Aber ja, die Umgebung...die kann was. Das stellte ich gleich in der Früh nach meinem Bobo-Brekkie (Joghurt aus echter Milch ;-) mit Haferflocken und frischen Früchten) fest, als ich zu Tagesbeginn den Canopy Walk auf den Felsen oberhalb des Ortes absolvierte. Hier geht es über Leitern und eine lange Hängebrücke hinauf zu einem Aussichtspunkt auf die Bucht - und die Aussicht ist, wie ihr unten sehen könnt, ein Traum. Wie man eine so herrliche Gegend mit so lieblosen Bauten wie jene El Nidos verschandeln kann, ist mir echt ein Rätsel.
Nach dem Walk nahm ich dann den Shuttle Bus zum Nacpan Beach, der zirka 20 Kilometer nördlich von hier liegt. Und der ist eine Wucht. Eine weite, 4,5 Kilometer lange, sichelförmige Bucht, feinster Sand, Palmen, blau-grünes Meer - und außer an einem kleinen Fleck um ein lokales Dorf herum mit einem Resort so gut wie keine Menschen. Herrlich. Endlich die Ruhe und Erholung, nach der ich mich gesehnt hatte, und das in einer atemberaubenden Umgebung. Nach einem langen Strandspaziergang (die gesamten 4,5 Kilometer hin und wieder retour) ließ ich mich in einer der wenigen Strandbars nieder, die abseits vom Schuss lag, aß Mittag und lag dann für ein paar Stunden unter schattigen Palmen, ging ins Step-taugliche Meer und entschleunigte. So gehört das.
Ich kehrte dann wieder mit dem Shuttle nach El Nido zurück - und hier fand ich dann noch ein tolles Seafood Restaurant mit sylischem Ambiente - so gar nicht richtig zum Ort passend. Das Essen, Fisch Maranao im Bananenblatt mit lokalen Gewürzen und eine Dunkle Schokotarte mit einem kreativen Biskuit versetzten mich bei freundlicher Bedienung in Entzücken. Endlich der erste Urlaubstag mit absolutem Begeisterungsfaktor ohne ein einziges Aber. Ich bin auch geistig angekommen auf den Philippinen nach den Anlaufschwierigkeiten.
Was fällt mir hier sonst noch auf. Wenig überraschend, aber die Philippinen sind ganz anders als andere asiatische Länder. Sie sind eine der seltenen christlichen Bastionen des Kontinents, weit über 90% der BewohnerInnen sind katholisch. Geprägt ist ihre Vergangenheit von spanischen und US-amerikanischen Einflüssen - und das merkt man. Die Menschen sind auch in ihrer Verhaltensweise weniger asiatisch zurückhaltend als mehr zugänglich und offen. Sehr nett sind sie, die Filipinos und Filipinas, hilfsbereit, zuvorkommend, vom Lifestyle her ziemlich westlich, auch sprechen so gut wie alle Englisch, das hier neben Filipino die Amtssprache ist. Man fühlt sich aufgrund des Gesamtpakets, dem westlichen Flair und der recht ausgelassenen Stimmung bei tropischer Landschaft eigentlich weniger in Asien als irgendwo auf einer Karibikinsel.
Ja, die Philippinen sind natürlich auch arm und ein Entwicklungsland, in Manila gibt es viele Slums, und viele Menschen finden nicht das Auskommen. Dazu ist das Land extrem dicht besiedelt, auf den tausenden kleinen Inseln leben über 110 Millionen Menschen. Jeder weiß es - die Philippinen sind als Folge der für viele mangelnden Perspektiven trotz guter Ausbildung ein Auswanderungsland - überall auf der Welt trifft man Leute von hier, besonders stark bei uns in Europa in Krankenpflegeberufen, in den arabischen Golfstaaten als Hausmädchen, und auch in der internationalen Schifffahrt sind sie als Crews besonders stark vertreten. Trotzdem wirkt es, als wäre das Land am Aufbruch in eine bessere Zukunft, im Gegensatz zu Afrika kann ich mit der Armut hier besser umgehen, weil sie nicht so ufer-und hoffnungslos wirkt.
Palawan ist als "The Last Frontier" und westlicher Außenposten noch einmal speziell. Im Vergleich zu anderen Inseln des Archipels bildete diese Insel früher eine Landbrücke mit Borneo, von wo sie auch besiedelt wurde. Der südlichste Fleck Palawans liegt relativ nahe am Nordostzipfel Borneos, den ich letztes Jahr besucht habe. Angeblich gab es auch hier Raubbau an der Natur, allerdings keineswegs in diesem verstörerischen Ausmaß wie auf Borneo. Palawan steht heute in großen Teilen unter Naturschutz - die tollen Riffe, die herrlichen, von Regenwald bewucherten, Berge, die weit geschwungenen Buchten - die Landschaft gefällt mir hier um vieles besser als auf der Palmöl-Plantagen verseuchten Nachbarinsel.
Morgen ziehe ich weiter. 3 Stunden von hier entfernt liegt Port Barton. Dieser Ort soll so sein, wie El Nido vor 20 Jahren war. Ein kleiner Fischerort an einem langen weiten Sandstrand, wo das Leben noch seinen ruhigen, unaufgeregten Takt geht. Es soll dort all jene hinziehen, denen es in El Nido zu laut und zu voll ist. So wie mich. Ich bin gespannt - der erste Schritt, Ruhe zu finden und auf der Reise auch Urlaub zu machen, ist mit heute getan. Port Barton hört sich ganz danach an, als könnte es genau der Ort für mich sein, an dem ich dann auch endgültig mental auf den Philippinen ankommen. Ich werde es euch wissen lassen....