Kin Pun, Myanmar, 21.30 Uhr
Klare Nacht, 17 Grad
Mein erster Tag in Myanmar begann mit Jetlag. Nach ein paar Stunden wachte ich nämlich mitten in der Nacht auf – und wälzte mich dann bis zum Morgengrauen dahin. Nun ja, wird schon. Beim Frühstück lernte ich meinen Reiseleiter, Paing, sowie meine Mitreisenden kennen. Wie schon bekannt, handelte es sich dabei abgesehen von meiner Wenigkeit um 9 Personen – und es scheint sich auch diesmal um eine äußerst harmonische Truppe zu handeln. Das Gros der Leute ist diesmal in den 30er und 40er Jahren zu Hause, eher ungewöhnlich, haben sich meine letzten Gruppen überwiegend doch eher aus wesentlich jüngeren oder viel älteren Personen zusammengesetzt. Diesmal bin ich mittendrin statt nur dabei sozusagen, und auch das ist nicht unangenehm. Praktisch alle bis auf einen älteren Kanadier stehen im Berufsleben, alle haben extrem viel Reiseerfahrung und Begeisterung – und somit ist das gemeinsame Thema auch schon da. Der ältere Kanadier übertrifft sogar mich bereits mit seiner Expertise und war praktisch schon überall. Ländermäßig sind wir sehr britisch dominiert, gleich 4 der 10 Gruppenmitglieder kommen aus Brexitannien, 2 Kanadier ergänzen die Riege ebenso wie je eine Person aus Australien, Deutschland, den Niederlanden (ein KLM Pilot!) und Österreich (ich natürlich, wer denn sonst ;-)) Paing (bei der Aussprache lässt man einfach das „ng“ weg und sagt Pai) scheint ein lustiger und sehr bemühter Zeitgenosse zu sein. Ich denke, wir werden eine gute Zeit haben – gruppendynamisch ist jedenfalls nach Tag 1 das Fundament gelegt.
Das Land tut den Rest. Myanmar unterscheidet sich erheblich von seinen südostasiatischen Nachbarn. Nicht, was die Menge an Gold betrifft, die hier die Tempel und Buddhas zieren, da übertrifft insbesondere die Shwedagon Pagode in Yangon praktisch Alles Vorstellbare. Aber ansonsten – es gibt selbst an potenziell sehr touristischen Plätzen nur eine überschaubare Menge an Besuchern, zum Großteil pilgern zu den heiligen Stätten Einheimische. Es wuselt hier viel weniger als in den Nachbarländern – auch wenn speziell im goldenen Morgenlicht bei der Shwedagon Pagode viele Menschen zusammenkommen, so strahlt diese Menge in ihrer Spiritualität viel eher Ruhe und Frieden aus als irgendeine Form von Hektik. Sehr viele Einheimische tragen, wie mir auch schon gestern aufgefallen war, traditionelles Gewand, Männer den Wickelrock Longyi, Frauen sehr schöne farbenfrohe lange Kleider. Im Gesicht haben beide Geschlechter fast durchwegs Thanaka Paste aufgetragen, eine Essenz, die ganz natürlich aus der Rinde des Zitronenbaums gewonnen wird. Diese Paste dient als Make Up sowie gleichermaßen als Sonnenschutz wie auch als Feuchtigkeitsspender. Untersuchungen zeigen, dass es in Myanmar weniger Hauterkrankungen und auch Unreinheiten gibt – dank dieses Wundermittels aus der Natur. Die Burmesen sind zudem auch noch überhaupt nicht vom Tourismus verdorben. Nirgends wird man als Fremder angequatscht, belästigt oder über den Tisch gezogen, wie das besonders im berühmten Thailand so oft der Fall ist, die Einheimischen sind hilfsbereit, zuvorkommend und sehr liebenswürdig.
Das viele Gold muss man natürlich mögen, der Goldene Felsen hat mich vom Flair her weniger beeindruckt als die berühmte Shwedagon Pagode. Die Athmosphäre hier war einfach großartig, überall werden Opfergaben in Form von Früchten, Blumen oder Räucherstäbchen dargebracht, Menschen singen und beten, andererseits aber ist die Stimmung auch heiter, es wird dabei gelacht und auch – wie man es 2020 eben tut – kräftig am Smartphone gespielt oder für Selfies posiert. So traditionell kann die Lebensweise dann gar nicht sein, als dass nicht doch im Zweifel der Social Media Kanal dem mahnenden Buddha die Show stiehlt. Alles in Allem war ich nach Tag 1 mal sehr angetan von meinem Gastland, im Übrigen ist auch das Wetter traumhaft – tagsüber eine trockene Hitze mit knapp über 30 Grad, während es in der Nacht auf unter 20 ganz schön abkühlt und guter Schlaf damit gewährleistet ist.
Morgen kehren wir nach Yangon zurück, wie diese Fahrt verlaufen ist, erfahrt ihr dann in der nächsten Geschichte. Jetzt aber mal Sonnenbrille aufsetzen für die vielen glitzernden Bilder…..