Wil hatte mir die Nummer von einem verlässlichen Taxifahrer gegeben, den ich kontaktierte und der mich heute auch zum Strand führte bzw später von dort auch wieder abholte. Die Fahrt nach Las Penitas an den Pazifik dauert zirka eine halbe Stunde. Natürlich hätte ich auch den öffentlichen Bus nehmen können - aber so teuer ist so ein Taxitransport nicht, das unterscheidet mich dann doch von den Langzeit BackpackerInnen, die wirklich jeden Cent dreimal umdrehen müssen. Und wenn ein paar Menschen hier ein wenig dazuverdienen an mir, dann find ich das voll in Ordnung.
Der Strand von Las Penitas ist total typisch Nicaragua. Die Strände an der Pazifikküste sind geprägt vom vulkanischen Land ringsum, haben also nicht das klassische Karibik-Weiß sondern der Sand ist eher grau. Auch kommt das Meer hier ohne Riffe aus, weswegen die Pazifikküste des Landes aufgrund der hohen Wellen auch ein beliebter Spot für SurferInnen ist. Las Penitas ist also kein Strand, der einen sofort ob seiner Schönheit in Entzücken versetzt. Auch sonst ist es dort, wie überall im Land. Nichts ist perfekt. Es gibt ein paar Strandhütten, Vieles ist bunt gestrichen, anderes daneben verfallen. Dazwischen gibt es, neben einfachen Grillhütten und Surfbrettverleihern, auch ein paar coolere Strandbars und Hostels für die Backpackerszene. Die Stimmung ist entspannt, viele Nicas mischen sich mit ein paar BackpackerInnen, wie auch schon in der Stadt. Das ist einfach das Tolle hier - dieses Land ist noch so viel ursprünglicher als zum Beispiel das angrenzende Costa Rica, das schon bei meinem Besuch vor 11 Jahren für meinen Geschmack zu durchamerikanisiert war. Auch wenn das Land recht arm ist - Alles funktioniert irgendwie, und es ist nirgends so, dass die Armut so drückend wäre, dass sie in Trostlosigkeit umschlägt, wie ich das bei meiner Westafrika-Reise oft empfunden habe. Und so ist es einfach herrlich, hier ein paar Gänge runterzuschalten, sich dem Lebensrhytmus der Nicas anzupassen und das auch so zu genießen.
Auf diesem Wege kam auch meine Hängematte des Tages zustande. In den Bars waren die meisten belegt oder war es mir irgendwie zu laut. Ich sah bei einer kleinen Bretterbude, wo offenbar Surfboards verliehen wurden, dass dort 2 Matten hingen - und fragte mal nach, ob sie sie für den Tag vermieten. Es war eine Familie, die dort wohnte, und die Matten waren offensichtlich für die Familie, während sie auf KundInnen warteten, die sich Surfbretter ausborgen wollten. Sie sahen sich an, sagten....eigentlich nicht....aber ich solle ihnen einfach 2 EUR geben und ich könne mich für den Rest des Tages in den Schatten legen. Nicht nur das, die Senora meinte, sie hätte "oben" noch Platz - direkt unterm Palmendach ist quasi noch so eine Art "Dachboden", wenn man so will. Sie könnte mir meine Matte auch dort aufspannen, wenn ich es gerne ruhig hätte. Der Platz war einfach perfekt. Direkt unterm schattigen Palmendach mit Blick hinunter auf die Wellen, eine leichte Brise wehte durch, und es war absolut still dort. Herrlich, so konnte ich die folgenden Stunden in absoluter Ruhe verbringen. Dazwischen ging ich in eines der hübscheren Strandcafés und aß dort sehr gute Meeresfrüchtepasta zu Mittag in einem lauschigen Garten. Als ich retour kam, saß die ganze Familie gerade beim Mittagessen und wollte mich gleich noch einladen, mitzuessen - echt ein Wahnsinn - leider hatte ich schon gerade gegessen. Das ist einfach der Takt dieses Landes. Alles ungekünstelt, total herzlich und gastfreundlich. Ich kann jetzt verstehen, warum alle, die mal den Sprung nach Nicaragua gewagt haben, so begeistert sind von diesem Land. Man lebt mit den Unzulänglichkeiten, die da sind, arrangiert sich mit ihnen und hat im Endeffekt ein Leben, wo es im im Großen und Ganzen an nichts Wesentlichem fehlt. Warum manche trotzdem in die USA gehen und sich dort dem Stress des illegalen Aufenthalts und eines damit verbundenen sicher viel mühsameren Lebens in einer Ellenbogengesellschaft aussetzen, ist mir nicht so recht klar. Aber sie werden schon wissen, was sie tun.
Nun geht das Wochenende ins Finale, und ab morgen startet wieder mein "Alltag". Deshalb denke ich, ich werde mal ein paar Tage Blogpause machen - so viel Neues wird es nehme ich an nicht zu berichten geben. Falls doch, melde ich mich natürlich umgehend :-)