Im Oktober muss man sich langsam weiter nach Süden orientieren, will man irgendwo noch so halbwegs sommerliche Konditionen vorfinden – aber ich war ja eh noch nie auf den Kykladen. Weder auf Mykonos noch auf Santorin. Beides ist mir in normalen Jahren zu voll – das eine Partyinsel, das andere Kreuzfahrtschiff-Aufmarschgebiet – und zu beiden bietet Wizzair sehr billige Flüge an. Was liegt also näher, als sich für eine Woche diese Insel Kombination vorzunehmen?! Eben – gar nichts. Also – nichts wie hin, grab the opportunity!
Mykonos – da ranken sich viele Mythen drum. Jet Set Destination, Party Destination, Schwulen Destination. Teuer, Schicki-Micki. Alles so gar nicht meines eigentlich. Aber – 2020 ist alles anders. Und wenn einem schon so viele Steine bezüglich des Reisens in den Weg gelegt werden, muss man eben andererseits die sich eröffnenden Fenster nutzen, um genau solche Ziele von einer anderen Seite kennenzulernen. Gesagt, getan – ich flog also nach Mykonos. Viel habe ich noch nicht gesehen. Aber im Gegensatz zur Chalkidiki findet man hier alle Griechenland Klischees. Die Architektur der Kykladen, der Inselgruppe in der Ägäis südlich von Athen, hat das Bild Griechenlands in den Köpfen geprägt. Simple Häuser in geradlinigen, kubistischen Formen, schneeweiß gestrichen, mit blauen Dächern und Türen. Jawohl – das gibt es auf Mykonos mehr oder weniger ausnahmslos, soviel habe ich auf der kurzen Fahrt vom Flughafen hierher zu meinem Quartier schon mitbekommen. Und – mein Quartier, das ein paar Kilometer nördlich von Mykonos Stadt liegt, ist ein Hammer. Ein kleiner, Familien geführter Betrieb, herzlich, ruhig, mit einem Pool mit Blick auf das Meer, auch in normalen Zeiten fernab vom Partyrummel. Die Familie steht selbst in der Küche und kocht – Stress ist ein Fremdwort. Herrliche Temperaturen jetzt Anfang Oktober, tagsüber um die 28, am Abend über 20 – keine Hitze aber Sommer. Das Publikum sind nette Individualtouristen ohne Partyambitionen – jeglichen Alters und jetzt in den Herbstferien vor Allem aus der Schweiz. So führte das dazu, dass ich mich nach meiner Ankunft nicht mehr weg bewegte, am Pool saß, aufs Meer schaute, ein paar Biere trank, Souvlaki aß und alles andere vergaß. Nachrichtenkonsum wird hier auf ein Minimum beschränkt, das schwor ich mir gleich in diesen schönen Momenten. Wir sind hier im Freien, man sieht hier im Hotel keine Masken, man lebt einfach. Ich blühe auf – und diesen Zustand werde ich jetzt mal genießen. Natürlich dürft ihr gern wieder dabei sein und mit mir aus der Realität flüchten. We all deserved it. Mehr davon in Kürze…