Erstes Ziel war der Volcan Masaya, einer der aktivsten Vulkane Amerikas. Von ihm hatte es geheißen, dass man hier auch die Lava sehen kann. Wie ich erst oben erfuhr, ist dies aber nur im Dunklen der Fall. So sah man zwar tief in den Schlund hinein, es dampfte und rauchte und man bekam auch sofort einen Hustenreiz von den Dämpfen. Es sah auch so sehr beeindruckend aus, so tief ins Erdinnere zu blicken, trotzdem blieb ein kleiner Anflug von Enttäuschung - fließende Lava hätte ich mir schon als sehr spektakulär vorgestellt.
Das nächste, was nicht ganz meinen Erwartungen entsprach, war dann der Kunsthandwerksmarkt von Masaya. Masaya ist die Hauptstadt des Handwerks in Nicaragua, fast Alles, was es an indigener Kunst im Land zu kaufen gibt, stammt aus der Stadt und ihrer Umgebung. Ich hatte schon gelesen, dass es recht touristisch zugehen soll auf dem Markt. Hätte aber doch erwartet, hier im Kaufrausch zu schwelgen. Deshalb hatte ich mir auch umgerechnet rund 60 EUR eingesteckt und die Kreditkarte gleich im Safe gelassen, um nicht in Versuchung zu kommen, mehr zu kaufen bzw abzuheben. Nun ja, ich hätte die Karte locker mitnehmen können, denn es gab wenig, das mich anlachte - und ich gab im Endeffekt nicht einmal ein Drittel des Bargeldes aus, das ich mit hatte. Schön sind vor Allem Hängematten in Hülle und Fülle, aber für eine solche habe ich in meiner kleinen Wohnung schlicht und einfach keine Verwendung. Und der Rest war nicht so mein Fall - immerhin 2 T-Shirts im Step-Stil konnte ich ergattern. Aber in Summe hätte ich von dem Markt mehr erwartet.
Sehr nett war dann eine Rundfahrt durch die kleinen Dörfer der Umgebung. Jedes ist auf irgendetwas spezialisiert - San Juan del Oriente zum Beispiel auf Keramik oder Santa Catherina auf Pflanzen. Hier sah man viel normales Leben, und die unzähligen Blumenläden sind ein schöner Anblick. Dazu sind die Dörfer in der Gegend wesentlich weniger ärmlich - es ist bestimmt die best entwickelte Region Nicaraguas. Auch sah man dann von oben sehr schön auf die Laguna de Apoyo, den Kratersee, hinunter. Die ist fast kreisrund, umgeben von tropischem Trockenwald. Ja, auch den gibt es. Das Wasser hat eine tolle Farbe, tiefblau mit türkisen Einsprenkelungen.
An die Laguna de Apoyo fuhren wir dann hinunter - einige Resorts gruppieren sich um diese. Auch das ist der Unterschied zwischen Granada und León, der Tourismus ist hier viel mehr entwickelt, die Nationalparks wie der Masaya oder der Mombacho sind mit professionellen Zufahrten und modernen Visitors Centers ausgestattet, oder wie im Falle der Laguna gibt es Resorts, wo man mit einer Chipkarte die Konsumationen aufbucht und für die man am Ende zahlt. Also westlicher Standard. Das Resort war nicht überkandidelt und wirklich schön gelegen und auch mit einem gepflegten Garten gestaltet, am Sonntag aber auch wirklich sehr voll. So gab es keinen Platz in einer Hängematte oder an einem Tisch an der Bar, sodass wir nicht allzu lange blieben. Ich hätte mir das ruhiger vorgestellt, vielleicht war es aber auch einfach der falsche Wochentag.
Zurück in Granada, ging ich dann noch Abendessen in ein wunderbares Gartenrestaurant. Mir hat es in Granada auch sehr gut gefallen - die Häuser, die Lokale und nicht zuletzt meine Unterkunft. Ganz so den Draht wie zu Leon habe ich trotzdem nicht entwickelt, das liegt aber vielleicht auch daran, dass ich nicht so lange hier war. Das Flair hat mich einfach an Leon mehr fasziniert, auch wenn Granada optisch bestimmt hübscher ist. Die Fußgängerzone Calzada habe ich mit ihren Keilern sogar eher nervig empfunden - an den Bars dort fand ich eigentlich gar nicht Anziehendes. Wenn man mich fragt, welches die hübscheste Kolonialstadt Mittelamerikas ist, wird meine Antwort aber doch weiterhin Antigua Guatemala heißen. Da kann finde ich auch Granada nicht mit - Antigua ist mindestens so touristisch wie Granada wenn nicht mehr, aber die Lage und die gepflasterten Gassen mit den hunderten herrlichen Patios waren schon besonders schön.
Wie auch immer, trotzdem war Granada eine Reise wer und darf bei einer Nicaragua-Reise nicht fehlen. Morgen geht es weiter. Auf die Isla de Ometepe. Genau, eine Insel - genauer gesagt, eine Zwillingsinsel. Und zwar nicht im Meer, sondern inmitten des Nicaragua-Sees. Dieser Süßwassersee ist nach dem Titicacasee der zweitgrößte See Lateinamerikas, und der einzige Süßwassersee weltweit, in dem es Haie gibt. Die Zwillingsinsel, die, wie könnte es anders sein, von 2 Vulkanen geformt wurde, liegt mittendrin. Es soll dort ruhig und landschaftlich schön sein, mein Hotel liegt direkt am Seeufer. Ich werde drei Nächte auf der Insel verbringen. Ich bin gespannt und freue mich, und ich gehe davon aus, dass das WLAN funktionieren wird und ihr weiterhin teilhaben könnt an meinen Erlebnissen. In diesem Sinne lesen wir uns von der Insel!