Wie kam ich nun also auf Taipeh und Hong Kong?
Hong Kong war einfach. Es gibt einen Direktflug mit Austrian, naja, zumindest gab es den. Manchmal ist mein Arbeitgeber auch richtig nett zu mir, und so schenkt er mir einmal pro Jahr ein Gratisticket (auf Standby Basis), das ich nun im Jahr 18 auch jährlich in der Business Class abfliegen kann. Zurück hatte ich mir wohlweislich ein fix gebuchtes Ticket gekauft – und 2 Wochen später irgendwann im Sommer kam die Mitteilung, dass die Destination Hong Kong per Winterflugplan eingestellt wird. Das fixe Ticket bot mir aber immerhin den Bonus, umgebucht zu werden, wenn nun auch mit Lufthansa über Frankfurt. Naja, was soll’s, einfach nur gemütlich direkt heimfliegen wäre auch zu unkompliziert gewesen. Weiters gab für Hong Kong den Ausschlag, dass ich dort vor einigen Jahren schon einmal 4 Tage verbracht hatte, aber noch lange nicht Alles gesehen, somit war der Wunsch ohnehin da, wieder irgendwann zurückzukehren. Und auch das Wetter sollte im subtropischen Norden Ende Oktober perfekt sein, nicht mehr heiß aber mit rund 27 bis 28 Grad immer noch schön warm. Also gut, somit also Hong Kong. Dann dachte ich mir, eine ganze Woche wäre vielleicht doch etwas lange dafür und so hielt ich Ausschau, was ich in der näheren Umgebung noch nicht kannte und womit man es kombinieren könnte. Der Blick fiel auf Taipeh. Auch subtropisch, ein paar Grad weniger zwar aber immer noch schöne 25. Was vor Allem aber den Ausschlag gab….als ich mich etwas über Taipeh einzulesen begann, war eine der Quintessenzen, die aus meinen Recherchen hervorging, dass diese Stadt, obwohl sie doch einiges an Sehenswürdigkeiten bereit hält, noch kaum auf dem Radar von internationalen Touristen aufscheint und damit angeblich sehr authentisch ist. Tja, Blut geleckt, günstige Flüge von Hong Kong nach Taipeh gibt es genügend, und die Flugzeit ist mit gut einer Stunde auch im Rahmen. Also schnell noch ein Ticket mit China Airlines dazu gebucht – und schon stand meine Herbstreise fest.
Die Anreise verlief diesmal eigentlich wirklich recht entspannt. Ich wurde von meinen Kollegen auf dem dann wirklich letzten Austrian Flug von Wien nach Hong Kong (der übrigens praktisch voll bis auf den letzten Platz war!) in der Business Class bestens umsorgt, genoss kulinarische Freuden, konnte zwar trotz flachem Bett wie immer in sich bewegenden Objekten trotzdem kaum schlafen, dennoch stieg ich wesentlich weniger gerädert aus dem Flieger als nach einem ähnlichen Trip eingepfercht in der Economy Class. Wir landeten auch überpünktlich, so hatte ich bequem Zeit, meinen Weiterflug nach Taipeh zu erreichen. Der hatte dann zwar ein wenig Verspätung wegen Luftraumüberlastung, aber was soll’s. Direkt mit dem Airport Express fuhr ich in mein Quartier. Dieses liegt in Songshan, das ist irgendwie so ein „Meidling“ Taipehs – sprich, ein ganz „normaler“ Bezirk, nicht besonders schön, nicht besonders hässlich, einfach da, wo Menschen fernab von Glanz und Glamour wohnen und ihrem normalen Leben nachgehen. Meine Unterkunft ist das NK Hostel, bestens bewertet, und ich weiß auch warum. Dieses schmucke Zimmer bietet alle Annehmlichkeiten, einen Traumausblick auf Taipehs Wahrzeichen, den Taipeh 101 Tower, inklusive. Dazu gute Dusche, eine fürstlich japanisch ausgestattete Toilette mit beheizbarem Sitz, ein sehr bequemes Bett, Wasserkocher, schnelles WIFI – mit Hostel würde man das hier nicht assoziieren. Mit einer Bewertung von über 9 bei booking.com kann man aber auch nicht vollkommen falsch liegen! Ich bin sehr zufrieden und die Dusche trat trotz Business Class sehr gut nach der langen Reise.
Dass Taipeh tatsächlich eine exotische Destination zu sein scheint, merkte ich schon am Flug von Hong Kong hierher. Der Flieger war zwar voll bis auf den letzten Platz, westlichen Ausländer sah ich abgesehen von mir aber tatsächlich keinen einzigen darunter. Und als ich nach meiner Ankunft hier in „Meidling“ in ein Lokal mit Suppenfondue Abendessen ging, war ich ebenso die einzige Langnase weit und breit. Die Speisekarte war nur auf Chinesisch, aber was soll’s, ich kam ins Lächeln….ich war endlich wieder weit weit weg! Selbst im Hostel sah ich außer mir ausschließlich Asiaten. Gestern nach dem Abendessen fiel ich dann müde ins Bett – und schlief über 10 Stunden blendend durch! Das hatte ich auch schon lange nicht mehr geschafft, aber so stand ich dann voller Tatendrang auf, um bei strahlend blauem Himmel die Stadt zu erkunden.
Taipeh ist wirklich sehr interessant, und es ist auch mit keiner anderen Stadt, die ich sonst bisher gesehen hatte, vergleichbar. Das mit den keinen Touristen setzte sich auch heute fort, lediglich auf der Aussichtsplattform des größten Wahrzeichens, des Taipei 101, kamen mir ein paar Europäer unter, ansonsten aber war ich weiterhin allein auf weiter Flur. Die Mischung Taipehs ist eigenwillig. Taiwan, wie die Insel Formosa sich selbst bezeichnet, ist de facto zwar von China unabhängig, diese Unabhängigkeit wird allerdings so gut wie von keinem Staat der Welt anerkannt, womit ich es leider nicht als mein 86. Land durchgehen lassen kann. Taipeh ist chinesisch, also das ist die Sprache, die man hier spricht. Mit dem Chaos von Mainland China hat es aber rein gar nichts zu tun, nein, von der Mentalität ist man sehr japanisch unterwegs, sehr höflich, bestens organisiert, es gibt kein Drängen und Schubsen und alles funktioniert reibungslos und einwandfrei, die Straßen sind super sauber und sicher, der öffentliche Verkehr ist super effizient, das Radwegenetz bestens ausgebaut. Man isst ebenso wie andere Asiaten gerne in Suppenküchen an der Straße, nachdem aber der Lebensstandard und das Durchschnittseinkommen ähnlich wie in Österreich ist, wird man hier trotz des seltenen Europäers und des damit verbundenen offensichtlichen Andersseins nicht bedrängt oder einem irgendwelche Dinge versucht aufzuschwatzen, nein, man wird zuvorkommend und freundlich behandelt und kann unbehelligt herumflanieren, ohne sich Gedanken machen zu müssen, ob einen irgendjemand vielleicht reinlegen will wie beispielsweise in Bangkok. Die jungen Leute sprechen im Gegensatz zu China oder Japan alle Englisch (die älteren eher weniger), sobald man einmal auf den Plan oder Google Maps schaut, eilt schon jemand herbei, ob man Hilfe benötige. Ich musste den gesamten Tag lang Google Maps genau einmal konsultieren, ansonsten ist alles bestens ausgeschildert (Straßenbezeichnungen im Gegensatz zu den Speisekarten fast immer auch auf Englisch) und fast deppensicher zu finden, in jeder U-Bahn Station hilft ein genauer Umgebungsplan sofort, den richtigen Ausgang zu finden, man muss also kein Step sein, um sich leicht hier zurecht zu finden, ich denke, das schafft fast jeder. Taipeh ist also eine ganz eigenwillige Mischung Asiens, nicht China, nicht Japan, nicht Thailand – sondern einfach ein best of mit praktisch nur den Vorzügen dieses Kontinents.
Ich erklomm heute die Aussichtsplattform des Taipei 101. Dieser einer 8 teiligen Pagode nachempfundene Turm war mit seinen 509 Metern Höhe und 101 Stockwerken für ein paar Jahre das höchste Gebäude der Welt, bis ihm dieser Rang vom Burj Khalifa in Dubai abgejagt wurde. Immer noch verfügt aber der Taipei 101 über den schnellsten Lift der Welt, nicht mal 40 Sekunden dauert die Auffahrt, bevor man das wunderbare Panorama genießen kann und die saftig grünen Hügeln, die Taipeh umgeben, bewundern. Unterhalb befindet sich ein eher exklusives Shopping Center, das aber einen tollen Food Court hat, wo ich auch mein Mittagessen genoss.
Danach machte ich mich per Bus auf in die umliegenden Maokong Berge. Von dort hat man eine schöne Aussicht auf Taipeh, es gibt Teeplantagen und Bananenstauden, und obwohl man auf die Großstadt blickt, kann man in herrlicher Ruhe den Teepflückerinnen bei der Arbeit zusehen. Trinkt man gerne Schwarztee, bietet sich die Gelegenheit, diesen auf Panoramaterrassen in den diversen Teehäusern zu genießen.
Am Abend verschlug es mich auf die Nachtmärkte. Gleich ein paar Minuten vom Hotel entfernt liegt der Raohe Street Night Market, ab 17 Uhr werden die Stände aufgebaut, an denen man bis spät am Abend schlemmen kann, auch im reichen und modernen Taiwan geht diese Tradition und Kultur nicht verloren, Menschen aller Altersklassen und Schichten kommen auf die Nachtmärkte, um hier zu essen. Einen stillen, reichlich verzierten Tempel gab es ebenso zu bestaunen, bis ich mich am zweiten Nachtmarkt in der Lioniang Street auch niederließ, um frischen Fisch zu essen. Die Verständigung war hier schwieriger, an meinem Stand arbeiteten mehr ältere Leute, von denen keiner Englisch sprach und auch angeschrieben war alles nur auf Chinesisch, doch mit Zeigen, Deuten und Lachen kam ich auch zum Ziel, gut Abend zu essen.
Das war also mein erster Tag in Taipeh, einen weiteren verbringe ich hier noch, werde mich morgen alten Stadtteilen und Tempeln zuwenden, für die man nicht das heutige Postkartenwetter braucht, denn für morgen sind mehr Wolken prognostiziert. Wie auch immer, ich hatte einen sehr guten Einstand, und während die Mehrheit der Menschheit sich immer in ihrer gewohnten Umgebung am wohlsten fühlt, ist es bei mir wie immer andersrum, ich blühe erst so richtig auf, wenn es viel Unbekanntes zu entdecken gibt. Und das tue ich hier mit gewohnter Leidenschaft. Genießt die Bilder und schaut wieder rein mit meinen weiteren Eindrücken aus Taipeh!