Singapur, Singapur, 22.05 Uhr
Warme Nacht, 28 Grad
Es war heute ein insgesamt ziemlich langweiliger Reisetag. Aber besser langweilig als wie Isabella in Melbourne zu stranden, nachdem ihr Flug wegen eines technischen Defekts ausgefallen war.
Ich jedenfalls nahm wie geplant den Airport Bus direkt vor der Haustüre und war schnell am Flughafen. Es wurde mit Scoot der so ziemlich fadeste Flug meines Lebens. Scoot ist der relativ junge Billigableger der berühmten Singapore Airlines mit einer reinen modernen 787 Dreamliner Flotte – und Langstrecke mit einem Lowcoster zu fliegen war für mich ein Novum. Und kein allzu erstrebenswertes, wie ich dann feststellte. Der Sitzabstand war eigentlich recht okay, aber ansonsten zieht Scoot das Billigkonzept eiskalt bis ins letzte Detail durch. Auf einem über 7 Stunden langen Flug gibt es: keinen Web Check In, außer man fliegt ab Singapur, es gibt kein Bordentertainment Programm, nicht einmal einen allgemeinen Bildschirm mit der Flugroute drauf. Man kann sich WIFI kaufen, um sich Filme auf sein eigenes Gerät zu streamen – Auflademöglichkeit für ebendieses Gerät gibt es aber in der Eco nicht. Essen muss ebenfalls dazugekauft werden wie eingechecktes Gepäck, und nicht einmal einen Schluck Wasser gibt es in über 7 Stunden inkludiert. Ich hatte meine letzten australischen Dollar Cash in weiser Voraussicht am Melbourne Airport in ausreichend Wasser investiert, an Bord hätte eine kleine Flasche Evian (0,3l) glatte 4 Singapur Dollar (rund 3 EUR) gekostet. Wer meinen Wasserbedarf kennt, kann sich jetzt ungefähr ausrechnen, wieviel mich das zirka gekostet hätte. Ich kannte das Konzept der Lowcoster bisher nur auf Kurzstreckenflügen zwischen einer und drei Stunden Flugzeit, wo es auch in Ordnung ist, auf der Langstrecke ist es aber wirklich unpassend. Nicht einmal Wasser anzubieten finde ich eigentlich sogar eine Zumutung. Es kommt als Argument immer dieses Manager-Sprech-Blabla – so in der Richtung „es ist eine Serviceverbesserung, wenn der Kunde zu einem billigeren Preis nur das kaufen muss was er wirklich benötigt und er hätte die „Wahlfreiheit“, individuelle Bausteine dazuzukaufen“ – in Wirklichkeit ist es reine Abzocke in einer betriebswirtschaftlich dominierten Welt, Einsparungen als „Wahlfreiheit“ zu definieren. So sortierte ich eben meine Fotos, las ein wenig im Reiseführer über Singapur und starrte danach 5 Stunden in die Luft. Auch sehr schön. Ich wusste immer schon, dass Betriebswirtschaft langweilig ist, denn wenn sich eine Pseudowissenschaft wie diese in erster Linie mit Kosteneffizienz und Einsparungsmöglichkeiten befasst und deren größtes Erregungspotenzial beim Wegfall irgendeiner weiteren Kostenstelle erreicht ist, muss einem eigentlich schon per se das Gähnen kommen ;-) Auf Langstrecke hätte ich, das weiß ich jetzt, definitiv gerne eine Grundversorgung an Bord dabei und ein wenig Bordunterhaltung, seien es Filme oder Spiele oder zumindest eine Landkarte mit der aktuellen Position……
Es ging aber auch vorbei, und so landeten wir knapp vor 18 Uhr in Singapur. Einreise und Gepäck funktionierten auf dem mehrfach preisgekrönten Singapore Changi Airport rekordverdächtig schnell. Per Uber steuerte ich meine Unterkunft an – ich traue mich nach dem, was ich aus dem Fenster sah, schon jetzt zu behaupten, dass Singapur jene meiner 4 Eckpfeiler Städte ist, die sich in den letzten 10 Jahren am meisten verändert hat – die hypermoderne Skyline ist weiter gewachsen. Wie das dann im Detail aussieht, werde ich in den kommenden beiden Tagen herausfinden.
Über Airbnb wohne ich nun bei Pheely. Sie stammt aus Taiwan, ist Anfang 30 und lebt seit 3 Jahren in Singapur. Sie hat aber auch schon länger in Europa, genauer gesagt 4 Jahre lang in Paris, gelebt, hat auch Wien schon besucht und war auch vor 2 Wochen gerade erst in Melbourne. Mit anderem Wort, eine sehr gebildete und weit gereiste Person, die in einer angenehmen Gegend Singapurs, sehr zentral aber trotzdem ruhig, wohnt, und ein kleines Zimmer in ihrer Wohnung vermietet. Mein Zimmer ist zwar klein aber hell und sauber, ist mit Allem, was ich brauche, ausgestattet, und auch mein eigenes Bad und WC habe ich dabei. Wer Singapurs Hotelpreise mal angesehen hat, wird dieses Preis-Leistungs-Verhältnis schnell zu schätzen lernen – und obendrein ist Pheely, die in den neuen „Gardens by the Bay“ als Eventmanagerin arbeitet, eine unkomplizierte und sympathische Gastgeberin.
Ich war noch eine kleine Runde in der Gegend spazieren und war wieder erstaunt ob der Vielzahl an Möglichkeiten, in Singapur etwas zu essen zu bekommen, genauer gesagt war ich eher überfordert. Es gibt hier keine 16 Uhr Cafés, dafür umso mehr 24 Stunden Cafés, die rund um die Uhr geöffnet haben. Es gibt kleine und große Foodcourts mit köstlichem und unprätentiösem Streetfood a la Nudelsuppen genauso wie schöne Gourmettempel mit Küchen aus aller Welt. Ja, Singapur ist super sauber. Aber ich fand es früher nie steril und finde das auch heute nicht – denn es ist einfach „Asien light“, sprich das bunte und kulinarisch vielfältige Asien, aber ohne Dreck und Gestank. Ja, die Sauberkeit wird erreicht durch rigide Verbote mit hohen Strafen. Aber ganz ehrlich, aus der Touristenperspektive gesprochen – muss man sich wirklich eingeschränkt fühlen, weil man seinen Müll nicht auf die Straße werfen oder auf diese spucken darf? Muss man nicht, denn das mache ich daheim auch nicht – und Mistkübel gibt es hier wie Sand am Meer. Ich als Nicht-Kaugummi-Kauer vermisse den Kaugummi ebenso wenig wie mich als Nichtraucher das sehr strenge Rauchverbot betrifft.
Wie es im Detail aussieht, ob ich die alten, mir bekannten, Stadtteile wiedererkenne, und wie mir die neuen, hypermodernen, gefallen, all das erfahrt ihr dann in der morgigen wieder bebilderten Ausgabe….