St.Pierre, La Réunion, Frankreich, 18.35 Uhr
Schwüler Abend, 32 Grad
Es ist soweit – es geht ins Finale!
Heute habe ich noch wie angekündigt die Wasserfälle von Grand Galet besucht, die sich in mehreren Kaskaden in ein Becken mitten im Regenwald stürzen. Sieht jedenfalls wirklich sehr schön aus!
Danach suchte ich noch ein paar eh recht nette Strände auf, den weißen von Ermitage und den schwarzen von Etang. Sie liegen beide an der Westküste, dem touristischsten Teil der Insel. Was im Falle von Réunion relativ ist, abgesehen von einigen Touristen aus „France Métro“, wie Frankreich hier bezeichnet wird, trifft man auch hier nur Einheimische an. Der Strand ist ganz okay aber wirklich nichts Besonderes – dafür hatte ich gestern zu früh über das Essen gestänkert – denn genau an diesem Strand gab es ein wirklich nettes Lokal, wo ich unter Palmdächern ein kreolisches Tartar vom Thunfisch (mit Mango und Limetten) genoss – eindeutig das Highlight hier! Auch nicht billig aber es ist ja der letzte Tag. Und für den Abend habe ich dann bei einem letzten Rundgang durch St.Pierre noch in der Bäckerei gecatert – ich werde mein Baguette jetzt noch am Pool genießen.
Eine weitere Parallele zu Hawaii hat sich auf Réunion für mich auch noch offenbart – so wie Hawaii zu den USA gehört, gehört Réunion zu Frankreich – und das äußert sich darin, dass es voll entwickelt ist. Es gibt breite Autobahnen, Einkaufszentren etc und vor Allem an der Küste wie ich finde viel zu viel Verkehr. Unglaublich welche Blechlawinen sich an der Küstenstraße durch die Dörfer wälzen. Was ich damit sagen will – auch wenn Réunion noch so exotisch klingt und nur einen kleinen Punkt auf der Landkarte im Indischen Ozean darstellt – ein uriges Inselfeeling, fernab vom Schuss, hat sich bei mir nicht eingestellt. Das war mir damals in Hawaii genauso gegangen – und es ist der Punkt, der mir hier wie dort bei aller sonstigen Schönheit und Vielfalt am wenigsten gefallen hat. Vanuatu bleibt für mich in seiner paradieshaften Unverfälschtheit unerreicht.
Wie sieht es also aus – muss man Réunion gesehen haben oder nicht? Ich denke, ich kann diese Frage nicht pauschal beantworten, denn sie ist sehr typabhängig.
Die reinen Strandlieger, denen auch ein bis zwei Wochen lang nicht dabei fad wird, den ganzen Tag nichts zu tun als in der Sonne zu braten – die können sich den weiten Weg hierher definitiv sparen – mehr als „eh recht nett“ schaffen die Strände in punkto Schönheit nicht, da gibt es wahrlich interessantere Ziele.
Für Aktivurlauber ist die Insel hingegen sicher eine sehr gute Wahl – ich hätte mir noch viel mehr ansehen können, und es gibt wirklich tolle Wanderrouten, mindestens eine Woche lang kann man hier bestimmt viel unternehmen ohne Langeweile. Die landschaftliche Vielfalt ist beachtlich. Und immerhin liegt Réunion von Europa aus gesehen näher als Hawaii, dazu gibt es nur eine minimale Zeitverschiebung. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob eine ähnliche Vielfalt aus Vulkanismus, schwarzen Stränden, Wanderungen und tropischer Vegetation nicht auch zum Beispiel auf Teneriffa anzutreffen ist – nachdem ich noch nie auf den Kanaren war, weiß ich es nicht, stelle ich es mir aber etwas ähnlich vor. Nur dass es hier an der Küste sicher wärmer ist und es auf Teneriffa bestimmt mehr Touristen gibt ;-)
Für die „Kombinationsurlauber“, also jene, die gerne eine Mischung aus aktiven und Erholungstagen einlegen und gern das Beste von Beidem haben, bietet sich zum Beispiel eine Kombination aus einer Woche Wandern und Inselbesichtigung auf Réunion und nachher einer Woche Baden und Erholen auf Mauritius an. Die beiden Inseln trennen nur 45 Minuten Flug, und wenn man schon in der Gegend ist drängt sich so eine Kombination auf. Denn die Attraktionen auf Mauritius sind schnell gezählt, in 2 Tagen mit dem Auto hat man alle wesentlichen Höhepunkte abseits der Strände dort gesehen und kann dem Nichtstun frönen, ohne viel zu verpassen.
Als Conclusio bleibt, dass ich keine klare Empfehlung pro oder kontra einen Besuch auf Réunion abgeben kann, die etwas umständliche Erreichbarkeit bleibt meines Erachtens nach eine der Haupthürden, hierher zu kommen. Wenn man schon mal im Süden Afrikas ist, lohnt sich der Weg aber auf jeden Fall – als Insel selbst ist Réunion bestimmt interessanter als die reinen Badedestinationen Mauritius oder Sansibar.
Tja, und das führt mich zum letzten Punkt – um noch einmal auf die umständliche Erreichbarkeit zurückzukommen. Meine Heimreise ist eine Ausgeburt an Umständlichkeit! Da ich mein tolles Flugangebot mit Ethiopian von/bis Johannesburg hatte, muss ich auch wieder dorthin zurückfliegen, um nach Hause zu kommen. Und so darf ich morgen um 4 Uhr die gute Stunde zum Flughafen in Angriff nehmen, das Auto zurückgeben, um dann via Mauritius nach Johannesburg zu fliegen und von dort via Addis Abeba heim. Immerhin habe ich diesmal nicht so lange Wartezeiten dazwischen, 4 Flüge sind aber dennoch etwas, vor dem mir noch mehr graut als vor den Temperaturen daheim. Wie auch immer, sollte es keine Komplikationen geben, sollte ich Samstag um halb 6 Uhr Früh in Wien landen. Ob es geklappt hat, werdet ihr dann anhand meines letzten Eintrages von zu Hause aus erfahren – oder eben nicht ;-)
Einen letzten Gruß aus der Wärme!