Ich habe heute den Norden der Insel abgegrast, neben besagten Friedhöfen besuchte ich ein paar Strände, wo ich mich erholte, und auch ein Monument, das für die Opfer der Sklaverei errichtet wurde. Über diese Treppen wurden die Sklaven nach ihrer Ankunft auf dem Boot hinaufgekarrt, um direkt an ihre neuen Eigentümer verkauft zu werden. Der Kreis des Jahres 2019 schließt sich so für mich – führte mich meine erste Reise heuer zu den Ursprüngen eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, brachte mich meine letzte nun an den Ankunftsort, wo sich für die Überlebenden in ihrer neuen Heimat die Tragödie fortsetzte. Stand ich in Westafrika im Jänner vor Mahnmalen, die den Weg der Ausgebeuteten auf die Boote zu ihrer Deportation nachzeichneten, befand ich mich heute auf einem jener Schauplätze auf der anderen Seite des Atlantiks, wo die Boote anlegten und die Ware Mensch verhökerten. Verstehen, warum der angeblich so weise und allwissende Homo sapiens immer wieder zu Dingen fähig ist, die jegliches Gefühl von Empathie und Wahrung der Menschenwürde komplett vermissen lassen, nein, begreifen tue ich es hüben genauso wenig wie drüben – folglich muss man die Mahnmale heute nehmen, als das, was sie sind, als ein Faktum einer furchtbaren Geschichte, als einen Weckruf, sich entschlossen jeder Tendenz von Intoleranz und Entmenschlichung anderer Erdenbewohner entgegenzustellen.
Davon abgesehen war es ein geruhsamer Tag, frei von Stress und weiterhin voll von Harmonie und karibischer Lebensfreude. So darf es gerne weitergehen!