Parque Tayrona, Kolumbien, 18.15 Uhr
Sonnenuntergang, 30 Grad
Also in Einem hatte ich gestern Recht: Wilmar sieht auf jeden Fall nicht so gut aus wie Nellys. Und in einem anderen Punkt hatte ich Unrecht: nämlich dass er mir wahrscheinlich mehr weiterhelfen kann als sie. Er spricht nämlich noch weniger, also eigentlich gar kein Englisch. Harol, mein heutiger Guide durch die Strände Tayronas, ist auch als einer der hiesigen Guides bekannt, die am besten Englisch sprechen. Mit Ausnahme von ein paar einzelnen Wörtern auch gar keines, das gilt hier schon als „am Besten“ (im direkten Vergleich ist Stefano in Santa Sofia wirklich ein Englischexperte ersten Ranges, nur um die Dimensionen so in etwa klar zu stellen ;-).
Nun ja, das Eco Hostal ist eigentlich kein klassisches Hostel wie das Kolibri, es ist mehr eine familiäre Lodge. Das bedeutet, dass hier zum Großteil kolumbianische Familien absteigen und eher keine allein reisenden Rucksacktouristen. Was gleichzeitig zur Folge hatte, dass ich, als ich gestern Abend allein an einem Tisch im Restaurant des Hostels saß, wenig später am Tisch der kolumbianischen Großfamilie Platz nahm. Dass Jemand allein beim Essen sitzt, geht für Kolumbianer gar nicht, und schon war ich integriert. Die beiden 10 und 12 Jährigen Töchter redeten auf mich ein, stellten mir hundert Fragen…..aber auf eine total nette Art und Weise. Die Größere lernt angeblich seit 4 Jahren Englisch in der Schule, sie verstand aber nicht mal eine einzige Frage. Manchmal würde ich ja echt gern Mäuschen spielen, wie der hiesige Englischunterricht so abläuft, dass auch junge Leute so gar nichts, nicht mal ein Wort, verstehen. Anyway, ich habe hier, da ich im Gegensatz zum Kaffeehochland Niemanden habe, mit dem ich Deutsch oder Englisch reden könnte, den ganzen Tag Spanischtraining pur. Und ich sehe irgendwie langsam Licht am Ende des Spanisch-Tunnels. Ich verstehe zumindest etwas mehr, und es gelingen mir immer öfter auch ganze Sätze, noch auf einem bescheidenen und grammatikalisch 100% falschen Niveau, aber ich merke, wie ich einzelne Dinge langsam ausdrücken kann, und ich habe zum Glück auch keine Hemmungen Fehler zu machen sondern plappere einfach drauf los. Die Sprache liegt mir jetzt echt den ganzen Tag im Ohr und das ist nicht schlecht. Es ist aber natürlich auch wahnsinnig anstrengend, von früh bis spät in einer Sprache zu kommunizieren, die man nur wenig kann, ich bin echt k.o. und schlafe bestens, sobald ich mich an den Strand, in die Hängematte oder ins Bett lege ;-) Und, das hätte ich echt nicht geglaubt, das jemals sagen zu können, dass ich bald mit Mathias Französisch sprechen darf wird eigentlich eine richtige Erholung ;-)))
Der heutige Tag war dem Parque Tayrona gewidmet, der aus Regenwald und Stränden besteht. Laut LP ist er „überlaufen“ in der Ferienzeit. Nun ja, ich hatte mir darunter so etwas Ähnliches wie Manuel Antonio in Costa Rica vorgestellt (für Nicht-Isabellas: das war der mit den „eh recht netten“ Stränden). Aber wenn in Kolumbien etwas überlaufen ist, dann hat das andere Maßstäbe, ja auf einem Abschnitt drängten sich schon recht viele Leute, ausschließlich 20 Jährige eigentlich (hm, gut, kein Wunder, in einem Land in dem sich die meisten immer noch mit 20 fortpflanzen gibt es eben immer sehr viele 20 Jährige ;-)) Ansonsten war es kein Problem, einzelne Strandabschnitte sogar wirklich einsam, einmal war ich sogar im Meer! Für die Einheimischen ist hier auch gerade „Winter“, das bedeutet dass es eine Spur weniger schwül ist und wenig regnet bei über 30 Grad – und das Meer „muy frio“ ist, sprich nur 25 Grad hat, also so, dass es meine untere Toleranzgrenze gerade noch nicht unterschreitet – sprich, endlich gibt es Menschen, die einen verstehen, wenn man bei 25 Grad das Wasser schon als ziemlich frisch empfindet ;-) War wirklich sehr schön und angenehm, 5 Stunden Wandern waren da auch dabei, und das tat insgesamt sehr gut.
Womit Nellys recht hatte, ist das „sehr langsame“ WIFI. Gestern schaffte ich es mit Ach und Krach, meine Mails abzurufen, mehr war nicht drin. Ich werde auch jetzt wieder runter zur Rezeption wandern und versuchen, wenigstens die Texte online zu kriegen, mal sehen, ob ich heute eine kurze Funkwelle erwische, die meine Worte in die Weiten des Internets befördert oder nicht……update: heute nicht mal eine langsame Verbindung ;-( Schon irgendwie komisch, so mehrere Tage ohne Internet, ich muss echt zugeben, dass mich das fast etwas unrund macht, eigentlich ja ein trauriges Zeichen……..