Gariep Dam, Südafrika, 18 Uhr
Sonnig, 28 Grad
Es war also wieder ein endloser Tag auf der Piste. Bald nach dem Aufbruch (bereits um 6 Uhr waren wir on the road) haben wir KwaZulu-Natal verlassen und befinden uns seither in der Provinz „Free State“. Diese haben wir praktisch ganz durchquert, und das ist ein hartes Stück Arbeit. Denn die Highlights liegen ganz am Anfang und ganz am Ende. Am Morgen, als es noch Wolken verhangen war, kamen wir durch den Golden Gate Nationalpark. Wer jetzt nach einer Brücke Ausschau hält, hat falsch gedacht ;-) Es ist ein wild-rauhes Hochland mit zerklüfteten Sandsteinformationen und Felsendomen – und die morgendliche Düsterkeit verlieh dem Ganzen einen richtig wilden Touch. Rauh und ungezähmt. Auf den Fotos kommt das leider nicht so gut zum Ausdruck, aber es ist dort wirklich schön.
500 Kilometer über ein ödes, flaches Hochplateau mit eintönigem Grasland später, befinden wir uns nun an unserem Etappenziel, ganz im Süden der Provinz, dem Gariep Dam. Dieser staut den Orange River zu einem riesigen See auf, der in dem trockenen Grasland für eine ganz eigenwillige Aura sorgt – und nebenbei einen nicht unwesentlichen Teil Südafrikas mit Strom versorgt. Unsere Unterkunft ist diesmal eine ganz moderne Bleibe, wunderschön gelegen mit Blick auf diesen See, und ich sitze gerade auf meinem Balkon und kann auch den Damm sehen. Tolle Abendstimmung, die wir dann beim Essen im modern-gemütlich gestalteten Restaurant ausklingen lassen werden.
Der Free State ist die „weißeste“ Provinz Südafrikas, wurde als Oranjevrijstad von den ins Landesinnere ziehenden Buren gegründet. Es ist der einzige Landesteil, wo man die meisten Leute Afrikaans sprechen hört – und es ist auch mit Abstand die konservativste Provinz des Landes. Unendliche Halbwüste, gelblich-braun, auf den endlosen Flächen grasen Rinder – es ist nach wie vor das Land der Buren (Bauern). Die Hauptstadt Bloemfontein, die wir auch kurz gestreift haben, strahlt eine ziemliche Ödnis aus, genauso wie der Rest der Provinz. Die weißen „Freistaatler“, die direkten Nachfahren der sogenannten „Voortrekker“, also der weißen Besiedler des Landes, sind in ihrem Selbstverständnis nach wie vor etwas rückständig, sind nach wie vor der Meinung, dass sie das ungeteilte Recht auf dieses Land hätten und dass die rassistische Apartheid ein gerechtes System gewesen sei. Man spürt diese von Arroganz geprägte Haltung in der Provinz wie sonst nirgends in Südafrika besonders stark. Die Apartheid ist jedenfalls lange nicht überwunden – das ist überall sichtbar. Die schönen Restaurants, Lodges, Cafés, das Alles wird von Weißen für Weiße betrieben, der Schwarze ist als Angestellter der Gast in einer für ihn fremden Welt. Ich will nicht schwarz-weiß malen (in dem Fall im wahrsten Sinne des Wortes) – die Trennung, die in der Verfassung aufgehoben ist, existiert durch die materielle Situation aber wie von selbst weiter. Das ändert sich nur langsam – sehr zögerlich. Immerhin finden viele Schwarze Arbeit in den weißen Betrieben, man würde sich halt wünschen, dass sie auch selbst öfter das Heft in die Hand nehmen würden und nicht nur FÜR die Weißen arbeiten sondern dass es auch umgekehrt einmal vorstellbar wäre. Eine ferne Vision, die aber möglich sein kann.
Die beiden Highlights des Free State haben wir aber nun gesehen, und die sind auch mehr als sehenswert. Ansonsten muss man denke ich nicht länger in dieser Provinz in der Mitte Südafrikas verweilen, und wir werden das auch nicht tun. Denn morgen ziehen wir bereits wieder weiter, diesmal steht uns nicht so eine lange Fahrt ins Haus, so ist erst Frühstück um 8. Der Rekord dieser Reise ;-) Eastern Cape wartet dann für die kommenden Tage auf uns!