Die Gruppe setzt sich zusammen aus jung und alt - von den 15 Personen sind 5 Paare jeden Alters und diesmal nur 5 Alleinreisende. 6 Mal ist England am Start, 3 Mal Deutschland, je 2 Mal Dänemark und Schweden und einmal Australien/Portugal (eine Austalierin mit portugiesischen Wurzeln, die in Portugal lebt). Für Österreich gehe ich wie immer Solo ins Rennen.
Wir haben heute eine Stadtrundfahrt durch Colombo unternommen, an einem Sonntag ist die Stadt recht ausgestorben. Sie ist grün und recht gepflegt, ohne jetzt irgendwie besonders interessant zu wirken. Weiter ging es nach Negombo zirka eine knappe Stunde nordwärts - hier folgte das Highlight des Tages im Rahmen einer sehr hübschen Bootstour durch die Kanäle, die von Mangroven und vielen bunten Fischerbooten gesäumt werden. Auch einiges an Vögeln sowie Makaken konnten wir erblicken. Schließlich checkten wir dann in unser Hotel ein - direkt an Negombos Strand gelegen. Dieser ist wirklich nichts besonderes - ziemlich vermüllt. Abgesehen von ein paar portugiesischen Kirchen bietet der Ort auch nichts Nennenswertes. Noch begann es also insgesamt recht verhalten - was mich aber nach der Beschreibung im Lonely Planet auch nicht wirklich überrascht hat. Sri Lanka ist nicht Indien - auch wenn es direkt südlich davon liegt und auch oft damit verglichen wird. Die Insel ist trotz aller Wirren der Vergangenheit wie endlosem Bürgerkrieg, dem apokalyptischen Tsunami von 2004 und nicht zuletzt islamistischer Bombenanschläge sichtbar besser entwickelt - große Armut ist nicht zu sehen.
Was fällt mir noch auf.....die Küche ist auch nicht allzu indisch. Bisher kein Zwischenfall koriandrischer Natur aus meiner Sicht zu beklagen. Eigentlich schmeckt es ganz gut, insbesondere die frischen tropischen Fruchtsäfte habe ich vermisst. Aber auch Fisch und Meeresfrüchte sind hier an der Küste frisch und fein. Beim Abendessen musste ich allerdings erstmals aufgrund der Schärfe passen - zu viel Würze für meinen Geschmack. Insgesamt aber denke ich werde ich hier kulinarisch besser zurechtkommen als befürchtet.
Das Thema Nummer 1, an dem kommen wir natürlich auch nicht vorbei. Positiv muss ich erwähnen, dass wir heute in der Gruppe nur sehr wenig davon gesprochen haben, wenn dann höchstens im Zusammenhang mit der üblichen zeitrechnerischen Phrase "vor Corona" - also quasi in der Jungsteinzeit unseres Lebens. Praktisch ist es aber doch dauernd vorhanden - denn Maskentragen ist hier immer und überall quasi Pflicht. Alle Einwohner tragen sie diszipliniert, wenn sie auf der Straße auch alleine spazierengehen, ich finde das gerade bei der Hitze extrem anstrengend. Eigentlich hatte ich gedacht, man muss nur Maske tragen, wenn man den 2 Meter Abstand nicht einhalten kann - Ash sagte, es wäre in ganz Sri Lanka außerhalb der eigenen 4 Wände überall Pflicht. Ich muss sie trotzdem immer wieder abnehmen, wenn sonst niemand in der Nähe ist, seine Freiräume kann man sich zusätzlich am Strand schaffen oder auch wenn man am Tisch sitzt, was wir jeweils recht lange taten. Im Boot zögerten wir anfangs noch, allerdings hatte bald die ganze Gruppe bis auf ein paar wenige die Maske runtergenommen - inklusive Ash übrigens. Es ist auch etwas lächerlich - die gleichen Leute, die beim Essen stundenlang ohne beisammen sitzen, müssen sie in der gleichen Konstellation an Leuten dann in einem offenen Boot aufsetzen. Macht irgendwie keinen Sinn, und so genossen wir doch beim Bootfahren lieber die angenehme salzige Brise.
Steigen wir in den Bus ein, bekommen wir jedes Mal die Hände mit Desinfektionsmittel eingesprüht, geht man in ein Lokal, ist das ebenso, zusätzlich wird hier auch jeweils noch die Körpertemperatur gemessen. Eigentlich im Endeffekt so wie in Mexiko, nur dass es mir dort, nachdem ich alleine unterwegs war, weniger aufgefallen war. Also, auch wenn wir nicht besonders viel über Corona reden, so ist es trotzdem aufgrund der Umstände dauernd im Mittelpunkt. Vielleicht ist also, solange der ganze Dreck nicht vorbei ist, doch die Alleinreise die bessere Wahl, in Mexiko war ich allein im Auto gesessen oder alleine spazierengegangen und mir war die Maske kaum aufgefallen für mich selbst. Ich verstehe aber natürlich, dass G Adventures hier alle Vorgaben strikt einhalten muss - ich weiß nämlich bisher gar nicht, was eigentlich passieren würde, hätten wir in der Gruppe einen Covid Fall. Besser, wir finden es nicht heraus....
Nun ja, alle aus der Gruppe sind total nett, und ich habe mich den ganzen Tag über mit den meisten gut unterhalten. Die Gesellschaft ist also auch etwas wert, trotz der Mühen, die damit einhergehen. So unbeschwert wie früher ist aber natürlich auch eine G Adventures Tour nicht. Es ist übrigens erst die zweite Tour, die hier seit Corona durchgeführt werden kann - die erste gab es im Dezember. Die Menschen sind froh, dass sie wieder Arbeit haben, wenn auch das Tourangebot noch sehr ausgedünnt ist und daher nicht alle Guides zum Zug kommen können oder nur in vermindertem Ausmaß. Ich glaube, ich muss nicht extra dazu erwähnen, dass es vom Staat Sri Lanka in dem Fall natürlich keine solchen Luxusinstrumente wie Kurzarbeit als Unterstützung gibt - man muss selbst schauen, wie man über die Runden kommt - und das in einem Land, das in seinem offiziellen Staatsnamen das Wort "sozialistisch" trägt. Ja, wir leben auch in mühevollen Zeiten trotzdem privilegiert - dessen muss man sich immer wieder bewusst werden.
Ab morgen geht es für die nächsten 10 Tage ins Landesinnere. Ich werde das Meer also erst wieder am Ende meiner Reise sehen - dann an der Südküste, die um einiges schöner sein soll als die Strände um Negombo herum. Morgen sehen wir 2 absolute Highlights des Landes - einen buddhistischen Höhlentempel und Sirigiya, die alte Königsfestung, die spektakulär auf einem Felsen liegt und über mehr als 1000 Stufen erklommen werden muss. Ich bin gespannt und werde euch nächstes Mal darüber erzählen.