Mein geplantes Programm musste ich ein wenig zurechtstutzen. Gestern hatte nach dem Abendessen beim Auto die Anzeige für niedrigen Reifendruck aufgeleuchtet. Heute nach dem Frühstück fuhr ich daher zu einer Tankstelle, um den Druck zu checken, und tatsächlich hatte einer davon mehr als die Hälfte der Luft verloren. Kein Patschen, aber auf dem Weg dorthin. Ich pumpte ihn zwar wieder auf, musste aber doch annehmen, dass er kaputt sein könnte. So wollte ich jedenfalls nicht weit über die Autobahn zischen. Und nachdem der Flughafen ja nur 10 Minuten von meinem Quartier entfernt liegt, beschloss ich, zur Mietwagenstation zu fahren und um einen Autotausch anzufragen. Sie hatten auch tatsächlich einen Ersatzwagen für mich, ich musste allerdings eine Stunde drauf warten. Und so hatte ich insgesamt 2 Stunden verplempert - hätte schlimmer sein können, aber alles, was ich mir vorgenommen hatte, konnte ich jetzt nicht mehr unterbringen. Und so beschloss ich, dass mir die Holzboote, die es nur hier gibt, wichtiger sind als eine Kurzwanderung in ein trockenes Bergtal. Die Fahrt nach Sur dauerte auch so lange genug, wie schon erwähnt gute 2 Stunden pro Richtung. Ich picknickte kurz am Meer, sah dabei auch wild lebende Esel und nahm auch ein "Sinkhole" mit, so eine Art Doline gleich hinter der Küste. Ganz nett.
Als ich in Sur ankam, wusste ich, dass ich mich richtig entschieden hatte. Hier lernte ich eine ganz neue Seite vom Oman kennen, fernab der Modernität. Sur liegt idyllisch an einer Bucht, in der pittoresk die alten Dhows dahinschippern. Die Werkstatt besuchte ich auch und konnte so ein wenig Einblick nehmen in die Herstellung. Dann wanderte ich durch die Altstadt. Weiß getüncht schmiegen sich die Häuser an die Bucht, dazu gibt es 2 Festungen, einen Leuchtturm und als Kontrast eine neu gebaute, moderne, Hängebrücke. Ansonsten ist in Alt Sur die Zeit stehen geblieben. Hier sind wir weit weg vom reichen Sultanat Oman - es erinnerte mich mehr an Afrika, Sansibar Stadt um genau zu sein. Die alten Häuser bröckeln vor sich hin, es liegt, ganz im Gegensatz zum Rest des Landes, Müll auf den sandigen Gassen, Ziegen streifen umher und sehen sich nach Essensresten um. Dazwischen aber sieht man herrlich die alten Holztüren glänzen, manche saniert, manche verfallen. Ein eigentümliche Mischung, die ich irgendwie ganz besonders fand. Morbid einerseits, charmant andererseits. Auf wenige Orte trifft der Spruch "Charme des Verfalls" mehr zu als auf Sur. Ein spezieller Ort, und ich bin froh, ihn gesehen zu haben.
Auf dem Heimweg bin ich dann wieder an einer Shopping Mall zum Steak Essen stehengeblieben - halbwegs nette Lokale zu finden ist nicht ganz einfach hier. Aber gut, ist eben so. Es war gut, ich bin satt und zufrieden, und die Welt ist schön. Zumindest bis morgen noch. Denn am Abend checke ich auch bereits wieder ein für meinen Heimflug. Viel zu kurz war das jetzt. Am Vormittag werde ich noch in Muscat hier den Souq und Fischmarkt besuchen, und netterweise kann ich das Zimmer bis 16 Uhr behalten, sodass ich mich vor meiner Fahrt zum Airport nocheinmal duschen kann. Wieder via Abu Dhabi geht es nach Hause, wo ich Sonntag Früh eintreffen soll. Da die Wartezeit in Abu Dhabi diesmal ziemlich lange sein wird, werde ich diese vielleicht nochmal zu einem Update nutzen. Jetzt gibt es aber wieder Fotos für euch - aus Sur und von meiner Fahrt dorthin. Viel Spaß!