Eine besondere Perle sollte angeblich das Soca Tal sein. Ein smaragdgrüner Fluss, der in den Julischen Alpen entspringt und sich seinen Weg durch den Triglav Nationalpark nach Süden bahnt. Gesagt, getan, schlugen wir also unsere Zelte hier auf - und zwar in Kanal ob Soci, dem südlichsten größeren Ort des Tals, der schon recht italienisch anmutet. Die Orte weiter im Norden sehen hingegen noch mehr wie bei uns aus. Kanal ist sehr nett - unaufgeregt geht das Leben seinen ruhigen Lauf. Unser Guesthouse liegt neben der Kirche, und wieder daneben liegt auf dem Hauptplatz unser Stammwirt, soweit man diese Bezeichnung nach 2 Tagen schon vergeben kann. Es ist eine Mischung aus Gasthaus, Café und Bar, recht modern gestaltet und urig zugleich, wo der Stammtisch stattfindet, die lokale Bevölkerung schnell mal auf ein abendliches Bier oder einen morgendlichen Espresso vorbeikommt, junge Leute beim Aperol zusammensitzen ebenso wie sich die überschaubare Menge an Tourist:innen am Abendessen erfreut. Für Isabella gibt es Espresso um einen Euro und für uns beide ein Glas Hauswein um denselben Preis. Eine spezielle Mischung - und ein Wohlfühlort irgendwie.....
Slowenien hat in punkto Lebensstandard mächtig aufgeholt. Es war immer schon der reichste Teil des früheren Jugoslawiens, mittlerweile ist mit freiem Auge praktisch kein Wohlstandsgefälle zu Österreich mehr zu erkennen. Es ist Alles modern, sauber und gepflegt, man kommt gut auf Englisch durch, und eine Reise nach Slowenien ist heutzutage echt kein Abenteuer mehr.
Das Soca-Tal ist wirkllich sehr hübsch, wir erkundeten heute auf kurzen Wanderungen diverse Klamms, Schluchten und Wasserfälle, ließen uns bei strahlendem Spätsommerwetter von den schillernden Farben erfreuen - in Grün-und Türkistönen leuchtet das glasklare Wasser der Soca bei blauen Himmel - eine Augenweide. Wir - oder besser gesagt ich, nachdem Isabella eher auf der kühleren Wetterseite angesiedelt ist - hatten richtig Glück, so traumhafte Septembertage zu erwischen.
Die Soca heißt im übrigen auf Italienisch Isonzo - dieser Name ist vielleicht den meisten eher ein Begriff, fanden hier doch blutige und entscheidende Schlachten im Ersten Weltkrieg statt. Doch das Socatal ist heute keinesfalls ein Geheimtipp - Kanal ist noch recht authentisch, während weiter im Norden doch der Tourismus längst den Ton angibt und man keinesfalls ein Exot ist unter vielen Besucher:innen aus Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und den Niederlanden. Motorradtourismus ist aufgrund der vielen kurvigen Straßen speziell beliebt.
Angereist sind wir übrigens diesmal per Bahn nach Ljubljana. Um uns dort dann ein Auto auszuborgen. Die Fahrt mit der Bahn ist etwas für Geduldige....denn nicht nur über den Semmering zuckeln die Züge gemächlich dahin, auch ab Leibnitz Richtung Maribor ist die Strecke eingleisig, dominiert von unzähligen Baustellen. An der Grenze werden immer noch die Loks umgekoppelt - ein Anachronismus wie aus längst vergangenen Tagen. Die Hauptstrecke zwischen Maribor und Ljubljana, immerhin den zwei größten Städten des Landes, wird auf kurvigen Trassen im Schneckentempo befahren. Irgendwie zwei Welten in Europa - während in Ländern wie Frankreich, Spanien oder Italien seit Jahren bis Jahrzehnten die Züge auf High Speed Trassen dahinbrausen, ist hier immer noch Bummelzug das Motto. Während die meisten Bahnhöfe in Slowenien immerhin im Gegensatz zu den Gleisanlagen schon auf Vordermann gebracht wurden, wirkt der Hauptbahnhof Ljubljanas noch wie aus Titos Zeiten - alt, grindig, kaum Infrastruktur, beim Autoverleih dahinter eine Müllhalde hinter irgendwelchen Baucontainern. Keine Visitenkarte für das Land - und generell muss in punkto Bahnausbau in Europa noch sehr viel passieren, will man auf mittleren Strecken zu einer ernsthafen Konkurrenz für das Flugzeug werden.
Nun, wie gesagt, abgesehen von der Anreise wie aus längst vergangenen Tagen, ist Slowenien aber ein modernes europäisches Land geworden - das zu Unrecht oft nur zum Transit "missbraucht" wird. Ein Stopp hier lohnt sich durchaus....morgen werden wir das Auto wieder in Ljubljana abgeben und dort dann noch den letzten Tag unseres Kurztripps verbringen. Im Gegensatz zum Bahnhof soll die Stadt äußerst nett und lebendig sein, mein Kurzaufenthalt dort ist lange her, und er war auch zu kurz um zu behaupten, dass ich die Kapitale wirklich kennen würde. Ich werde euch also noch ein wenig mehr vom kleinen aber feinen Nachbarland demnächst hier vorstellen können. Nun aber ein paar farbintensive Bilder aus Slowenien!