Isla Floreana, Galapagos, Ecuador, 21.20 Uhr
Nacht, 25 Grad
„Der alte Mann“. In dieser Geschichte geht es um mich ;-) Ich merkte heute, dass ich alt werde. Während andere schnorcheln gehen und am Strand Musik aufdrehen, sitze ich lieber auf einer Klippe, auf der es ruhig ist, wo man die Wellen hört, auf das Meer und den Himmel starrt und den Seelöwen beim Spielen zusieht. Während andere mit Bier in der Hand gar nicht mitbekommen, wie der Ball der Sonne feuerrot hinter dem Horizont verschwindet, starre ich dieser (ebenfalls mit Bier in der Hand) fasziniert hinterher. Und später, nach dem Abendessen, während die anderen noch bei lauter Musik an der Bar sitzen, verziehe ich mich lieber an den Strand, wenn die Nacht einen gigantischen Sternenhimmel auf das Firmament zaubert. Komisch, aber ich kann mich stundenlang an solchen Naturereignissen erfreuen und bin glücklich dabei. So intensiv, wie auf dieser Reise, habe ich die Schönheit unseres Planeten selten gespürt. Und werde noch zum Poeten dabei ;-)
Wie auch immer, jedenfalls war der Tag auf Floreana wunderbar. Am Vormittag machten wir einen Ausflug ins sogenannte „Hochland“ der Insel. Wir fuhren also 10 Minuten ins Hinterland und befanden uns dann auf einer „beeindruckenden“ Höhe von etwa 300 Metern. Es gab eine kleine Wanderung, wobei wir einige Exemplare der auf Floreana endemischen Schildkröte antrafen. Das was sehr schön, während mich die Landschaft im Inselinneren auch hier nicht vom Hocker reißen konnte. Es mag sein, dass das Ökosystem unglaublich wertvoll ist, für mein Auge ist das trockene Grasland, das etwas weiter oben eine Spur grüner wird, trotzdem öd. Ich vergleiche das gern mit unseren Au Landschaften, die bestimmt für Ornithologen Paradiese sein mögen, für mich aber optisch einfach fad sind.
Nach dem Mittagessen aber, da wanderten wir die Küste entlang. Und diese ist wirklich schön – neben schwarzem Lavastein gibt es auch weiße Strandabschnitte, interessant gemischt mit rot-grüner Vegetation, vor blau-türkisem Meer. Und eine Halbinsel, die man nicht betreten darf, denn die ist den Einheimischen vorbehalten – und damit meine ich keinen der 140 menschlichen Inselbewohner sondern Seelöwen, Iguanas, Vögel. Naturschutz wird hier wirklich sehr ernst genommen – der Mensch weiß, dass er auf Galapagos nur geduldeter Eindringling ist. Ich glaube, genau das ist das Faszinierende an diesen Inseln, nicht unbedingt die landschaftlichen Highlights sondern der Erhalt der Natur in ihrer Gesamtheit und das Bewusstsein dafür.
Jedenfalls habe ich den Tag so wie in meiner Einleitung beschrieben begangen – wobei ich mich zwischendurch auch sehr nett unterhalten habe. Die meisten in der Gruppe sind auch wirklich angenehme Zeitgenossen, trotzdem genieße ich auch sehr die Momente alleine. Eigentlich kann ich gar nicht fassen, dass ich in nicht einmal einer Woche schon zu Hause sein werde – Wien und die Arbeit scheinen wenn man hier sitzt sehr weit entfernt – nicht nur räumlich sondern auch im Kopf.
Morgen ziehen wir mit dem Speedboat weiter auf unsere dritte Insel, die größte des Galapagos Archipels, nämlich Isabela. Hier leben im Hauptort Puerto Villamil immerhin 3000 Personen, im direkten Vergleich zu Floreana also eine Großstadt. Dass irgendwo auf den Inseln das Internet schnell genug für ein Blog Update ist, kann ich mir aber inzwischen irgendwie nicht mehr vorstellen. Ihr werdet fürchte ich viel auf einmal zu lesen haben, wenn ihr das hier lest ;-) Der alte Mann geht jetzt jedenfalls schlafen!