Die Konsequenz ist, dass man in Muscat nichts zu Fuß erreichen kann. Gleichzeitig gibt es bei einer Stadt, die nur eine Spur kleiner als Wien ist, praktisch keine öffentlichen Verkehrsmittel!!!! Ein paar Minivans, die man nicht als öffentliches Transportmittel erkennt, gibt es angeblich, aber keine Bahnlinie, die die Stadtteile miteinander verbindet, und auch keine normalen Busse verkehren. Radwege existieren ebenfalls keine. Folglich ist man hier komplett aufs Auto angewiesen, wer nicht selbst fährt, muss sich praktisch immer mit dem Taxi fortbewegen. Das ist, bei aller Modernität, die der Oman sonst ausstrahlt, echt ein Verkehrskonzept (oder eben keines), das in den 1970er Jahren stecken geblieben ist. Unfassbar. Hinten nach wie die USA. Es ist zwar alles sehr gepflegt, überall schön blühende Parks angelegt, und es gibt auch das ein oder andere zu sehen, aber Muscat hat für mich dadurch kein Flair.
Meine Unterkunft ist auch so ein Beispiel. Ein sehr nettes B&B mit allem Komfort inklusive Pool und praktisch direktem Strandzugang. Der Strand ist kein echtes Highlight, aber immerhin ruhig und man kann schön etwas spazierengehen. Das ist aber auch schon das einzige, was man unmittelbar hier tun kann. Das B&B liegt in einer ruhigen Residential Area - und egal was ich machen will - ich muss ins Auto steigen. Hätte mir in meinen 20er Jahren gut gefallen, aber genau das schätze ich heute an meiner zentralen Wohnung in Wien, dass ich nämlich absolut kein Auto für irgendwas brauche. Ich fahre im Urlaub ja gerne Auto, aber um mir das Land anzusehen und nicht für jeden kleinen Weg im Stadtverkehr. So musste ich auch jetzt am Abend zum Essen wohin fahren, ich entschied mich für die Waterfront rund 20 Minuten entfernt, die spannender klingt als sie war. Es ist im Prinzip ein kleines Einkaufszentrum mit ein paar Cafés zum Draußensitzen am Wasser - und ich aß dort auch gut.
Entsprechend privilegiert ist der Autoverkehr. Dafür, dass er das einzige ernst zu nehmende Transportmittel im Land ist, ist er eigentlich relativ moderat, selbst in Muscat hält sich das Aufkommen, trotz manchmal zähflüssigem Verkehr zu Spitzenzeiten, in erträglichen Grenzen, außerhalb der Stadt ist die Verkehrsdichte dünn. Das Land ist durchzogen mit großzügigen, breiten und durchgängig beleuchteten Autobahnen, sowohl in Muscat als auch draußen in der Wüste. Benzin kostet gerade mal an die 50 Cent pro Liter, auch wenn der Oman nicht so reich an Öl ist wie seine Nachbarstaaten. Folglich existieren so gut wie keine Kleinwagen, wo man auf Platz und Verbrauch Rücksicht nehmen müsste. Und apropos Platz - das Parken ist, selbst in Muscat, so gut wie überall gratis, und einen Parkplatz zu finden nirgends ein Problem. Ich wiederhole mich - Europa in den 70ern. Oder anders gesagt, auch wenn unser Bundeskanzler anderes behauptet - ist nicht Österreich sondern der Oman "das Autofahrerland schlechthin". Ein echtes "Verbrennerparadies"....
Weitere Beobachtungen zum Land....die Menschen sind sehr zurückhaltend und unaufdringlich - nachdem das Land reicher ist als andere arabische Staaten wie Ägypten oder Marokko, haben sie das auch nicht notwendig. Sehr freundlich und hilfsbereit sind sie durchwegs. Die Frauen sind sicher weniger diskriminiert als zum Beispiel in Saudi Arabien. Man sieht sie schon im Erwerbsleben auch - in Geschäften, beim Autoverleih, als Kellnerinnen, als Rezeptionistinnen - dennoch sind sie ganz klar in der Minderheit, der größte Teil des Geschäftslebens ist sichtbar in männlicher Hand - zur Gleichberechtigung ist es selbst im relativ liberalen Oman noch ein weiter Weg. Viele Asiatinnen arbeiten im Service - auch mein B&B wird von einer asiatischen Familie betrieben. Ob sie wirklich die Eigentümerinnen oder nur die Geschäftsführerinnen sind, habe ich noch nicht herausgefunden.
Ein riesiger Pluspunkt für mich - es gibt im Land keine Hunde. Also wirklich gar keine. Nicht einen einzigen habe ich bisher gesehen. Im Islam gelten Hunde als unrein, weswegen sie nicht als Haustiere gehalten werden. Und andererseits ist das Land nicht arm, also streunen auch keine auf den Straßen herum. Nachdem meine Hundeaffinität nie besonders ausgeprägt war und der Zwischenfall in Nicaragua das nur noch verstärkt hat, ist es für mich unglaublich angenehm, durch die Straßen zu spazieren oder eben auch durch einsame Ruinenstädte ohne Angst haben zu müssen, dass mir irgendwelche aggressiven Hunde begegnen könnten. Was viele nicht verstehen können - für mich trägt das sehr zu meinem Wohlbefinden bei!
Sonst war heute die Oper mit ihrem blühendem Park sehr beeindruckend, das Zentrum auch ganz nett anzusehen. Und mit meiner Unterkunft bin ich wie erwähnt zufrieden. In den kommenden Tagen geht es wieder in die Umgebung hinaus, da hätte ich das Auto so oder so wieder gebraucht. Muscat selbst ist also ganz okay, erfüllt mich aber nicht mit jener Begeisterung wie das, was ich sonst bisher vom Land gesehen habe. Da setzen wir dann morgen hoffentlich wieder einen drauf! Bleibt dran!