Cartagena, Kolumbien, 21.00 Uhr
Wolkenlos, 28 Grad
Heute habe ich den Sprung vom Frühling in den Sommer vollzogen. Wolfgang und Benita waren früh zur Stelle, um mich zum Flughafen zu bringen. Der Abschied von den Beiden war sehr herzlich, wir hatten wirklich schöne Tage miteinander verbracht.
Via Bogotá nahm ich also den Flieger nach Cartagena, für Wolfi wird dieser Urlaub mal wieder zum reinsten Festspiel, neben LH konnte ich auch bereits AV und LA Bordmagazine lukrieren, und mein Flug nach Argentinien sollte dann eines von COPA auch noch ermöglichen, wahre Raritäten für den Kenner also ;-)
Ich landete pünktlich zu Mittag in Cartagena – und es war jetzt keine Überraschung aber ja, es war ordentlich heiß. Die Sonne knallte vom strahlblauen Himmel, salzig karibische Meeresluft, verfeinert durch eine die Hitze erträglich machende Brise, umwehte meine Nase, als ich hinaus zum Taxi ging. Schon mein Klima, stellte ich sofort wieder fest ;-)
Die Taxifahrt ins Hotel dauerte gerade mal 10 Minuten, ich bezog mein Zimmer hier im Stadtteil Bocagrande. Bocagrande wird als so etwas wie das „Miami Beach“ von Cartagena bezeichnet, es besteht aus Hochhäusern auf einer Lagune, viele Hotels, Geschäfte und auch Restaurants sind hier angesiedelt, ebenso wie der Strand, der es aber nicht mal zur Bezeichnung „eh recht nett“ bringt, der ist eher unspektakulär und das Meer in diesem Abschnitt auch nicht karibisch-türkis. Ist jetzt insgesamt nichts Besonderes aber belebt und somit auch sicher, als Standort also vollkommen okay.
Ich spazierte, nachdem ich mich am Zimmer eingerichtet hatte, dann bald mal in die Altstadt von Cartagena. Diese ist UNESCO Weltkulturerbe und wird auch als die „Perle der Karibik“ bezeichnet. Und ja, ich kann es bestätigen, es ist sicher eine der schönsten Kolonialstädte, die ich je gesehen habe. Tolle Häuser mit bunten Farben, prächtigen Balkonen, umwuchert von wildem Blumenbewuchs geben schon ein einzigartiges Bild ab.
Es gibt aber auch ein Aber: Cartagena ist wohl die einzige Stadt in Kolumbien, die bisher nennenswerten internationalen Tourismus in großem Stil abbekommen hat, speziell legt fast jeden Tag irgendein Kreuzfahrtschiff hier an. Und das merkt man. Die Menschen hier sind, da wesentlich mehr mit den Nachfahren afrikanischer Sklaven durchmischt, wesentlich dunkelhäutiger als im Kaffeehochland (und der weibliche Teil auch hier nicht weniger attraktiv, damit das auch mal wieder gesagt ist ;-), vor Allem aber zwar noch freundlich aber nicht ganz so herzlich. Und es gibt, was der Tourismus als Begleiterscheinung so mit sich bringt, sehr viele ziemlich aufdringlich-lästige Straßenverkäufer, die dem gemeinen Touri andauernd irgendwas andrehen wollen, so wie das aus anderen massentouristischen Gegenden dieser Erde bekannt ist. Mir ging das ehrlich gesagt gleich ziemlich auf den Wecker, auch wenn ich sie mit ignorant-arrogantem Lächeln immer abschüttelte, so war ich das hier aus Kolumbien einfach nicht gewohnt. Ich wäre durchaus in Souvenirkauflaune gewesen, wenn man mich aber nicht schauen lässt ohne andauernd zu nerven, dann hat man, mit mir zumindest, eben Pech gehabt. Scheinbar führt diese Masche aber bei der Mehrzahl der Touristen immer noch zum Erfolg.
Noch mehr in Verruf geriet die Stadt, als ich dann dem Lonely Planet Tipp zum Abendessen folgen wollte. In dem eher nobel aussehenden Lokal wollte man mir offensichtlich keinen Tisch geben, da ich leger in Shorts gekleidet war, wie das eben bei der Hitze so üblich ist. Wenn man mir das direkt sagt, hab ich auch Verständnis dafür, mit so Argumenten wie „Es gibt erst in einer Stunde Abendessen“ obwohl offensichtlich daneben schon Leute beim Essen sitzen kann man mich dann aber richtig verärgern. Ich schüttelte nur den Kopf und warf dem noch ein englisches „Don’t take me for stupid“ nach, als ich das Lokal verließ. Nun ja, im Endeffekt war es ein Glück, denn ich landete in einer sehr gemütlichen Lokalität, einer Mischung aus Bar und Restaurant, und genoss dort in angenehmer, ungezwungener und von Musik durchtränkter Atmosphäre ein ausgezeichnetes Abendessen. So hat Cartagena für heute mal dann doch noch die Kurve gekratzt und sich nicht auf reine optische Schönheit beschränkt. Im Endeffekt brauch ich die „gspritzte Partie“ eh nicht – und ja, Benita, ich weiß du liest bestimmt mit, „gspritzt“ bedeutet auf Wienerisch so etwas wie hochnäsig-etepetete ;-)))
Apropos Lonely Planet Tipp – mit dem Lonely Planet bin ich absolut nicht zufrieden, und ich würde ihn gemeinhin als „überschätzt“ bezeichnen. Normalerweise bevorzuge ich ja Reise Know How oder dann auch noch Stefan Loose Reiseführer, im Falle Kolumbiens war der LP aber der aktuellste, und deswegen gab ich ihm eine Chance. Ich finde ihn aber unübersichtlich und lückenhaft und werde in Hinkunft in jedem Fall, selbst wenn er ein Jahr älter ist, wieder auf Reise Know How zurückkommen. Nur als kleiner Tipp am Rande für Reisefreaks….
2 ganzeTage habe ich hier jetzt, gibt noch einige Festungen und Paläste zu besichtigen, mal sehen, ob ich für den zweiten Tag dann einen Ausflug oder Ruhetag mache, daran werde ich jetzt vor dem Schlafen noch arbeiten…….