Cape Town, Südafrika, 23 Uhr
Heiter, 20 Grad
Heute war wieder ein sehr langer Tag. Gestern hatten wir noch die sehr nette Boat Cruise vor dem Abendessen in der Lagune von Knysna, und heute sind wir dann zeitig nach dem Frühstück gegen 7 gestartet.
Mit Ausnahme von ein paar kurzen Stopps an Aussichtspunkten zogen wir die 500 Kilometer nach Cape Town recht straff durch. Wenn man von Osten kommt, präsentiert sich die Mother City von ihrer hässlichsten Seite – endlose Meere an Townships überziehen die Cape Flats. Kein schöner erster Eindruck. Ich hatte einige davon vor 6 Jahren im Zuge meiner Township Tour besucht – und leider hat sich seither, nachdem, wie es hier aussieht, nicht viel zum Positiven verändert. Wellblechhütten in ärgstem Zustand, so weit das Auge reicht, trostlos und frei von Hoffnung wirkend. Umso schlimmer ist es, wenn man dann direkt weiter nach Constantia fährt. Eine Pracht von Vorort, grün, herrliche Weingüter mit ausgedehnten Parkanlagen die den Tafelberg umranken. Ein Maximum an Perversion – ich gebe zu, dass ich mir mit diesem Teilaspekt Südafrikas wirklich schwer tue.
Anyway, in Constantia besuchten wir dann eines der Weingüter inklusive Verkostung. Und dann fuhren wir in die Stadt ein – unser Hotel liegt hier direkt an der Victoria&Alfred-Waterfront, dem touristischen Hotspot Cape Towns. Wir steckten im Verkehr fest, Menschen in Anzügen waren am Heimweg von der Arbeit, es war laut – eigentlich keine Errungenschaften, die besonders erstrebenswert klingen, und trotzdem - es war schön. Der Tafelberg thront immer noch über einer der schönsten Städte der Welt – und man wird immer wieder verzaubert von Cape Town. Es hilft leicht dabei, die Schattenseiten dieser Metropole vergessen zu machen, wenn man unmittelbar von ihren Sonnenseiten erfasst wird. Und von diesen, ich gebe es zu, lasse ich mich sehr gerne erfassen.
Wir fuhren Abendessen in die Kloof Street – meinen Lieblingsbezirk in Cape Town. Super Cafés, coole Restaurants, ein gemischtes Publikum, alle Altersklassen und Hautfarben, Touristen und Einheimische. Ganz anders als die eher Freizeitpark mäßig daherkommende Waterfront, die eine reine Touristenenklave darstellt. So sehr ich die Natur und Ruhe der letzten Wochen genossen habe, so sehr merke ich hier, wie ich im Herzen doch ein Stadtkind bin. Im vibrierenden Leben der Kloof Street fühle ich mich einfach super wohl. So ging es uns Allen, als wir uns in einem netten Restaurant, das weder fancy noch abgefuckt sondern einfach angenehm war, an afrikanischen Wildspezialitäten erfreuten. Lebensgefühl pur hat mich da jedenfalls sofort wieder gepackt.
Morgen haben wir den letzten offiziellen Tag der Tour, für mich wird das eher relaxt, denn die Rundfahrt über die Kaphalbinsel sowie die Fahrt auf den Tafelberg, all das habe ich ja schon gesehen und freue mich sehr darauf, meine Erinnerung daran aufzufrischen.
Ich weiß jetzt schon, dass mir meine dänische „Familie“ abgehen wird. Wir haben im Laufe dieser Zeit zu einer echt netten Gruppendynamik gefunden, haben, was unseren trockenen Humor betrifft, alle die gleiche Wellenlänge und ob ich die Dänen mit ihrem Hang zum kalten Rotwein ausstänkere oder sie mich mit meiner Präferenz zu in ihren Augen zu warmem, wir gemeinsam über den „Danish Summer“ lachen oder über die hohen Berge des Landes (höchste Erhebung: 170 Meter ;-)) – der Schmäh rennt und es macht Spaß. Ich muss sagen, nach wie vor, wenn ich dabei bin, sprechen sie so gut wie nur Englisch, finde ich toll, denn so viel Rücksichtnahme würden nicht alle an den Tag legen. Vor Allem, weil ich vom Dänischen echt nicht ein Wort verstehe, ich habe versucht, ein paar Wörter auszusprechen – aber was Dänen für Laute hervorbringen, das ist mir echt unerklärlich, wie ein Kind so etwas je lernen kann ;-) Und wenn ich es versuche, lachen wir schon wieder alle ;-)
Was es aus Cape Town noch so zu berichten gibt, erfahrt ihr hoffentlich morgen!