 27 Grad
Die Cameron Highlands, in der Mitte der malaysischen Halbinsel gelegen, gelten als einer der Höhepunkte Malaysias. Grund genug für mich, hier den heutigen Tag zu verbringen. Wer genug hat vom schwül-heißen Tieflandklima, begibt sich hinauf auf rund 1500 bis 2000 Höhenmeter, um sich bei rund 25 Grad einmal ein wenig zu erfrischen. Nicht, dass ich das notwendig gehabt hätte, aber es war bei Sonnenschein, der heute untypischer Weise praktisch den ganzen Tag hier oben vorherrschte, recht angenehm. Sicherheitshalber hatte ich natürlich schon eine langärmelige Regenjacke mit im Gepäck – man weiß ja nie ;-) Zum Glück konnte ich sie aber im Rucksack lassen. Die Malaysier machen auch ganz stolz darauf aufmerksam, dass es dort oben in der Nacht auf bis zu nahezu unvorstellbare 16 Grad (!!!) abkühlen kann und warnen einen vor, dass es „eiskalt“ werden könnte. Ob solcher Dimensionen musste ich sehr schmunzeln – wobei ich ihnen im Innersten meines Herzens natürlich Recht gebe, kälter als 16 Grad müsste es von mir aus auch niemals werden ;-)
Und – muss man nun die Cameron Highlands gesehen haben?! Aus meiner Sicht unbedingt, wenn man, so wie ich, noch nie ein Teehochland gesehen hat. Nur aus diesem Grund bin ich hierher gekommen, und dieses leuchtende Grün, das die Teesträucher speziell im Sonnenlicht in dem welligen Hügelland ausstrahlen, ist einfach unglaublich – eine wunderschöne Landschaft, die mich wirklich schwer begeisterte und wie ich sie zuvor noch nie gesehen hatte. Auch sonst gibt es Regenwald mit Baumfarnen und satten Grüntönen in allen Ausprägungen, die dem Auge gut tun.
Es wäre aber nicht Malaysia, gäbe es nicht auch ein Aber…….denn man errichtete zur Erschließung dieser Landschaft auch die entsprechende touristische Infrastruktur, und wie man dabei so daneben greifen kann, ist mir ein Rätsel. Die Ferienorte, die hier in den Bergen hochgezogen wurden und immer noch werden, sind eine wahre Ausgeburt an Hässlichkeit und Geschmacklosigkeit. Klotzige Riesen Hotelbunker aus schmucklosem Beton verschandeln dieses Naturjuwel, ein Kasten ist größer als der andere und zerstört das harmonische Landschaftsbild. Es ist Alles da, was man als Tourist so braucht, aber Ästhetik ist scheinbar ein Fremdwort für die örtlichen Landschaftsplaner. Ich habe mir es auch erspart, Bilder von diesen Bausünden zu machen, das haben sich die Cameron Highlands nämlich nicht verdient. Sonstige Attraktionen, mit denen man hier wirbt, wie unzählige Erdbeer Farmen oder Bienenzuchtstationen, sind für mich jetzt nicht so spannend wie sie das wahrscheinlich für die Malaysier sind, wegen diesen Dingen muss man als Europäer nicht hierher kommen. Und wegen des Flairs der klotzigen Betonburgen und schmucklosen Restaurants schon gar nicht. Die Tea Estates, die auch Schau-und Verkaufsräume haben und in denen man den Tee verkosten und dazu ein Stück Kuchen essen kann, sind in ihrer Schönheit aus meiner Sicht der einzige Grund für einen Besuch in den Cameron Highlands. Und zwar ein sehr guter Grund, der alle genannten Abers weit überstrahlt. Im Shop des letzten Tea Estates hätte mich ja fast Anitas diesmaliges Mitbringsel angestrahlt, aber ich konnte mich gerade noch zurückhalten, eine erlesene Teekollektion für sie zu erwerben und hoffe, sie kann mir das eines Tages verzeihen ;-)
Fazit: blendet man das Rundherum aus, lässt ausschließlich die traumhafte Landschaft auf sich wirken und gibt sich dem leuchtenden Grün der anmutigen Teesträucher hin, dann Daumen hoch und ab hinauf ins angeblich so kalte Hochland!
Ich kam dann am späteren Nachmittag zurück nach Ipoh, und da ich für den Abend keinen konkreten Plan hatte, kam mir ein Lokal mit dem Namen „Plan B“ gerade recht. Und so saß ich zum Abendessen bei lässiger Chill Out Music im Hipster Lokal – ohne Hipster natürlich, aber das ist in Ipoh ja irgendwie eh normal, denn wer braucht für unzählige coole Locations schon coole Leute, die dort auch hingehen?! Bei der Stadt wundert mich sowieso nichts mehr ;-))
Morgen breche ich hier meine Zelte dann wieder ab und düse nach einem kleinen Schlenker Richtung Norden dann weit nach Süden, nach Melakka. Ob es dort auch ähnlich skurril zugeht wie hier oder ob es in Malaysia auch normale Orte frei von jeglichen „Abers“ gibt, werdet ihr dann beim nächsten Mal erfahren!