Ich frühstückte zunächst im vegetarischen Café und drehte dann noch eine Runde durch jene Altstadtteile von Vilnius, die ich gestern ausgelassen hatte. Das war zum Beispiel die Markthalle oder das jüdische Vilnius. Es gibt noch eine Synagoge - die auch sehr schön restauriert wurde. Früher gab es an die 100 davon. Vilnius war einst ein blühendes Zentrum jüdischen Lebens - gut ein Drittel der Einwohner waren bis in die 1930er Jahre Juden. Bis die Nazis dort den üblichen Wahnsinn anrichteten, die Juden zuerst in ein Ghetto sperrten und später dann deportierten und ermordeten. Übrigens unter tatkräftiger Mithilfe der einheimischen litauischen Bevölkerung. Heute leben gut 3000 Juden in Vilnius.
Mein Eindruck von gestern hat sich bestätigt, ich mag die Stadt, das viele Grün, die netten Hinterhöfe, die unzähligen coolen Cafés. Rein optisch ist sicher Tallinn die hübscheste der baltischen Hauptstädte, aber meine Zeit in Vilnius war fein. So wie meine gesamte Zeit in Litauen. Ein sehr einfach zu bereisendes Land, dessen Infrastruktur auf westlichem Niveau ist, das modern ist, wo es keinen Mangel an irgendetwas gibt. Das landschaftlich zwar nicht sehr abwechslungsreich ist, aber die Orte, die ich besucht habe, hatten Alle etwas Spezielles, Hübsches, Angenehmes. Nichts davon hätte ich ausgelassen haben wollen.
Per Uber fuhr ich zum Flughafen, der Hupfer nach Riga war pünktlich, hier nutzte ich die Wartezeit zum Essen. Der Flieger nach Wien hatte dann gut eine Stunde Verspätung, was zwar nervig war aber auch nicht so tragisch. Ich saß in einem abermals vollen, aber dafür topmodernen nagelneuen A220 - und war knapp nach halb 8 in Wien. Müde bin ich zwar, aber meiner Erholung tat das keinen Abbruch. Die Reise war eine meiner angenehmsten in der letzten Zeit gewesen. Sie war angenehm getaktet, ich habe schöne Dinge gesehen ohne dass ich mich gestresst hätte. Ich habe gut gegessen und mich jeden Tag viel bewegt, endlos durch die Wälder auf der Kurischen Nehrung und in Trakai oder auch viele Kilometer in den Städten. Ich war im Einklang mit mir selbst und habe die Zeit ganz für mich alleine sehr genossen. Ich weiß, es gibt viele, die sagen, sie könnten niemals alleine reisen. Ich mochte es immer schon und mochte es auch diesmal, meinen eigenen Rhythmus zu leben und meinen Tag ganz nach meiner Vorstellung zu gestalten. Die Auszeit vom Job war mehr als notwendig gewesen und hat extrem gut getan.
Meine Reisetipps für Litauen werde ich demnächst nachreichen. Ich bin gerüstet - der September ist in der Arbeit nämlich nicht weniger intensiv als der Sommer. Ich hoffe trotzdem, es läuft pünktlicher und entspannter ab. Dazu hat sich mein Cousin für September angekündigt, und auch mein diesjähriges Italien-Holland-Treffen wird an einem Wochenende in Wien stattfinden. So ist also auch das bisschen Freizeit schon wieder sehr gut gefüllt.
Die nächste Reise findet im Oktober statt. Diesmal eine "echte". Es geht für 2 Wochen nach Borneo. Also endlich wieder weit weg. Mit meiner Marokko-Gruppe von 2019. Darauf freue ich mich, es ist schon genial, dass wir uns in all den Jahren nicht aus den Augen verloren haben, obwohl wir auf verschiedenen Kontinenten leben und tatsächlich gemeinsam wieder auf Tour gehen werden. In gut einem Monat ist es schon so weit. Ihr habt also auch bald wieder etwas, auf das ihr euch zumindest virtuell freuen könnt. Bis dahin - macht es gut, genießt die letzten Bilder aus Litauen und schaut noch einmal herein, falls ihr Lust auf eine Reise ins Baltikum bekommen habt, um euch Anregungen und Tipps zu holen! Bis bald!