Santiago de Chile, Chile, 21 Uhr
Sonnig, 30 Grad
Perfektes Sommerwetter heute! Blauer Himmel über weite Strecken, dazu richtig schön warm. Nur diesig war es leider trotzdem, sodass der Ausblick vom Cerro San Cristóbal eingeschränkt war. Sei es drum, ein abermals genialer Tag liegt hinter mir.
Gleich nach dem Frühstück zog ich los, in wenigen Gehminuten erreichte ich bereits meinen Treffpunkt bei der Bike Tour Company. Räder gewählt, Helme dazu (meiner war mit Wassermelone bemalt ;-)), kurze Vorstellungsrunde und los ging es. Zunächst noch ein wenig durch Bellavista mit einer paar Erklärungen zur Street Art Szene, dann zum wichtigsten Markt der Stadt, zum Vega Central de Santiago. Ihr kennt ja meine Leidenschaft für Märkte, denn das ist der Platz, an dem das wahre Herz einer Stadt schlägt, wo die Leute zusammenkommen um ihren täglichen Einkauf zu erledigen, wo es laut, bunt und chaotisch zugeht. So auch hier in Santiago. Obst und Gemüse bieten keine großen Unbekannten für uns, das reife und duftende Sommerobst ist aber dennoch eine Freude für die Sinne. Und vor Allem der Mix der Kulturen ist an Märkten stets das Spannende, so treffen hier neben chilenischen Händlern auch viele Peruaner, Venezuelaner und Haitianer aufeinander. Wir schlenderten durch die Hallen, genossen frischen Fruchtsaft, besuchten dann auch noch den Mercado Central. Das war früher der wichtigste Markt der Stadt, in einer gusseisernen Halle, heute ist es mehr der Fischmarkt und jener mit eher teureren Meeresfrüchte-Restaurants vor Allem für Touristen. Klar, dass der Vega Central das eigentliche Highlight ist, der Bauch, das Herz und die Seele der Stadt.
3 Stunden dauerte die Tour, die sehr empfehlenswert ist. Nicht, dass man besonders viel Rad fährt, die Distanzen sind nicht weit, man könnte dieselbe Strecke genauso gut zu Fuß abgehen. Trotzdem sind die Guides extrem engagiert, und man bekommt vom Rad aus auch stets einen etwas anderen Blickwinkel auf eine Stadt.
https://labicicletaverde.com/
Unsere Gruppe hatte sich nur aus 6 Personen zusammengesetzt, was eine sehr angenehme Größe war. 2 davon waren das australische Paar Fiona und Paul, mit denen ich gut ins Gespräch kam, und so beschlossen wir spontan, den Nachmittag gemeinsam zu verbringen. Sie waren gerade erst am Vorabend gelandet und noch nicht sehr ortskundig, und als sie hörten, was ich so vorhatte, schlossen sie sich gerne an. So zeigte ich ihnen noch die wesentlichen Punkte von Bellavista, ganz klar, dass ich bereits ohne Stadtplan mit einer gewissen Selbstverständlichkeit die wichtigsten Plätze von Santiago kenne und zielsicher durch die Stadt navigiere ;-) *Arrogante Minute Ende* Sie luden mich dafür auch gleich zum Mittagessen ein, was zwar nicht notwendig gewesen wäre aber doch eine sehr nette Geste war. So gestärkt, gingen wir dann daran, den Cerro San Cristóbal zu erklimmen. Eine gute halbe Stunde geht es dabei steil bergauf, und nachdem es heute doch recht heiß war, konnte man diese Aktivität durchaus als eine Art von Sport bezeichnen ;-) Der Blick von oben war dadurch, dass es trotz Sonne recht diesig war, nett aber nicht atemberaubend, die verschneiten Andengipfel mussten wir uns in unserer Phantasie zur Bühne, die hier gerade für den Papstbesuch ab Montag errichtet wird, dazu denken. Am Rückweg belohnten wir uns noch mit einem kühlen Bier im Schatten. Dann trennten sich unsere Wege….ich rastete ein wenig im Quartier…..um dann nochmal feinst Abendessen zu gehen, unter anderem Lachscarpaccio mit Shrimps, Gnocchi mit Pesto und Nüssen und Maracuja-Creme Brulée.
Der erste Teil der Reise ist nun vorbei. Und wie ihr gemerkt habt, war ich sowohl von Valparaíso als auch von Santiago wirklich begeistert, womit der Auftakt mehr als nur gelungen ist. Das Surfer Intermezzo werde ich als zwar überflüssige dafür schräge Zwischenepisode in amüsierter Erinnerung behalten.
Morgen Früh beginnt dann der nächste Reiseabschnitt. Ich besteige meinen Flieger auf die Osterinsel! Dort werde ich bis Freitag sein. Internet soll meine abermalige Airbnb Unterkunft zwar haben, aber wie schon erwähnt soll es auf der entlegenen Insel sehr langsam sein und nicht immer funktionieren. Die Praxis wird zeigen, was das bedeutet, und ob ich es schaffen werde, meine Berichte von dort hochzuladen. Falls nicht, bekommt ihr eben dann eine geballte Ladung Osterinsel auf einmal nachgereicht! Was ihr auf jeden Fall bekommt, ist unten natürlich noch mein üblicher Stadtführer zu Santiago! Bis bald!
- Eckdaten
Santiago ist die Hauptstadt Chiles und hat rund 5,3 Millionen Einwohner, der Großraum über 6 Millionen. Santiago ist also keine Kleinstadt, dafür aber doch ein kleiner Schmelztiegel der Nationen. Chile ist das wohlhabendste Land Südamerikas, und nachdem Migrationsbewegungen meist von arm zu reich stattfinden, haben sich hier insbesondere viele Peruaner angesiedelt, danach folgte in Folge der Naturkatastrophen eine große Welle an Haitianern, die man sofort an ihrem afrikanischen Äußeren erkennt. Die jüngste Zuwanderungswelle kommt aus dem gerade kollabierenden Venezuela.
- Herumkommen und Verkehr
Santiago verfügt über einen internationalen Flughafen (SCL), der sich rund 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt befindet. Eine Taxifahrt kostet ins Zentrum um die 25 EUR, mit Uber geht es auch hier billiger – 13.000 CLP (rund 20 EUR) ist in etwa der Fahrpreis.
Innerhalb der Stadt gibt es mehrere Metrolinien – nachdem die interessanten Stadtviertel alle nah beisammen liegen und somit in fußläufiger Distanz, bin ich im Endeffekt aber kein einziges Mal damit gefahren. Buslinien ergänzen das öffentliche Verkehrsnetz.
Dazu gibt es die orangenfarbenen Citybikes (Registrierung erfolgt mit Kreditkarte) und ein immer besser ausgebautes Netz an Radwegen für die innerstädtische Fortbewegung, das auch gerne genutzt wird.
- Einreise
Siehe Valpo Kapitel. Die von mir angesprochene Reciprocity Fee für Australier beträgt im Übrigen satte 117 USD, wie ich von Paul und Fiona erfahren habe!
- Infrastruktur und Strom
Hier gilt das Gleiche wie für Valparaíso. Papier darf auch in Santiago nicht in die Toilette geworfen werden. Kleine Minimarkets („Alamacenes“) sorgen neben großen Supermärkten für die Grundversorgung, frisches Obst und Gemüse wird am liebsten am Vega Central Markt eingekauft – hier ist es am besten und am billigsten.
- Sprache
Auch hier gilt das schon für Valpo Gesagte. Die Englischkenntnisse sind auch in Santiago kaum besser, und undeutlich wird auch hier gesprochen.
- Sicherheit
Die von mir erwähnten Stadtteile sind im Großen und Ganzen sicher, im Zentrum, das wirklich ein reines Geschäftszentrum ist, in dem nur wenige Menschen leben und das auch kulinarisch nicht wirklich interessant ist, sollte man sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr aufhalten, weil es dann ausgestorben ist. Im Gedränge von Märkten kann es immer zu Taschendiebstählen kommen, aber auch nicht mehr oder weniger, als das in Europa auch der Fall wäre. Generell hatte ich in Santiago nie ein ungutes Gefühl und habe mich sehr wohl gefühlt.
- Geld und Preise
Auch hier gilt das schon für Valpo gesagte, das Preisniveau in den guten Vierteln wie Lastarria ist noch ein wenig höher, während es im eher studentisch geprägten Bellavista eine Spur niedriger ist. Die Kreditkartenakzeptanz ist in der Stadt bis auf Marktstände lückenlos und bestimmt besser als bei uns – sogar Amex und Diners werden fast überall akzeptiert. Dass ein Restaurant, Café oder auch Schnellimbiss Karten nimmt, ist hier selbstverständlich, und man muss nicht immer wie bei uns extra nachfragen. Verlangt man die Rechnung, kommt der Kellner gleich automatisch mit dem Kreditkartenterminal. Sehr angenehm!
- Unterkunft
Unterkünfte gibt es in einer Metropole wie Santiago in allen Spielarten. Airbnb ist hier eine gute Möglichkeit, um zentral und günstig zu wohnen, ich war mit meiner Bleibe bei Ines mehr als zufrieden. Ich würde Lastarria auch jedem als Basis ans Herz legen, es ist zu jeder Tageszeit sicher und Freunde von Cafékultur und gutem Essen sind hier mitten im Geschehen. Hat man lieber lautes und ausschweifendes Nachtleben, ist man vermutlich im studentischeren Bellavista noch besser aufgehoben, wirklich weit sind die Distanzen aber ohnehin nicht.
- Küche
Santiago ist für Freunde guten Essens ein wunderbarer Ort. Keine Richtung, die es hier nicht gibt, besonders die peruanische Küche ist prominent vertreten, Fisch und Meeresfrüchte überall frisch und vom Feinsten, und die Auswahl an Cafés und Restaurants endlos. Speziell in Lastarria, Bellavista und Barrio Italia konzentrieren sich alle Spielarten für Foodies. In den Nobelvierteln kann man angeblich auch sehr gut, chiq - und teuer essen. Meine Lokaltipps habe ich gleich in die jeweiligen Berichte integriert.
- Klima
Santiago hat ähnliches Klima wie wir es haben, nachdem sich die Stadt 100 Kilometer von der Küste entfernt befindet, ist dieser triste Küstenneben hier auch kein Thema. Die Sommer sind ähnlich wie bei uns, meist sonnig, oft sehr heiß und relativ trocken. Die Winter werden angeblich weniger kalt als es bei uns der Fall ist. Sommer ist von Dezember bis Februar. Ich hatte in Santiago super angenehmes Sommerwetter, warm bis heiß, meist recht schön und kein Regen! Immer Shorts tauglich ;-))
- Sehenswertes
Man könnte sich in Santiago noch viel mehr ansehen, als ich es an diesem Wochenende geschafft habe. Ich wollte mich aber auch nicht stressen und bin mit meinem Programm mehr als zufrieden. Somit folgende Empfehlungen..
- Zentrum. Hier befinden sich alle wichtigen Gebäude der Stadt, von der Kathedrale über den obersten Gerichtshof bis zum Präsidentenpalast oder die Oper. Auch wenn die restlichen Gebäude zum Großteil nicht sehr interessant sind, so sollte ein Streifzug dennoch nicht fehlen. Wie schon erwähnt – bitte nur tagsüber!
- Cerro Santa Lucia – Aussichtshügel mit schönem Stadtpark mitten in der Stadt. Sehr nett zum Flanieren oder einfach nur im Gras sitzen.
- Cerro San Cristóbal – der größere Hügel, den man entweder mit Zahnradbahn oder zu Fuß von Bellavista aus erreicht. Oben thront eine Marienstatue, flankiert von einem riesigen Handymasten ;-) Zu Fuß dauert der Aufstieg je nach Fitness 30-40 Minuten, die Aussicht ist schön, an klaren Tagen bestimmt noch schöner!
- Lastarria – kleines aber feines Viertel mit Bars, Cafés und Restaurants, viel Leben und einem schönen Kulturzentrum
- Bellavista – das „junge“ Viertel mit netten Lokalen und vielen schönen Wandmalereien. Am Abend Zentrum des ausschweifenden studentischen Nachtlebens von Santiago, tagsüber nett zum Flanieren, wobei es erst ab Mittag langsam erwacht.
- Barrio Italia – wunderbar grünes Wohnviertel, das schöne Cafés, Restaurants und individuelle Geschäfte beherbergt und in dem sich bestens flanieren und mit der Seele baumeln lässt.