Wie auch immer, meine Homebase war Nürnberg, das mit seinen etwas über 500.000 Einwohnern sicher keine Kleinstadt ist, aber trotzdem vom Ambiente her relativ provinziell wirkt. Nürnberg ist hübsch, wurde im Krieg ziemlich komplett zerstört, aber im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Städten zumindest halbwegs original getreu wieder aufgebaut. Man kann hier eine angenehme Zeit verbringen, es geht geruhsam zu, und auch wirkt Alles relativ traditionell. Eine etwas hippere Gegend mit alternativeren Lokalen sucht man vergebens - auch wenn kulinarisch natürlich alle Geschmacksrichtungen vertreten sind, so dominiert doch eher die fränkisch-deftige Wirtshauskultur. Auch die Menschen hier sind recht erdig, nicht unfreundlich aber auch nicht herzerwärmend, etwas verschlossen und nicht sehr leicht zugänglich. Und auch wenn die Franken betonen, keine Bayern zu sein, so kann man durchaus immer wieder diesen leichten, für Bayern charakteristischen, Snobismus orten, das leicht mürrische, auch dem Österreichischen nicht unähnliche, Raunzen über Belanglosigkeiten ist ebenfalls des Öfteren zu vernehmen. Ich muss sagen, innerhalb Deutschlands kenne ich mehrere Gegenden, in denen ich die Leute freundlicher und offener finde als in diesem Landesteil und wo sie mir mehr liegen.
Ein unbedingt empfehlenswerter Ausflug ab Nürnberg ist jener in das rund 60 Kilometer entfernte Bamberg. In einer guten halben Stunde erreicht man es per Bahn - und Bamberg ist nicht nur UNESCO Weltkulturerbe sondern auch wirklich mehr als nur sehenswert. Es ist im Vergleich zu Nürnberg kleiner (70.000 Einwohner), wurde aber im Gegensatz dazu im Krieg so gut wie nicht zerstört und besitzt heute den größten erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern Deutschlands. Imposante Bauwerke prägen die an den Ufern der Regnitz gelegene Altstadt, die man nicht versäumen sollte, wenn man in diese Gegend kommt.