Dann hatte ich auch heute nocheinmal ein abwechslungsreiches Programm, machte ich doch zuerst einen Ausflug ins Landesinnere. Ein kleiner Canyon mit einem kleinen Wasserfall, der sich in einen glasklaren Pool ergießt, den ich in einer kurzen Wanderung erreichte, war mein erstes Ziel. Wunderbar, denn wie fast Alles auf der Baja hatte ich auch diesen für mich alleine.
Danach ging es südwärts, an die Spitze der Halbinsel. Dabei überfuhr ich den nördlichen Wendekreis (Tropico de Cancer) Richtung Tropen. Das Prinzip der markanten Linien habe ich einmal in einem Artikel im Zuge meiner Australien Reise genauer erläutert, hier könnt ihr nocheinmal nachlesen.
https://stepowitsch.weebly.com/blog/on-the-road-again
Als Vielreisender mag ich diese besonderen Punkte auf der Erde. Der nördlichste, südlichste, höchste, tiefste. Oder das Überschreiten einer Staatgrenze. Oder eben den Äquator und die Wendekreise (bzw seltener auch die Polarkreise). Irgendwie geben mir diese ein Gefühl der Größe unseres Planeten, und dass irgendetwas Konkretes passiert, wenn man sie überschreitet. Na, mag für manche etwas nerdig wirken, ich kann dadurch besser einordnen, wo ich gerade genau bin - und irgendwie ist es jedes Mal ein schönes Gefühl, so als würde man von einer Sphäre in die nächste switchen. Auf der Baja ist es so, dass wirklich genau nur die Südspitze, also Los Cabos, in der tropischen Zone liegt, der Rest in den Subtropen. Wobei das Klima und die Vegetation wie ich ja schon beschrieben habe sowieso ganz eigen sind.
Los Cabos ist die Region wo auch der wichtigste Flughafen der Baja liegt, und es ist auch der Besucher Hotspot der ansonsten ruhigen Halbinsel. Der Kontrast, als ich in Richtung San José kam, war dann auch tatsächlich ein gewaltiger. Verkehrsampeln, Stau, eine Aneinanderkettung von Tankstellen und Fast Food Ketten. Von diesen Dingen hatte ich mich komplett entwöhnt und war auch nur mäßig begeistert davon. Allerdings - San José hat wirklich ein zwar touristisches aber auch sehr hübsches Zentrum, mit einer Plaza, vielen bunten Kolonialhäusern, vielen Galerien und lauschigen Cafés. Also war es durchaus besuchenswert, wie ihr an den farbenfrohen Bildern auch gut sehen könnt.
Schließlich endete ich wieder in Los Barriles und ging noch einmal an den Strand Abendessen. Es schmeckte hervorragend - und es stimmte mich sentimental. Das Ende einer wunderschönen Reise, an ein speziell für Europäer unbekanntes Reiseziel. Ich hatte genau ein - sehr symphatisches - jüngeres Pärchen aus Deutschland getroffen in Loreto, mit dem ich mich auch etwas länger unterhalten habe - das war das einzige Deutsch, das ich seit Wien gehört hatte. Auch sonst keine Europäer, die Touristen hier kommen alle aus den USA und ein paar wenige aus Kanada. Auch ihre Zahl ist aber überschaubar und in angenehmem Rahmen, Los Cabos mal ausgenommen. Einmal noch das Meer vor Augen, einmal noch Sonne und Wärme. Es war eine herrliche Tour über eine einmalige Halbinsel, über weite Strecken hatte ich die Plätze, die ich besuchte, insbesondere die Strände, so gut wie für mich alleine. Wo hat man so einen Luxus schon.
Morgen passiert dann aber das Unvermeidliche, ich muss mich auf den Heimweg machen. Der führt mich zunächst nach Cancún, denn von der Baja gibt es nach Europa keine direkten Flüge. So habe ich zweimal zwei Stunden Flugzeit vor mir mit einer Stunde Umsteigezeit in Mexico City. Das zeigt auch schon, dass Mexiko ein großes Land ist, 4 Flugstunden und 2 Zeitzonen trennen mich von Cancún. Dadurch wird der Tag morgen auch recht kurz, nachdem ich 2 Stunden "verliere", und es wird auch schon wieder Abend sein, bis ich in Cancún ankomme. Nun, an den Ort muss ich wirklich nicht, aber von dort geht dann am Donnerstag mein direkter Heimflug, Teil 2 meines Jubiläumstickets, wieder fix gebucht in der Business Class lasse ich mich von meinen eigenen Kollegen dann in den Lockdown transportieren. Immerhin also in die Tristesse mit Stil ;-) Wobei ich nicht wirklich ganz deprimiert bin. Denn bisher gibt es keine Anstalten, dass die Grenzen wieder geschlossen werden, und selbst wenn der Lockdown wieder länger dauern sollte als jetzt kommuniziert - so habe ich im Jänner wieder 3 Wochen frei. Und diese werde ich diesmal bestimmt nicht zu Hause verplempern. Sofern es zustande kommt, ist mal eine Tour nach Sri Lanka geplant, und das lässt mich eigentlich recht freudig auch in die nähere Zukunft blicken.
Fürs Erste aber, ich denke, ihr werdet noch ein Update aus Cancún erhalten, wo ich für die eine Nacht ein Quartier in einem B&B in der Nähe des Flughafens gebucht habe. Den Bildern nach zu urteilen hat dieses einen tropischen Garten und einen Pool und wird damit hoffentlich etwas weniger rustikal sein als mein erster Zwischenstopp in Chicago an der idyllischen Verkehrskreuzung in der Betonwüste. Dann also vermutlich noch ein letztes Mal aus Mexiko, mis amigos! Hasta luego!