Marrakesch, Marokko, 17.10 Uhr
Wolkig, 19 Grad
Ja, ihr habt richtig gelesen – wolkig! Ich denke, das schließt den Kreis meiner Schleife durch Marokko sehr gut – bei Wolken in Casablanca vor über 2 Wochen angekommen – und zu meiner Abreise trübt es sich wieder ein. Dazwischen standen 2 Wochen makellosen Sonnenscheins mit strahlend blauem Himmel! Vielleicht also ein Zeichen – ein Zeichen zu gehen! Es geht nach Hause! Ist es diesmal so wie immer? Dass ich mir die Frage stelle, warum ich überhaupt schon nach Hause muss? Nicht so richtig.
Diese Reise war anders. Sie war intensiver als alle anderen. Sie bot mehr Einblicke in völlig andere Welten als alle anderen. Sie führte mich durch sehr fremde (Westafrika) und nicht ganz so fremde (Marokko) Kulturen, sie hinterließ tiefere Emotionen als alle anderen. Speziell Westafrika beförderte mich im Stundentakt in eine Hochschaubahn zwischen Nachdenklichkeit und Begeisterung. Marokko war eigentlich ausnahmslos wunderschön, die Gruppe setzte dem die Krone auf. Marokko war nach Westafrika ein Land, das hoch entwickelt und modern ist, das sehr angenehm zu bereisen ist, von der Infrastruktur her top ist und dessen Küche vielfältig und hochklassig ist. Einziges Manko war die Temperatur – weniger im Freien, darauf, dass es in der Nacht kalt werden würde, war ich eingestellt. Aber nicht darauf, dass die Gebäude eigentlich für heißes Wetter gebaut sind und es in den Zimmern andauernd kalt ist. Das zehrte zeitweise an meinem Gemüt, wenn es einen dauernd fröstelt, meinem Bedürfnis nach Licht wurde aufgrund des vielen Sonnenscheins entsprochen, jenem nach Wärme allerdings nicht ausreichend. Trotzdem war es eine gute Jahreszeit, herzukommen, wegen der geringeren Besucherzahlen – speziell in Marrakesch waren es immer noch mehr als genug. Jetzt war ich da – und in Zukunft werde ich wieder darauf achten, im Jänner und Februar keine frühlingshaften sondern ausschließlich sommerliche Destinationen anzusteuern ;-)
Um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen, ob ich wehmütig bin, nach Hause zu kommen, kann ich sagen – nein, diesmal nicht. Es war so eine intensive Zeit mit so vielen Impressionen, dass es Zeit wird, zurückzukehren, das Erlebte setzen zu lassen. Es war wunderschön, aber es war keine echte Ruhephase dabei, kein Land wie Australien, wo man einfach mal abschalten und genießen kann ohne dass dauernd wieder etwas Neues Spannendes daherkommt. Also ja, diesmal komme ich gerne nach Hause, nicht nur mit einem bis zum letzten Millimeter vollen Rucksack sondern auch mit einem überwältigt vollen Kopf, der jetzt gerne mal zur Ruhe kommen darf.
Gestern hatten wir unser – wirklich tolles – letztes Abendessen, überreichten Lhoucine sein Kuvert mit unseren Danksagungen, es war schön, 2 Wochen meines Lebens mit 10 netten und liebenswerten Menschen verbringen zu dürfen. Die Harmonie, die wir hatten, war nie zu übersehen, und so war der Abschied doch mit ein wenig Wehmut verbunden.
Ich bin aber froh, den Extratag drangehängt zu haben, denn der verpasste meinem Bild von Marokko noch den letzten Schliff. Zunächst die Übersiedlung ins Riad – ich ließ mich vom Hotel abholen und direkt hierher führen. Ein Riad in den verschachtelten Gassen einer marokkanischen Medina selbst zu finden, ist ein Ding der Unmöglichkeit, selbst für mich. Das hier hat unterkunftstechnisch schon richtig Stil – das Zimmer ist zwar in den engen Gassen dunkel, aber mit viel Liebe zum Detail ausgestattet, speziell das Bad in tollem traditionellem marokkanischen Design gestaltet und mit edlen Pflegeessenzen bestückt. Zudem bietet das Riad einen schönen Innenhof und eine Dachterrasse mit Sitzmöglichkeiten über den Dächern Marrakeschs.
Nach meinem Einzug fuhr ich in André Hellers Anima Garten, der knapp 30 Kilometer südlich von Marrakesch liegt, am Fuße des Hohen Atlas. Es gibt direkt aus Marrakeschs Zentrum einen Gratis Shuttle Service dorthin – und auch wenn ich sonst mit Skulpturen und dergleichen nicht viel anfangen kann – was André Heller da gestaltet hat, ist ein Fest für die Sinne und pure Entspannung. Eine üppige Pflanzenwelt, vor den verschneiten Gipfeln des Atlas Gebirges, dazwischen an jeder Ecke Ruheoasen in Form von plätschernden Brunnen, bunten Sitzbänken, Hängematten unter Mandarinenbäumen oder Spiegeleffekte in Bambuswäldern, dazu ein sehr angenehmes Café mit bunt bemalten Wänden und frischen Salaten und Fruchtsäften. Zum Glück scheint Anima noch nicht sehr bekannt zu sein, nicht mal Lhoucine kannte den Garten. Und so war es dort absolut ruhig und friedlich, ich aß Mittag und legte mich dann 2 Stunden in eine Hängematte, wo ich mit dem zur Ruhekommen schon mal beginnen konnte und meine Reise im Geiste Revue passieren ließ. Dieser Nachmittag war Entschleunigung pur, und ich konnte trotz der aufziehenden Wolken mein Glück nicht fassen, was für eine wunderbare Zeit ich in den vergangenen 5 Wochen erlebt hatte.
Nun werde ich noch Abendessen gehen hier in der Medina und morgen dann um die Mittagszeit zum Flughafen aufbrechen. Mit Iberia via Madrid geht es nach Hause, wo ich erst gegen 23 Uhr landen werde. Wie die Heimreise geklappt hat – und natürlich viele Tipps und Informationen zu Marokko – gibt es entweder noch morgen Nacht oder Sonntag Vormittag! Wir lesen uns also noch einmal!