Isla Floreana, Galapagos, Ecuador, 21.40 Uhr
Sternenhimmel, 25 Grad
Gestern waren wir noch gemeinsam Abendessen – und zwar auf einem Straßenmarkt. War eine recht feine Sache.
Heute nach dem Frühstück begann das Programm mit einer Wanderung in die nahe Schlucht Las Grietas. Der Weg führte entlang eines Strandes, durch Kakteenformationen und an einem Salzsee vorbei. In der Schlucht mit klarem Wasser sind auch Baden und Schnorcheln möglich, Punkte, die ich wie immer ausließ. Stattdessen sah ich auf einem kleinen Rundweg hübsche Ausblicke, Iguanas und diverse Vögel als Standardprogramm. War ganz nett, wenn auch noch nicht so ganz das Highlight. Als wir retour kamen, hatten wir rund 3 Stunden Freizeit, die ich nutzte, um Mittag zu essen, später mit ein paar Leuten von der Gruppe etwas zu trinken und durch das sonnige Puerto Ayora zu streifen. So kamen die Blüten der Bäume noch stärker zur Geltung, und auch das Meer strahlte in schönstem Türkis. Danach wartete schon das Speedboat auf uns, um uns zur kleineren Insel Floreana zu bringen. Das Meer war relativ ruhig, sodass es nicht unangenehm war, und nach rund 90 Minuten waren wir schon am Ziel.
Knapp vor Floreana sprangen Heerscharen an Delfinen um das Boot herum, die uns alle in Begeisterungsstürme versetzten. Schon von Weitem sah Floreana recht interessant aus, auch karg, aber durchsetzt von mehreren Mini Vulkankratern. Auf Floreana leben nur etwas über 140 Menschen in einem einzigen Dorf, das wir nun ansteuerten und hier von Bord gingen. Neben der Delfineskorte empfingen uns Seelöwen und bunte Iguanas am Pier. Der Ort besteht aus einer Haupt-und zwei Nebenstraßen, die von leuchtenden Flammenbäumen überzogen sind. Der Ort lebt davon, neben Fischerei und etwas Gemüseanbau, dass man hier kleine Tourismusprojekte zur Unterbringung aufgezogen hat, inklusive Verpflegung der Besucher. Das Umweltbewusstsein auf den Galapagos Inseln ist hoch, es wird sorgsam mit dem Gut Wasser umgegangen, Müll strikt getrennt und nicht verschwendet, ausschließlich lokale Produkte verwendet. Auf Floreana muss allerdings Trinkwasser importiert werden, große Wasserspender stehen zum Beispiel am Gemeindeamt, an denen sich alle ihre Flaschen auffüllen können. Wir wohnen, verstreut über den Ort, in Anbauten zu den jeweiligen Häusern der Familien. Das Zimmer hier ist hell und freundlich und von der Ausstattung auch nicht schlechter als im Hotel in Puerto Ayora. Es gibt sogar WIFI – auch wenn dieses lähmend langsam ist und ein Blog Update wohl kaum gehen wird.
Der Ort namens Puerto Ibarra verfügt auch über einen schwarzen Sandstrand, der uns als Kulisse für den Sonnenuntergang diente. Das leuchtende Schwarz des Sandes, das Blühen der Flammenbäume, das im Lichte der untergehenden Sonne besonders intensiv wirkte, dazu die Gesellschaft von Seelöwen machten den Untergang schon zu etwas Besonderem. Auch wenn es für einen wirklich leuchtend roten Himmel zu klar war, so konnten wir im Anschluss dafür von einem wunderbaren Sternenhimmel profitieren. Puerto Ayora fand ich als Ort recht nett, den ersten Begeisterungssturm auf Galapagos erlebte ich aber persönlich auf Floreana, schon die delfinige Anfahrt war außergewöhnlich schön, kombiniert mit dem eben beschriebenen Szenario ist die Atmosphäre eine besondere. Auch das von einer Familie zubereitete Abendessen war sehr fein, von einer Gemüsesuppe angefangen, frittierten Yukka Laibchen, einem wunderbaren Fisch mit Kochbananen bis hin zu einer selbst gebackenen saftigen Orangentorte mit Maracuja Eis, begleitet von frischem Baumtomatensaft (erfrischend und nicht zu vergleichen mit Saft von normalen Paradeisern!) stimmte uns das Programm auf den einheimischen Rhythmus ein.
Mauricio, unser Guide, erklärte uns dann noch das Programm für morgen. Noch bin ich nicht ganz sicher, wie zufrieden ich mit ihm bin, er kümmert sich schon um die Gruppe, seine Darstellungen des Programms etc widersprechen sich aber manchmal, sodass ich das souveräne Konzept, nach dem bisherige G-Adventure Trips abliefen, etwas vermisse. Nicht, dass irgendetwas grundsätzlich nicht funktioniert hätte bisher, aber irgendwie legt uns Mauricio nicht diesen logischen roten Faden hin, worauf wir uns vorbereiten müssen. So beginnt er mit der Wanderung, die wir machen werden, vergisst dann, zu erwähnen, welches Schuhwerk für die jeweilige Aktivität am besten geeignet ist. Plötzlich erzählt er uns irgendetwas von einem Schnorchelausflug 3 Tage später statt uns zu sagen, wo und wann wir morgen frühstücken werden. Oder zuerst sagte er tags zuvor, auf Floreana gäbe es keine Blaufußtölpel, beim Briefing für morgen meinte er, auf der Wanderung hätten wir Chancen, auch Blaufußtölpel zu sehen. Also was jetzt?! Mal sehen, wie sich das noch entwickelt.
In der Gruppe sind ein paar sehr nette und gemütliche Leute, wie beispielsweise ein Chris ähnlicher Kanadier, dessen wichtigstes Gepäckstück nicht sein Rucksack sondern stets sein Bierkarton ist, den er fast liebevoll von Insel zu Insel transportiert, und wenn er eine Quelle gefunden hat, ihn aufzufüllen, strahlt er jeweils über das gesamte Gesicht. Ein paar recht mühsame Charaktäre gibt es aber ebenfalls. Die Rede ist von 2-3 nörgelnden Personen, die sich immer noch wundern, dass an einem Strand oder in einer Schlucht in einem Nationalpark weder Toiletten noch Umkleidekabinen noch sonst eine Infrastruktur vorhanden sind und allen Ernstes fragen, was man macht, wenn man Durchfall hat oder ob man wirklich mit nassen Badesachen (die ob der Wärme sowieso gleich wieder trocken sind) zum Quartier zurückkehren müsste. Wie schrecklich! Mauricio betont hier kurz und bündig – wir sind in einem Nationalpark, der naturbelassen ist und dessen Fauna und Flora streng geschützt sind - und nicht in einem mit allerlei Schnick Schnack ausgestatteten Touristenresort – und wenn man so stark Durchfall hätte, geht man entweder nicht mit lässt ihn eben in der Natur ab. Und entweder man zieht seine Badesachen mit einem Handtuch umwickelt um oder geht halt mit nassen Sachen retour – irgendwie völlig logisch. Selbst wenn man bei uns zu Hause in den Wald geht, wird man wohl kaum mit 5 Sterne Toiletten rechnen, oder?! Manche Problemchen unserer „zivilisierten“ Welt werden mir immer fremder, ich weiß nicht, mit welchen Erwartungen die betreffenden Personen auf diese Reise gekommen sind – hier geht es gerade darum, dass nicht Alles vom Menschen diktiert wird sondern die Natur noch das Sagen hat.
Morgen jedenfalls erkunden wir Floreana und bleiben dann noch eine Nacht hier. Jede Mahlzeit nehmen wir bei einer anderen Familie ein, sodass alle davon gleichmäßig profitieren. Mir gefällt es sehr gut, ich finde, diese sanfte Entwicklung hat etwas Gutes, wir befinden uns auf Floreana weit weg vom Land Ecuador und seiner großen sozialen Kluft – sodass man hier bedenkenlos die Türe offen lassen kann. Nachdem dieser Bericht sowieso nicht online kommt, wünsch ich euch jetzt mal gar nichts außer viel Spaß mit dem Artikel vom nächsten Tag, den ihr wohl gleich im Anschluss lesen können werdet ;-)