Mandalay, Myanmar, 21.30 Uhr
Klare Nacht, 19 Grad
Wie schon angekündigt, haben wir uns heute die Umgebung Mandalays angesehen. Das Programm war dabei ziemlich dicht gedrängt – wir sahen uns diverse Klöster und Tempel an, die alle ganz unterschiedlich waren. Sahen die Kunst der Holzschnitzerei, besuchten mit der U Bein Brücke die längste Teakholzbrücke der Welt, die sich 1,2 Kilometer über den Kandawgyi See in Amarapura südlich Mandalays spannt, sahen 2 der unzähligen Pagoden auf dem Sagaing Hill und unternahmen eine sehr entspannende Bootstour auf dem Ayarwaddy River, um nach Mingun zu gelangen. Dies war insbesondere beeindruckend durch die noch stehenden Umrisse einer von tiefen Rissen geprägten Grundfestung einer bei einem Erdbeben zerstörten Pagode unglaublichen Ausmaßes. Dazu sieht man hier die zweitgrößte Glocke der Welt (die größte befindet sich in China) und eine weitere strahlend weiße Pagode neben vielen der typischen, auf Stelzen gebauten Bambushäusern der Einheimischen.
Alles in Allem war der Tag mehr als interessant, auch wenn ich mit Halsweh aufgewacht war und deshalb nicht so ganz auf der Höhe. Aus diesem Grund habe ich nun nach dem Abendessen auch die Drinks danach ausgelassen, um mich zu erholen. Diese Gruppe versteht sich mittlerweile so gut, dass man gerne solange wie möglich zusammen ist – und daher trotz vollen Programms dann auch noch – nicht exzessiv aber doch – gemeinsam den ein oder anderen Abschlussdrink nimmt. Da kann ich in meinem hohen Alter dann doch nicht immer mit und gönnte mir daher heute Abend, insgesamt recht ausgelaugt, eine kleine Auszeit. Ich hoffe, ich werde jetzt gut schlafen, um morgen wieder ganz bei der Sache zu sein.
Heute waren wir im Übrigen an ein paar Punkte gekommen, an denen es doch etwas mehr Touristen gab – und an ebendiesen wurden wir dann doch auch ein wenig von ein paar Verkäufern in die Mangel genommen. Nicht schlimm und immer noch die Ausnahme, aber erste Ansätze dieser nervenden Entwicklung, die zu viel Tourismus in recht armen Ländern mit sich bringt, sind dann leider an wenigen neuralgischen Plätzen doch zu erkennen. Myanmar ist natürlich ein armes Land. Wobei ich es an den Orten, an denen wir bisher waren, keinesfalls erdrückend fand, ja, Vieles ist einfach, und entlang der Straßen und Flussufer wuchert auch hier der Plastikmüll – ein generell ungelöstes Problem speziell in der Dritten Welt. Aber ich habe weder verwahrloste Menschen wahrgenommen noch das Gefühl, dass es den meisten an den grundlegenden Dingen fehlt, auch richtige Slums sind mir in den großen Städten Yangon oder Mandalay nicht aufgefallen. Kann aber auch sein, dass Westafrika letztes Jahr die Grenzen meiner individuellen Empfindung verschoben hat und sich meine Perspektive dessen, was ich als nicht mehr menschenwürdig empfinde, ein wenig verrückt hat. Deprimierendes wie so oft im letzten Jahr ist mir jedenfalls nicht untergekommen, ich finde das Land ein großartiges und gewinnbringendes Reiseziel und fühle mich wirklich wohl hier.
Ein letzter Tipp zum Tage noch – wer sich WIRKLICH schöne Bilder aus Myanmar ansehen möchte, den verweise ich gerne auf den Fotoblog von meinem Reisepartner Randy, dem älteren Kanadier. Er ist ein begnadeter Fotograf, hat genau das Auge, wie er wo was in Szene setzen muss und will, und natürlich auch das entsprechende Kamera Equipment dazu. Pro Tag stellt er nur ein paar Fotos auf seine Seite, aber die haben es an Schönheit in sich und ich kann euch dringend ans Herz legen, sie sie euch anzusehen – das ist im Gegensatz zu meinen dagegen banalen Handy Fotos wahre Kunst. So ganz glücklich bin ich mit meiner Handy Kamera am Ende doch nicht, wie ich im Zuge meiner großen Reise immer mehr draufkomme. Speziell von Weitem herangezoomte Aufnahmen sind im Endeffekt immer komplett verwackelt, und auch das Licht fängt die Kamera nicht immer so ein, wie ich das gerne hätte. Vielleicht muss ich doch wieder in eine neue Digitalkamera investieren – aber das ist ein Thema für nach meiner Rückkehr. Jetzt erfreut an Randys tollen Aufnahmen (und an meinen unteren banalen natürlich auch ;-)), und ich werde mich nun hinlegen und wache morgen hoffentlich fit und voller Tatendrang auf.
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