Pereira, Kolumbien, 23.58 Uhr
Heiter, 18 Grad
Ja, der heutige Tag war eine Fiesta. Unser Ausflugsprogramm führte mich heute mit Wolfgang in einige Bergdörfer, die eigentlich keine Highlights haben außer dass sie in einer wunderschönen Landschaft liegen und so sind wie sie sind. Bergdorf in Europa bedeutet irgendwie ja: idyllisch, verwunschen, urig, einsam, verlassen. Bergdorf in Kolumbien bedeutet, insbesondere am Wochenende: Fiesta! Das ganze Dorf ist auf den Beinen, überall dröhnt Salsa Musik, die Leute kommen zusammen für ein Tratscherl, um es sich gut gehen zu lassen, auf dem Hauptplatz Schach zu spielen, zu singen, zu tanzen, zu flirten. Es ist bunt und fröhlich. Diese Atmosphäre mitzuerleben, bei der Fahrt durch Kaffee-und Bananenplantagen, war ein sehr schönes Erlebnis, es ist laut aber gleichzeitig sehr friedlich und stimmungsvoll.
Mit Wolfgang philosophierte ich während der Fahrt über den Sinn des Reisens dahin. Für ihn und Benita war es so: sie wussten, nach Deutschland gehören sie nicht. Deshalb reisten sie viel, als eine Art Suche und Selbstfindung, wo gehöre ich hin. Als sie dann in Pereira ankamen, wussten sie es auf Anhieb, genau hierher. Danach nahm auch der Drang zu reisen ab – sie sind angekommen. Irgendwie schön. Ich kann das zwar nicht auf mich übertragen, weil ich weiß, dass ich doch irgendwie nach Wien gehöre und in erster Linie deshalb reise, um immer mehr zu erfahren, zu erleben und damit meine Persönlichkeit zu komplettieren, aber ich kann es gut verstehen. Reisen um anzukommen. Reisen um zu erleben. Was auch immer letztendlich die Motive sind, Reisen ist ein Gefühl, das nur Reisende nachvollziehen können. Oh meine Güte, bin ich jetzt philosophisch unterwegs, das liegt vielleicht aber auch an der Bier-und Weinmenge, die ich jetzt zu später Stunde schon konsumiert habe…..
Denn Fiesta ist am Wochenende nicht nur in den Bergdörfern, auch hier in Pereira geht die Post ab. In Kolumbien wird gefeiert, gesungen und getanzt, was das Zeug hält. Die Bars hier sind laut, relaxt, stylish, mit meiner belgischen Freundin Nanda und Peter, einem Amerikaner auch hier aus dem Hostel, stürzte ich mich nach dem Abendessen in die Szene – hier macht Ausgehen auch mir Spaß, hier sitzt man nicht in verrauchten Lokalen wie in Österreich (tja, im angeblichen Entwicklungsland Kolumbien schaffen sie es, in Lokalen ein komplettes Rauchverbot zu installieren!) sondern auf offenen Terrassen im Freien, trinkt sein Bier, genießt die Atmosphäre und einmal mehr den Anblick dieser wunderschönen Frauen, das ist wirklich Sinnlichkeit pur, die man hier erlebt. Okay, versprochen, ich werde jetzt nicht in jedem Beitrag über Kolumbianerinnen schwärmen es sei denn ich finde hier doch noch die für mich passende und lande endgültig in Kolumbien ;-) Ups, ich sehe zumindest eine Person vor mir, die bei solchen Scherzen gleich mal blass wird ;-))))
Morgen ist dann wieder tagsüber eine Tour geplant, und am Abend wird Nanda hier im Hostel für uns kochen, das wird sicher auch dann wieder ein lustiger Abend. Mehr davon dann zu gegebener Zeit!
Hasta luego!