Hazyview, Südafrika, 22.15 Uhr
Laue Sommernacht, 26 Grad
Zunächst einmal ein paar Eckdaten über Südafrika – die vielleicht auch dazu beitragen sollen, meine gestrige Euphorie etwas ins richtige Licht zu rücken. Südafrika hat zirka 50 Millionen Einwohner, die sich auf einer Fläche die etwa 3,5 Mal so groß wie Deutschland ist, verteilen. Es ist also nicht allzu dicht besiedelt. Es hat 11 offizielle Amtssprachen, deren größte Zulu mit etwas über 20% ist. Auch der aktuelle Präsident Jacob Zuma gehört dieser Volksgruppe an. Knapp dahinter folgt Xhosa, Nelson Mandela war deren wohl berühmtester Vertreter. Werden diese Sprachen zwar von der Mehrheit der Bevölkerung gesprochen, so tritt als Amtssprache nach außen hin, was Beschriftungen und Angaben betrifft, fast nur Englisch in Erscheinung. Manche Aufschriften und Bezeichnungen finden sich noch in Afrikaans, der mit dem Niederländischen verwandten Sprache der Weißen. Die Bevölkerungszusammensetzung ist: 80% Schwarz, knappe 9% weiß, 8% Coloureds, der Rest vor Allem Asiaten und Inder. Nicht nur, was die Infrastruktur betrifft, ist das Land auf westlichem Niveau, auch die Zusammensetzung der Einkommen entspricht dem unsrigen: 2 Drittel der Wirtschaftsleistung werden im Dienstleistungssektor erbracht, ein knappes Drittel in der Industrie und nur 3% in der Landwirtschaft. Die Fakten, die das Ganze aber wieder ins rechte Licht rücken, sind folgende: gut 2 Drittel der Bevölkerung lebt trotz dieser Eckdaten bei einer Arbeitslosigkeit von 35% unterhalb der Armutsgrenze, davon sind natürlich keine Weißen betroffen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 43 Jahren (vor Allem aufgrund der hohen HIV Rate!) und damit auf absolutem Drittweltniveau. Südafrika ist ein Phänomen – ein Drittweltland, dem man es nicht ansieht. So etwas ist schon einzigartig auf diesem Planeten, denn in den meisten anderen Entwicklungsländern ist die Armut auf den ersten Blick sichtbar, die Infrastruktur schwach bis gar nicht vorhanden, Services kaum existent und Alles schmutzig und vernachlässigt. Hier wird diese genauso vorhandene Armut unter der glanzvollen Oberfläche sehr gut kaschiert! Ein Kuriosum, dessen man sich immer bewusst sein sollte, wenn man über dieses herrliche Land ins Schwärmen gerät. Somit doch nicht Alles Australien…….
Das Gepäcksdrama ist tatsächlich zu einem Ende gekommen – war es, als wir am Nachmittag die hiesige Unterkunft erreichten, immer noch nicht da, so war es vor dem Abendessen während unserer ersten Pirschfahrt durch den Kruger Nationalpark endlich eingetroffen! Es war ein Moment der Erleichterung, als ich es endlich in Empfang nahm, und es war besonders toll, endlich aus der Jeans zu schlüpfen und mit Shorts und Flip Flops zum Abendessen einzureiten! Keine lange Hose mehr für die kommenden 4 Wochen, so viel steht fest!
Das Klima hier ist perfekt für meinereiner – die Tage, abgesehen von einzelnen Gewittern, sonnig und warm, die Abende hier, wo wir tiefer sind, ebenfalls so, dass man kurzärmelig draußen sitzen kann! Was für eine Wohltat in Kombination mit blühenden Hortensien und einer sattgrünen Landschaft!
Der heutige Tag war wieder ausgefüllt von Anfang bis Ende. Am Vormittag haben wir uns die Panoramaroute zu Gemüte geführt, mit traumhaftem Blick hinein in den Blyde River Canyon. Dieser ist der dritt tiefste der Welt (nach dem Grand Canyon und dem namibischen Fish River Canyon), womit ich nun mit den Top 3 der tiefsten Schluchten der Welt einen weiteren Meilenstein auf meinem Konto gutschreiben kann – somit kann meine Arroganzliste also um eine weitere Facette erweitert werden ;-) Als wir am Aussichtspunkt ankamen, lag er am Vormittag noch in dichtem Nebel, tauchte dann aus dem Nichts auf und bot einen der spektakulärsten Anblicke, die ich je gesehen habe. Unglaublich schön! Zu Mittag kehrten wir nach Graskop zurück zum Lunch im Pancake House, ehe wir weiter nach Hazyview zogen und hier unsere Lodge bezogen, die super schön und nett ist.
Am Nachmittag gab es dann einen ersten Game Drive in unserem Truck in den Kruger Nationalpark. Viele Leute sagen – wenn man die Nationalparks in Tansania gesehen hat, wirkt der Kruger wie ein Disneyland-Safari-Park. So fuhr ich mit geringen Erwartungen hinein, speziell in der jetzigen Regenzeit mit dichter Vegetation, wo sich die Tiere angeblich rar machen – und wurde positiv überrascht! Nicht nur, dass ich die Landschaft sehr nett fand und nicht vergleichbar mit der tansanischen, sondern sahen wir auch bereits Etliches an Tieren. Einige Elefanten, Büffel, Impalas. Nicht, dass das für mich jetzt etwas großartig Neues ist, aber die Tiere „in Echt“ zu sehen ist nach wie vor immer wieder etwas Besonderes!
Es folgte noch ein großartiges Abendessen im Garten unserer Lodge – jetzt bin ich bettschwer!
Morgen geht es schon um 5 Uhr los, wir werden dann mit Jeeps bis in den Nachmittag im Kruger Park unterwegs sein und bestimmt noch Einiges zu sehen bekommen! Wir verbringen also noch eine zweite Nacht hier – und nachdem auch hier das WIFI klaglos funktioniert, sollte es darüber dann morgen Neuigkeiten geben! Bis dann also!