Die Anreise gestaltete sich etwas mühsamer als gedacht - Etihad flog ab Wien pünktlich nach Abu Dhabi, in knappen 5 Stunden waren wir da - Mittagessen und ein recht interessanter Dokumentarfilm, und schon waren wir da. Der Anschluss für die 50 Minuten nach Muscat war dann allerdings verspätet, und so war es nach 23 Uhr Ortszeit, als ich ankam. Die Einreise dauerte dann auch noch über eine Stunde, sodass ich erst nach Mitternacht meinen Koffer hatte. Dann ging es aber reibungslos vonstatten - schnell hatte ich mein Gepäck, eine lokale SIM Karte fürs Handy und auch meinen Mietwagen. Zum gebuchten Quartier waren es dann nur 15 Minuten Fahrzeit. Dort ging ich gleich schlafen in dem Riesenzimmer und genoss nach dem Aufstehen mein Frühstück.
Ich stand auf, und die Sonne lachte. Bereit für den Tag. Ich begann gleich mit einem Highlight - dem Besuch der Sultan Qabus Moschee in Muscat. Diese wurde erst 2001 fertiggestellt und geizt nicht mit ihrer Pracht. Vor allem innen mit einem der größten Teppiche der Welt und einem riesigen Luster voller Swarovski Kristalle. Sehr beeindruckend.
Oman ist anders als die anderen Golfstaaten. Ein friedliches Land ohne Extreme. Immer seltener zu finden in dieser von Polarisierung geprägten Welt. Es gibt keinen übertrieben zur Schau gestellten Wohlstand wie in den benachbarten Emiraten Katar oder Dubai mit ihren glitzernden und künstlichen Wolkenkratzermeeren - obwohl das Land trotzdem wohlhabend ist. Es ist alles modern und sehr sauber, aber eben keine blinkende Glitzerwelt auf der Jagd nach dauernd neuen Superlativen. Es gibt aber auch keine Armut und kein Chaos wie im angrenzenden Jemen. Und keine religiöse Diktatur wie in Saudi Arabien, es herrscht Religionsfreiheit - den Kopf müssen Frauen sich nur in Moscheen bedecken. Natürlich ist der Oman ein muslimisches Land, und die meisten Omanerinnen tragen das Kopftuch, auch wenn es dazu keine staatliche Verpflichtung gibt. Dafür tragen auch fast alle Männer hier eine Kopfbedeckung zum langen Gewand - den klassischen omanischen Hut Kofia. Es gebietet als BesucherIn der Respekt, dass beide Geschlechter Kleidung tragen, die Knie und Schultern bedeckt. Die Omanis sind zurückhaltend und sehr freundlich - ebenso sollte man sich als BesucherIn verhalten. Ich gebe zu, dass lange Hose bei den Temperaturen nicht sehr angenehm zu tragen ist, das weiß man aber vorher, dass man das tun sollte, wenn man hierher reist. Insofern kann man damit leben - ich ziehe zum Frühstück und jetzt auf der Terrasse meinen Wickelrock aus Myanmar an, und ansonsten eben leichte Stoffhose statt Jeans, was es ein wenig luftiger macht. Nicht alle männlichen Touristen halten sich daran, und es gibt doch ein paar, die in Shorts herumlaufen, was von den Omanis bei Besuchern aus dem Westen schon toleriert wird. Gern gesehen ist es aber nicht, und insofern muss es auch nicht sein.
Nach der Moschee machte ich mich auf den Weg ins Landesinnere. In die alte Oasenstadt Nizwa, die erste Hauptstadt des Landes. Bekannt ist Nizwa für sein mächtiges Fort aus dem 17. Jahrhundert und die gut erhaltene Lehmarchitektur. Und ich kann euch sagen - Nizwa ist toll. Es ist hier total ruhig, beschaulich und friedlich. Die Architektur um den eher unspektakulären Souq ist phantastisch, das Fort, das ich besucht habe, äußerst beeindruckend, und die Stimmung voller Harmonie und Ruhe. Ich habe ein nettes Guesthouse direkt neben dem Fort in den engen Gassen, dessen Hauptasset eine herrliche Dachterrasse mit Blick über die Dächer der Stadt ist. Hier sitzt man, so wie eben gerade, wo ich diese Zeilen schreibe, auf bequemen Polstermöbeln und kann die Seele baumeln lassen. Auch das Abendessen nahm ich auf einer wunderbaren Dachterrasse mit Blick auf das beleuchtete Fort zu mir. Entschleunigung pur in der hektischen Vorweihnachtszeit, von der man hier einfach gar nichts mitbekommt, ebensowenig wie von den vielen hässlichen Konflikten, die zur Zeit unsere Welt erschüttern. Und das finde ich sehr gut so. Ich glaube, es wird eine schöne Woche im Oman. Natürlich halte ich euch weiter auf dem Laufenden, jetzt aber richte ich meinen Blick auf den Himmel hinauf zum vollen Mond und einigen Sternen vor der Kulisse der beleuchteten Stadt. Passend zur friedlichen Stimmung, die mich erfasst hat, verabschiede ich mich standesgemäß auf Arabisch. Salam aleikum - der Friede sei mit Euch.